Schlafen

20.09.2012

Der gestrige Tag darf sich gern mit dem Titel „Schlafen“ schmücken, weil ich habe genau das getan. Morgens früh in die Schule, hatte aber zum Glück nur eine Stunde.  Danach habe ich noch meinen Soll abgearbeitet und war danach ein Bett kaufen. Es ist mehr eine Liege als ein Bett, aber bestens geeignet für Besuch. Und auch nur 199 Yuan, das sind glaub ich 26 Euro. Ich war auch mit der Japanischlehrerin zusammen unterwegs, mit der verstehe ich mich sehr gut. Nur für den Rückweg haben wir uns getrennt, weil sie noch was erledigen musste. Also bin ich mit meiner Liege unterm Arm quer durch Guangzhou gelaufen. War bestimmt ein lustiges Bild. Aber an das Auffallen habe ich mich ja schon gewöhnt. Ich bin mir sogar sicher, die meisten haben die Liege gar nicht gesehen, weil sie die ganze Zeit auf mein Haar gestarrt haben 🙂

Um kurz nach 12 Uhr war ich dann zu Hause und hab mich hingelegt zum schlafen. Um halb 5 sollte ich erst wieder in der Schule sein, um die Deutschecke rechtzeitig vorzubereiten.

Die war heute nämlich für die A2-Leute gedacht, also insgesamt zwei Schüler, die das A2-Zertifikat machen wollen. A2 bezieht sich hierbei auf den europäischen Referenzrahmen, der sich von A bis C in je zwei Abstufungen unterteilt.

A1 ist das niedrigste, A2 das nächst höhere und beinhaltet eigentlich Basiskommunikation. B1 und B2 sind dann das Fortgeschrittene Niveau und ab C1 geht es schon fast in den muttersprachlichen Bereich.  Ich habe zum Beispiel C1 in Englisch, aber was Chinesisch betrifft wohl noch nicht mal A1 😉

Also ist A2 aber schon die fortgeschrittene Stufe und somit intensiver vorzubereiten. Ich habe mich da stark an ein Buch gehalten, was (genauso wie die Prüfung) „Fit in Deutsch 2“ heißt. Aus diesem Buch habe ich dann Aufgaben mit ihnen gemacht und viel mit ihnen gesprochen. Wichtig war mir hierbei deren Aussprache und Redefluss um mit den Aufgaben umzugehen. Danach habe ich dann noch ein bisschen so mit ihnen gesprochen und mir zum Beispiel das chinesische Notensystem erklären lassen.

Bei uns an der Schule ist es nämlich so, dass es pro Semester eine Prüfung gibt. Die erste zählt 20%, die im Sommersemester 80%. Insgesamt kann man in der Prüfung 100 Punkte erreichen und man brauch 60 um sie zu bestehen. Bei Englisch, Chinesisch und Mathe ist die Höchstpunktzahl bei 150 Punkten und man brauch 90 Punkte um diese zu bestehen, ansonsten fällt man durch.

Ich finde, dass eine 60%-Hürde ziemlich viel ist, aber ich habe noch keine von diesen Prüfungen gesehen, deswegen weiß ich es nicht genau.

Was ich auch nicht rausfinden konnte ist, was z.B. das ganze Jahr über abläuft. Gibt es da keine Noten? Ich werde mich weiter informieren 🙂

 

Auf jeden Fall lief die A2-Deutschecke gut und ich bin glücklich und müde nach Hause gegangen, hab mich ins Bett gelegt und noch etwas geskyped. Danach bin ich eingeschlafen, doch die Nacht war sehr unruhig.

 

Was ich hier aber noch loswerden möchte, ist das Fahrverhalten der Chinesen! Ich möchte hier keine Stereotypisierung vornehmen und keine Vorurteile schüren, denn ich bin ja eigentlich hier um Vorurteile abzubauen, aber trotzdem. Der Straßenverkehr ist einfach unglaublich! Würde mir jemand Geld geben und sagen: Hier, fahr mal durch Guangzhou mit dem Auto oder Fahrrad! Ich würde es nicht tun. Das geht mir alles zu weit.

Nicht nur, dass es hier dreistöckige Innenstadtautobahnen gibt (Ein Bild findet ihr im Bericht vom 12.09), sondern auch die Vorfahrtregelung entzieht sich mir komplett. Nach meinem Einschätzen hat der stärkere Vorfahrt: Bus vor Auto, Auto vor Motorrad, Motorrad vor Fahrrad, Fahrrad vor Fußgänger. Wenn die Fußgängerampel grün ist, fahren Motorräder und Fahrräder durch die Menschenmengen, obwohl die auch bei Grün für Autos fahren. Als Mofafahrer (usw.) hat man also immer grüne Welle, während man als Fußgänger immer Angst hat. So geht es mir zumindest.

Heute bin ich auf dem Campusgelände fast überfahren worden, weil ein Auto ohne ersichtlichen Grund plötzlich zurückgesetzt hat, während der Fahrer nicht einen Blick nach hinten oder zur Seite gemacht hat. Ein Schulkind hätte er wohl locker überfahren. Auch als ich am Nachmittag zur Schule gelaufen bin, stand vor dem Supermarkt ein parkender, weißer Sprinter. Der Motor aber war an. Der Fahrer saß auf dem Fahrersitz und schlief. Er hat tatsächlich geschlafen. Mit laufendem Motor! Ich hab echt gedacht, ich werd verrückt.

Gestern hat eine Frau beim Ausparken zurückgesetzt und einen Pfeiler mit voller Wucht mitgenommen. Das Auto hinten war völlig eingedrückt, es hat sich förmlich um diesen kleinen Stahlholm im Boden gewickelt. Die Frau fährt nach vorne, steigt aus, guckt, steigt wieder ein und fährt los als wäre es das normalste der Welt!

Oder auf dem Campus sind viele Fahrradfahrer unterwegs. Die Straßen sind sehr breit und ich laufe ganz am Rand. Wenn jetzt von hinten ein Fahrradfahrer ankommt und die restlichen 8m der Straße neben mir sind komplett frei, dann drückt der kurz vorher auf die Klingel und du musst reagieren und aus dem Weg springen. Ausweichen wäre wohl zu umständlich, denke ich. Aber wie gesagt: Fußgänger sind ganz unten in der Nahrungskette.

Und ich bin mir ganz sicher, dass ich noch viele Geschichten und Anekdoten zum Straßenverkehr sammeln kann!

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