Ein unvergessliches Frühstück

09.09.12

Ich habe es ja schon im Post von gestern erwähnt, dass das Frühstück heute nicht so der Renner war…

Aber von Anfang an. Heute Morgen sollte ich mich um 9 Uhr mit Lisa vor dem Haus treffen. Dabei habe ich auch endlich mal meine Nachbarn kennengelernt. Der Vater der Nachbarin ist auch Lehrer an der Sun-Yat-Sen Mittelschule und hat mich natürlich gleich erkannt. Unsere Unterhaltung war aber auch recht kurz, da Lisa gleich kam und wir dann vom Vater der Schülerin abgeholt wurden. Er hat uns beide dann in das „Cheers Palace Restaurant“ gefahren, einem sehr schicken Restaurant in einem sehr teuren Hotel. Dort war aber auch richtig viel los! Die Mutter und die Schülerin erwarteten uns schon und baten uns Platz zu nehmen. Wir sollten auch gleich zu essen anfangen, nachdem wir den Guangzhou Morgentee getrunken hatten, der eigentlich wie schwarzer Tee schmeckte. Auf dem Tisch standen kleine Holzschalen, die schon angefülllt waren. Ein bisschen grünes Gemüse, das aussah wie eine Mischung aus Spinat und Chinakohl, aber Lisa meinte, es wäre keins von beidem. Auch gut, es hat zumindest geschmeckt, auch wenn es sehr zäh war. Dann stand Schweinefleisch auf dem Tisch, garniert mit Gemüse. Ich sollte davon probieren und habe mir ein kleines Stückchen genommen. Dabei habe ich reingebissen und es gleich wieder raus gespuckt – sehr elegant! Das waren Schweineknochen mit Knorpel zum abnagen. 80% Knochen, 20% Knorpel. Damit hatte ich nicht gerechnet und voll zugebissen…

Den nächsten Teller habe ich großzügig umgangen, denn es waren frittierte Hühnerfüße. Die Form war eindeutig erkennbar und ziemlich eklig anzusehen. Dann war da noch ein grüne Suppe, die aussah wie eine Lauchsuppe, aber garantiert keine war, und Reisbrei. Den könnte ich ohne Bedenken essen, das hat Lisa mir gesagt. Also habe ich mir einen Schöpfer voll genommen. Es war zunächst auch ok, aber dann wurde dann bekam der ganze Brei einen eigenartigen Geschmack. Als ich Lisa fragte, was da drin ist, sagte sie alles Mögliche. Von Fischresten über Fleisch… Und genauso hat es auch geschmeckt. So stelle ich mir den Geschmack von Fischinnereien vor… Und das war es wahrscheinlich auch. Als nächstes kamen unfrittierte, sondern nur gebratene Hühnerfüße, die diesmal auch noch die passende Farbe hatten. Ich habe fast alles wieder hochgewürgt. Ich musste mich echt beherrschen. Danach kamen Reiskuchen mit Karotten und irgendetwas undefinierbar Glitschigem… Auch da war ich tapfer und habe es aufgegessen.

Was aber richtig lecker davon war, waren frittierte Garnelen im Reismantel und einer rosafarbenen Reislasur außen herum. Das war richtig gut! Auch die frittierten Eierspiralen mit Honig und Kokosnuss waren super lecker! Darin hätte ich mich am liebsten reingelegt.

Zum Abschluss kamen dann Eikuchen, also kleine Törtchen, die aussehen wie mit Eierlikör gefüllt. Im Endeffekt war es Eigelb mit Zucker. Doch das Eigelb schmeckte ungekocht und roh und war schon etwas mühsam runter zubekommen. Als dann noch vier Gelee-Rauten kamen, die wie viereckige Quittenmarmelade aussah, habe ich gestreikt. Das konnte ich nicht essen, ansonsten hätte ich kapituliert. Es war nämlich garantiert nichts Süßes! Und allein schon diese wabbelige Substanz… Nein, danke!

Man darf und kann natürlich nichts ablehnen… das ist äußerst unhöflich. Und ich finde, dass hier die Höflichkeit ihre Grenzen hat… Es ist eben etwas Neues für mich und ich brauche ein bisschen Zeit, um mich an alles zu gewöhnen. Das Essen ist bestimmt eine Spezialität, aber ich muss mich da vorsichtig herantasten.

Aber ich war eh schon „voll“ genug und wollte auch nicht mehr weiterkämpfen. Gott sei Dank kam danach auch nichts mehr.

Die Mutter zahlte und fuhr mich und Lisa zur U-Bahn-Station. Von da aus fuhren wir zurück zum Campus.

Eigentlich wollte ich nach Hause, aber ich musste mal wieder einkaufen. Mein Trinken war leer und ich hatte keinen Tee mehr zuhause. Außerdem brauchte ich einen Schwamm für das Geschirr, ein Geschirrhandtuch und WC-Reiniger und eine Klobürste. Ach, das sind alles solche kleinen Anschaffungen, an die man erst denkt, wenn man sie braucht. Morgen werde und will ich nicht einkaufen, irgendwann ist auch Schluss! Ich muss nur noch Lisa bitten, mir Kakerlakenfallen zu geben!

Den Nachmittag verbrachte ich mit Chinesisch lernen und weiterem ausruhen, Blog schreiben und Wasser trinken. Schließlich habe ich am Abend, um 18 Uhr mit Lisa und ihrem Freund getroffen und wir sind zusammen Pizza essen gegangen. Das war auch sehr gut und gar nicht so weit weg von mir. Dafür verhältnismäßig teuer…

Doch unser eigentliches Ziel war der Guangzhou Tower. Es war unglaublich. Wir waren erstmal eine halbe Stunde mit der U-Bahn unterwegs, aber es hat sich gelohnt. Wir kamen auf einem großen beleuchteten Platz heraus und um uns herum war die beleuchtete Skyline von Guangzhou. Diese liegt ganz nah am Perlfluss und vor dem Fernsehturm ist ein riesiger Park mit Lichtplatten im Boden und Springbrunnen. Es ist wirklich ein unglaublich schöner Anblick gewesen. Ich habe es versucht in Bilder einzufangen, aber dafür ist meine Kamera zu schlecht, um bei Nacht einigermaßen scharfe Bilder aufzunehmen. Doch ich werde dorthin zurückkehren und ich werde garantiert ein Bild von diesem schönen Platz malen! Das möchte ich auf jeden Fall tun!

 

 

Kanton Tower

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