Demonstrationen in China

16.09.2012

So etwas habe ich noch nie erlebt. Und wer hätte gedacht, dass die erste Demo, die ich live sehe, ausgerechnet hier in China sein wird?

Aber erst einmal von vorne!

Fanny hat bei mir übernachtet und wir waren für den Sonntagmorgen wieder mit Lea verabredet. Um 9.30 sollten wir sie an der Guangzhou Railway Station U-Bahn-Haltestelle treffen. Also haben wir uns zeitig fertig gemacht und haben unsere U-Bahnreise  angetreten.

Als wir dann am Treffpunkt waren, war Lea noch nicht da. Sie schreib uns aber eine SMS, dass ihr Bus nicht kommt und sie erst in ungefähr einer Stunde zu uns kommen kann. Daraufhin haben ich und Fanny gewartet, doch Lea kam nicht. Erst 75 Minuten später hat sie es zu unserem Treffpunkt geschafft und wir wussten alle nicht warum. Doch genau in diesem Moment hält die nächste U-Bahn und es steigen aus sämtlichen Linien Polizisten mit Helm, Schild und Schlagstöcken aus. Hunderte!

Und die sind alle weitergelaufen und es wurden immer mehr. Mit jeder U-Bahn kamen neue Einheiten. Die Angestellten und die Security in der U-Bahn haben sich gleich darum gekümmert die Polizisten von den Reisenden zu separieren, um einen Stau zu vermeiden. Wir sind also weitergereist nachdem wir ein paar Fotos geschossen haben. Doch auch die anderen Chinesen haben fleißig fotografiert. Lea meinte, dass sie noch nie so etwas in China gesehen hätte. Das ging wohl den meisten Chinesen so.

Wir sind dann nach Taojin, unserer Haltstelle gefahren und sind – oh Wunder – Mitten im Kern der Demo herausgekommen. Niemand konnte ahnen, dass die genau an dieser Haltestelle demonstrieren. Doch hier waren auch über 1000 Polizisten und Ordnungshüter, alle mit ihren Schilden, um die Demonstration zu überwachen. Nur wir, die nun unfreiwillig mittendrin waren, kamen nicht mehr heraus. Ich kann nicht sagen, wie viele Menschen es waren, aber auf jeden Fall viele. Und auch sehr viel Polizei. Und es war unglaublich laut. Überall Pro-China und Anti-Japan-Banner, Mao-Bilder und Spruchbänder und die Leute haben einen großen Chor angestimmt. Es war beeindruckend und beängstigend zugleich. Ich wollte aber einfach nur raus aus der Menge.

Doch mittlerweile war auch klar, warum Lea ihren Bus nicht bekommen hat, schließlich war der Straßenverkehr durch die vielen Menschen lahmgelegt.

Irgendwann haben wir es auch geschafft den Mob hinter uns zu bringen und wir sind weiter gelaufen zu unserem eigentlichen Ziel. Eine deutsche Bäckerei! Und die hieß: Backstube!

Dort gab es Ciabattabrot, Brezeln, Laugenweg, Schokocroissant, Käse wie Gouda oder Emmentaler, deutsches Bier und Bauernbrot! Oh Gott ich hab mich echt gefreut das ganze Brot zu sehen! Ewig werde ich nicht mit Toastbrot auskommen! Ich hab mir dann ein Oliven-Ciabatta und eine Brezel und ein Laugenweck mitgenommen für 30 Yuan. Also etwas unter 4€, was eigentlich recht günstig ist!

Aber es war wirklich ein Highlight!

Doch wir hatten richtig Hunger, schließlich haben wir viel Zeit verloren und es war schon Mittag. Deshalb sind wir in ein Straßen-Nudelrestaurant gegangen und haben dort Nudelsuppe, Nudeln mit einer Art Tomatensauce und Nudeln mit einer braunen Pampe gegessen. Es war sehr lecker, aber es ist letztendlich schwer zu sagen WAS GENAU ich gegessen habe 😀

Mittagessen

Mittagessen

Danach haben wir uns wieder Richtung U-Bahn aufgemacht und sind zum Chen-Familienschrein gefahren. Das Ahnenhaus des Chen-Clans ist wunderschön und in einem schönen chinesischen Stil gehalten. Besonders gefallen haben mir die berühmten Holzschnitzereien, die hier Türen, Gebälk, Torbögen und Säulen verzieren. Man sieht viele Tiere und viele Pflanzenformen und es ist einfach nur schön. Und für meinen Geschmack auch nicht zu bunt, sondern eher schlicht von den Farben her gesehen. Der Eintritt hat nur 10 Yuan gekostet und ich finde es hat sich gelohnt. Man hat viel von chinesischer Kunst und chinesischer Innenarchitektur gesehen, es gab nämlich auch eine kleine Mobiliarausstellung mit traditionellen chinesischen Möbeln.

Haupttor

 

Anlage

 

Wachsfiguren auf dem chinesischen Mobiliar

Später sind wir müde in einen McDonalds gegangen und haben dort ein McFlurry gegessen. Mit Cookies. McDonalds ist glaub ich international. Der schmeckt überall gleich, egal ob in Berlin, Würzburg oder Guangzhou.

Black and White Burger bei McDonalds

Da Fanny, aber recht früh fahren musste, sind wir dann zurück zu meiner Wohnung und sie hat ihre Sachen geholt. Sie hat dann ihre nächste U-Bahnfahrt angetreten, während ich nach Hause bin und mich an die Blogeinträge der letzten Tage gesetzt habe. Außerdem habe ich ja morgen meine erste Deutschecke-Stunde und muss meinen ersten Unterricht noch etwas vorbereiten.

Für das Abendessen habe ich es bei gebratenen Bananen belassen. Und jetzt freue ich mich nur noch auf mein Bett!

Bin ich froh, dass Montagvormittags hier keine Schule ist. So konnte ich wenigstens einmal ausschlafen dieses Wochenende!

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Eine Antwort zu Demonstrationen in China

  1. kelisidiane sagt:

    hallo sandra ,hab mich sehr über deine rückantwort gefreut. ist schon irgendwie crazy, quer durch die welt jemanden kennenzulernen und soviel zu erfahren. die welt ist halt doch klein… von den demos haben wir über spiegel online erfahren, auch in chengdu war es wohl heftig. pass gut auf dich auf! drück dir die daumen für deine erste unterrichtsstunde,das machst du bestimmt sehr gut!!! liebe grüsse christiane

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