Die chinesische Mauer

02.09.2012

Vor einem Jahr hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich noch in meinem 19. Lebensjahr auf der großen chinesischen Mauer stehen würde. Doch heute ist es tatsächlich dazu gekommen. Einen Tag vor meinem 19. Geburtstag um 10 Uhr sind wir vor dem Hotel losgefahren. Zunächst habe ich die Entfernung unterschätzt, doch am Ende waren wir doch 2,5 h unterwegs bis wir an der großen Mauer angekommen sind. Ich habe unterwegs ein klein wenig geschlafen bis mich die Landschaft in ihren Bann gezogen hat. Die Straße führt mitten durch ein Tal aus ganz vielen kleineren und größeren Bergen und ab und zu fand man dazwischen ein Dörfchen. Vor Allem war es noch neblig (wirklich neblig, ausnahmsweise kein Smog) und man konnte teilweise die Gipfel nicht erkennen.

Was mir ein bisschen Sorgen bereitete, war der Aufstieg auf die große Mauer. Die führt ja schließlich über die Gipfelkette. Wir starteten aber am Fuße des Jinshanling-Passes. Dieser Pass ist weniger frequentiert von Touristen und somit angenehmer und ruhiger zu laufen. Geführt wurden wir nicht von unserem Guide Berry, sondern von zwei mongolischen Bauerinnen, die dies als Nebenjob ausführen. Aber eigentlich wollten wir diese Führung gar nicht. Unser Reiseführer überließ uns ihnen und stieg einen anderen Pass hoch. Warum weiß keiner.

 

Also sind wir zur großen Mauer aufgebrochen. Man sieht sie von unten eigentlich kaum, weil alles so grün bewachsen ist, dass man gar nicht hochschauen kann. Man sieht sie lediglich aus der Ferne. Außerdem muss man ein ganzes Stückchen laufen, um zu den Treppen zu kommen. Die Stufen sind sehr schmal und unglaublich hoch. Eine Stufe hatte ungefähr 25-30cm Höhe und die Treppe war insgesamt sehr steil. Auch war es immer ein kurzer Treppenabschnitt (ca. 5 Stufen) gefolgt von einem langen ebenen Stück. Doch so legt man sehr schnell Höhenmeter zurück. Es war (für mich) sehr anstrengend, aber ich hab mich durchgebissen. Es war ja letztendlich „nur“ Treppensteigen. Dafür ist die Belohnung, wenn man oben angekommen ist, umso größer. Man kann kilometerweit sehen und den Weg der Mauer über die Gipfel verfolgen. Überall ist es grün und schön und die Luft ist super angenehm und sauber. Das einzige Problem war, dass es regnete und die Stufen AUF der Großen Mauer sehr sehr glatt und rutschig waren. Und auch hier waren die Stufen so hoch wie schon beim Aufstieg. Aber das seht ihr am besten auf den Bildern, die ich gemacht habe. Die können mehr erzählen, als ich es schreiben kann.

 

Insgesamt war es schon ziemlich beeindrucken dort oben zu stehen oder dem Pass zu folgen. Diese Mauer wurde vor so vielen Jahren von Menschenhand gebaut und das nur, um ein großes Kaiserreich zu beschützen. Und dann diese unglaubliche Länge. Das ist für mich, die schon oben drauf stand, immer noch unfassbar.

 

 

Beim Abstieg haben wir dann auch Barry wieder getroffen. Mittlerweile waren wir alle echt hungrig und meine Muskeln waren völlig überanstrengt. Meine Füße waren weich und haben gezittert von der Überbelastung. Deswegen war ich froh, dass wir uns entschieden haben, etwas zu essen. Und auch auf der Rückfahrt habe ich mich dann ausgeruht.

Um halb 9 wollten wir dann losziehen, um etwas zu essen und um in meinen Geburtstag reinzufeiern. Mit der U-Bahn sind wir dann nach Wudaokou  gefahren, einem Szene- und Clubviertel. Unsere erste Anlaufstelle war aber die Bar „Helen’s“, weil wir alle schon wieder hungrig waren. Das Positive an Helen’s ist, dass es einer westlichen Bar nachempfunden ist und man Cheeseburger, Salate oder Pizza essen konnte. Ich habe mir natürlich eine Pepperoni-Pizza gegönnt und auch gleich mal die Tabasco-Sauce an unserem Tisch leer gemacht. 🙂

Danach haben wir uns noch ein paar Cocktails getrunken bis Li Yingchen, eine Praktikantin des Goethe-Instituts, die mich auch vom Flughafen abgeholt hatte, zu uns gestoßen ist. Gemeinsam haben wir noch viel gequatscht und gefeiert. Schließlich haben wir durch puren Zufall in der Bar deutsche Studenten getroffen! Die Welt ist klein!

Wir standen so für die Toilette an und der Mann hinter uns fragte: „Where are you from?“ – „We are from Germany“ – „Hey, I’m from Germany, too – äh… Hallo!“

War wirklich ziemlich lustig. Kurz vor Mitternacht ist Anne dann verschwunden und kam erst um 23:45 wieder. Da wurde ich schon misstrauisch. Als dann um 0:00 die Musik ausging und die ganze Bar „Happy Birthday“ angestimmt hat, war das richtig richtig toll. Und dadurch, dass so viele Deutsche und generell Ausländer in der Bar waren, haben alle fleißig mitgegröllt! Es war echt sehr bewegend und auch lustig! Dann haben wir mit Sekt angestoßen und ich habe mein Geburtstagstörtchen bekommen 🙂 Und als Geschenk einen echt süßen und super nachhaltigen Becher! Ganz im Zeichen der BnE, Bildung für nachhaltige Entwicklung, die sich uns in 10 Tagen Berlin eingebrannt hat! Es war wirklich ein schöner 19. Geburtstag!

Doch das war noch nicht das Ende. Danach sind wir durch die Clubs von Peking gezogen und haben fleißig mit den Chinesen getanzt. In dieser Hinsicht sind keine kulturellen Unterschiede zu Deutschland zu erkennen 🙂

Um halb 3 haben wir dann auch das ganze Hotel aufgeweckt, bevor wir selbst ins Bett gefallen sind. Schließlich wussten wir nicht mehr in welchem Zimmer die anderen waren um haben vorsichtshalber mal an alle Türen geklopft 😉

Es war ein wirklich schöner Abend mit ganz tollen Leuten! Auch wenn ich mir am liebsten noch meine Familie und meinen Freund herbeigesehnt habe… auch jetzt noch, damit sie bei mir sein konnten. Der erste Geburtstag ohne Familie.

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