Besinnlichkeit stellt sich ein

In der Ecke meines Zimmers steht ein großer Koffer. Er wartet darauf, von mir mit den für meinen Heimaturlaub erforderlichen, sowie den aufgrund der klimatisch rauen und unwirtlichen Bedingungen in Karlovac, Kroatien, überflüssig gewordenen Kleidungsstücken sowie saisonal angepassten Präsenten für Freunde und Familie gefüllt zu werden.

Ich stelle fest, dass mich der Anblick dieses Koffers deprimiert. Dass ich ausgesprochen gut in der hohen Kunst der Prokrastination geworden bin, seit ich hier bin. Wenigstens habe ich schon meine Mitfahrgelegenheit zum Flughafen am Sonntag organisiert.

UND ICH FREUE MICH SOOOOOO SEHR AUF LEIPZIG!!!

Karlovac hat sich übrigens in ein Winterwunderland verwandelt. WeihnachtsZagreb, das Treffen mit den anderen und das Wochende im HoboBear Hostel waren so schön.

Und ich schreibe fleißig am Drehbuch, plane am Drehbuch, denke ans Drehbuch, rede über das Drehbuch. Und beobachte, wie die Figuren sich in meinem Kopf langsam von den Seiten lösen, greifbar werden, ihre eigenen Stimmen entwickeln. Alles natürlich beständig unterstützt durch frisch gebackene Plätzchen von Oma Dragica.
Nicht, dass ich keinen Spaß am Reisen mehr hätte, aber irgendwo in mir weiß ich, dass dieses schreiben, denken, Plätzchen essen, während draußen die ersten Schneeflocken fallen, ziemlich genau dem entspricht, was ich mir irgendwann vor langer Zeit mal gewünscht hatte für diesen Freiwilligendienst. Und es ist ein gutes Gefühl, dass alles, was ich mir gewünscht hab, auch geklappt hat.

Ich hab diesen Freiwilligendienst ja nicht nur gemacht, um mal rauszukommen, was anderes zu machen, die Welt zu sehen. Eigentlich wollte ich auch einfach noch ein bisschen Zeit haben. Zeit für mich, Zeit um meine Gedanken zu ordnen, kreativ zu sein. Zeit, in der ich noch nicht dauernd daran denken muss, was ich in Zukunft mache, wo ich studiere, arbeite, Geld verdiene. Insofern bin ich neben all den großartigen Abenteuern auch immer froh, wenn ich ein paar Momente für mich hab. Einfach mal herumgammeln kann. Nichts sein muss.

In der Schule werden gerade noch fieberhaft die letzten Noten gesammelt, und die Vorbereitungen für die große Weihnachtsparty am Freitag sind in vollem Gange. Mittlerweile hängen überall Lichterketten, Engel, Sterne, Christbaumkugeln. Ich habe mein Projekt erfolgreich angefangen, war bei einem Rockkonzert und hab meinen schicken Hut ausgeführt. Alles ist gut.

 

So viel für jetzt.

Bald mehr.

—Eilmeldung—Eilmeldung—Eilmeldung—

Ich bekomme (zusammen mit der wunderbaren Maschenjka) Drehbuchförderung von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.

Meine wirre, aus dem Moment geborene Schnapsidee und die abenteuerlichen Pläne, die wir gemeinsam ausgedacht haben, gelten hiermit als „Bedeutsames Projekt des Freistaates Sachsen.“

LEUTE SIND BEREIT, GELD DAFÜR ZU INVESTIEREN.

„Nichts als mein Leben“ (AT) wird entstehen.

Und ich habe einen fabelhaften neuen Hut.

 

P.S. Bin dann mal weg, feiern. Živjeli!

Von drauß` vom Walde da komm ich her…

…ich kann euch sagen, es weihnachtet sehr in Karlovac.

Weihnachtsbaum in der Schule Einer meiner schönen Sonnenuntergänge Schwäne und Wildgänse auf Zwischenstopp an der Korana Und aus zwölf Schwänen wurden zwölf Prinzen...

So richtig mit Deko und zwei riesigen Tannenbäumen, die noch ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt rumstanden, als ich das letzte Mal durch die Fußgängerzone gegangen bin. Und im Gymnasium gibts auch einen großen Weihnachtsbaum.

Normalerweise bin ich ja ein ziemlicher Weihnachtsmuffel, aber irgendwie bringt das Ausland selbst mich dieses Jahr in Stimmung. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich über Weihnachten heimfahre und dann meine ganzen Leute zu Hause wiedersehe.

Bis dahin sinds von heute an auch nur noch vierzehn Tage, was irgendwie verdammt wenig ist. Und andererseits freu ich mich so, dass es gar nicht schnell genug gehen kann.

Vorher gibts aber noch ein paar Dinge zu tun. Bei einer Deutschlehrerfortbildung, wo ich dabei war, hab ich eine der Lehrerinnen von der Wirtschaftsschule hier in Karlovac kennen gelernt. Deshalb werd ich diese Woche mal die Schule wechseln und den Wirtschaftsschülern ein bisschen was auf Deutsch erzählen. Außerdem muss ich mich jetzt mal hinsetzen und mein Handout für den Lyrikworkshop zusammenstellen und kopieren.

Das wird nämlich, wie anderswo schon festgestellt, mein Freiwilligenprojekt. Ein dadaistischer Lyrikworkshop. Warum Dadaismus? Weil im nächsten Jahr der Beginn des ersten Weltkriegs genau hundert Jahre her ist, und das Gymnasium Karlovac deshalb eine Art Projekttag zum Thema „Erster Weltkrieg“ plant. Und weil DADA (oder MERZ im Falle von Kurt Schwitters) als Reaktion auf den ersten Weltkrieg entwickelt wurde, möchte ich mich gern mit der ersten DSD-Klasse damit beschäftigen. Konkret wirds wohl darum gehen, Verbindungen zwischen kroatischer und deutscher Sprache herzustellen. Vor allem das Lautgedicht schwebt mir dabei als Form vor, weil ich dann mit den Schülern auch kleine Performances einstudieren kann. Die Neuntklässler, mit denen ich das machen will, haben ein ziemlich hohes Sprachniveau, und ich hoffe einfach, sie haben ein bisschen Spaß an der Sache. Und sehen, wie vielfältig man mit Sprache umgehen kann und dass ein Gedicht nicht immer „Fünfhebiger Jambus mit daktylischem Auftakt“ oder „Das Lied von der Glocke“ bedeuten muss.

Ansonsten hab ich dieses Wochenende wieder mal ein bisschen herumgegammelt. Das ist super, weil ich zum einen meinen versäumten Nachtschlaf nachholen kann, und andererseits auf lauter neue Ideen komme. Momentan bin ich zum Beispiel davon überzeugt, dass sich aus Hölderlins „Hyperion“ ein mächtig spannendes Drehbuch machen lässt.

So, das wars auch schon. Nach dem ganzen politischen Theoretisieren und Gemosere mal wieder ein ganz harmloser, netter, gänzlich unpolitischer Beitrag.

So viel für jetzt. Bald mehr.

 

P.S.: Wer mehr über die krotische Institution des Kaffee trinkens erfahren will, dem sei dieser sehr witzige (englische) Blog ans Herz gelegt:

Having Coffee in Croatia or Idemo na kavu

 

 

Momentaufnahme 3, oder: nach dem Referendum

Ich vermute mal, alle, die deutsche Zeitungen lesen, haben mitbekommen, wie das mit dem Referendum ausgegangen ist. Für alle anderen: bei nur 36% Wahlbeteiligung haben ungefähr 65% aller Wähler für den neuen Gesetzesentwurf gestimmt. Und nein, es ging nicht um die „Legalisierung der Homo-Ehe“. Es ging darum, zu verhindern, das auch nur die Idee einer Legalisierung der „Homo-Ehe“ in Betracht gezogen werden kann.

Die meisten jungen und/oder westlich orientierten Leute, mit denen ich geredet habe, wissen sich angesichts so viel Verbohrtheit auch keinen Rat mehr. Viele sagen auch, sie haben nichts anderes erwartet. Gestern hab ich dann gehört: „Du hast es ja gut. Du gehst zurück nach Deutschland. Wir müssen das hier aushalten“. Und natürlich bin ich in dieser Hinsicht sehr privilegiert. Ich habe nur einen Ausschnitt davon erfahren, wie es ist, in einem Land zu leben, dass in vieler Hinsicht so extrem zweigeteilt ist. Ich behaupte nicht, dass in Deutschland alles wunderbar ist, ganz im Gegenteil. Aber zumindest können mittlerweile PrideParades stattfinden, ohne das tausende Hooligans, die „Sterbt, Perverse“ schreien, von der Polizei davon abgehalten werden müssen, friedliche Demonstranten krankenhausreif zu schlagen.

Dafür lese ich dann, wie Leute aus Deutschland im Internet das Referendum in Kroatien  kommentieren und genau dieselben Hassbotschaften verbreiten wie die Referendumsbefürworter hier in Kroatien.

Tocotronic lag da schon irgendwie richtig:

Aber hier leben, nein danke.

(wobei „hier“ grade unsere ganze angeblich zivilisierte Welt einschließt)

 

P.S.: Die kroatische Regierung will jetzt die eingetragene Lebenspartnerschaft einführen. Ratet mal, wer mit einem Referendum gedroht hat…

Gospodine Snjegović und die Ungerechtigkeit dieser Welt

„Guter Titel“, um mal Walter Moers zu zitieren…

Snjegović ist mein neues Lieblingswort im Kroatischen, hat Slap eiskalt (pun intended) abgelöst. Snjegović ist der Schneemann. Setzt sich zusammen aus „snjeg“ für „Schnee“ und der gebräuchlichsten kroatischen Nachnamensendung -ović. Zum Glück fällt aber bisher noch nicht genug snjeg, dass gospodine Snjegović Karlovac einen Besuch abstatten könnte.

Raureif auf den Wiesen

Noch was, was ich gestern gelernt habe: das Kroatische kennt zwei unterschiedliche Varianten zu sagen, dass man jemanden heiratet bzw. verheiratet ist.

Muškarac je oženjen. (Der Mann ist „befraut“)

Žena je udana. (Die Frau hat sich „weggegeben“)

Und das sagt doch schon verdammt viel über Gleichberechtigung im kroatischen Sprachgebrauch aus. Wenn übrigens ein Mann einen Mann oder eine Frau eine Frau heiraten wollte, benutzte (Konjunktiv!) man trotzdem dieselben Formulierungen. Damit wird also schon dem Sprachgebrauch nach einer der beiden in die passive („weibliche“) und der andere in die aktive („männliche“) Rolle gedrängt, womit binäre Geschlechterrollen und patriarchalische Strukturen gefestigt werden.

Nun finde ich es erklärtermaßen teilweise etwas übertrieben, wie in der deutschen Sprache derzeit an alles ein _Innen oder dergleichen gehängt wird. Aber der Grundsatz „Sprache verändert das Denken“ leuchtet mir duchaus ein, und in dem oben beschriebenen Fall find ich das schon eine ziemliche krasse Ausdrucksweise, die nicht unbedingt vermuten lässt, dass wir uns im einundzwanzigsten Jahrhundert befinden. Ich mein, wenns im Altgriechischen solche Formulierungen gibt, dann ist das ja was anderes…

Aber überhaupt: So weit, sich zu überlegen, wie man zum Beispiel für LGBTQ-Menschen in der kroatischen Sprache fairere und politisch korrektere Formulierungen finden kann, ist ein großer Teil der kroatischen Bevölkerung noch nicht.

Zumindest, wenn man auf die Zahlen des aktuellen Referendums schaut, bei dem von 4,3 Millionen Kroaten etwa 749.316 für eine Volksabstimmung gestimmt haben, die zum Ziel hat, die Ehe zwischen Mann und Frau als einzig gültige Form der Ehe in der kroatischen Verfassung zu sichern. Das bedeutet (habs grade mal überschlagen), etwa jeder sechste Kroate möchte einem Teil seiner Mitmenschen die Rechte verweigern, die er selbst ohne nachzudenken in Anspruch nimmt.

Nun könnte ich grundsätzliche Betrachtungen anstellen über Sinn und Unsinn der Ehe in unserer heutigen Zeit, aber fest steht doch, dass es keinen erkennbaren Grund gibt, warum ausschließlich Frauen Männer oder Männer Frauen heiraten können sollen.

Zumindest der kroatische Regierungschef hat angekündigt, dass er bei der Volksabstimmung mit „Nein“ stimmen wird. Und viele junge Leute und die liberalen Kräfte im Land machen sich auch stark dafür. Leider ist die katholische Kirche hier immer noch sehr einflussreich, und gerade in der älteren Generation wissen viele auch gar nicht genau, wofür oder wogegen sie eigentlich stimmen, sondern glauben einfach daran, wenn die Kirche sagt, man müsse „Ja“ ankreuzen.

Und das schlimmste an der Sache? Kroatien hat bisher hier auf dem Balkan so etwas wie die Vorreiterrolle in Sachen LGBTQ-Rechte eingenommen. Was jetzt verglichen mit anderen europäischen Staaten auch nicht so wahnsinnig viel bedeutet, aber immerhin. Wenn die Kirche und die nationalistischen Verbände ihren Willen bekommen, könnte das eine Kettenreaktion auslösen, und auch die umliegenden Länder wieder (noch) weit(er) zurückwerfen.

Mal ganz davon abgesehen, dass diese Volksabstimmung ziemlich viel Geld kostet. Geld, dass der kroatische Staat vermutlich anderswo gewinnbringender einsetzen könnte. Aber der Staat hat in dem Fall nicht viel zu sagen, weil das Volk ja abstimmen will.

Irgendwie erhöht das alles nicht gerade mein Vertrauen in die Idee von Volksabstimmungen. Wenn man bedenkt, dass die meisten Leute im Grunde ziemlich blöde sind, scheints mir keine gute Idee, sie mittels direkter Demokratie über grundlegende Rechte einer ganzen Bevölkerungsgruppe entscheiden zu lassen.Und sind wir nicht alle irgendwie ein bisschen blöde? Wer kann schließlich heutzutage noch mit Gewissheit sagen, welche Nachrichten stimmen oder welchen Aussagen man glauben kann?

Dazu muss man  wissen, dass in der kroatischen Verfassung das mit den Volksabstimmungen auch nicht so richtig durchdacht wurde. Es gibt nämlich derzeit keinerlei Einschränkungen der Inhalte von Volksabstimmungen. Theoretisch kann also wirklich ALLES in Frage gestellt werden, wenn sich nur genügend Dumme finden, die ihre Unterschriften druntersetzen. Zum Glück ist das der Regierung jetzt aber aufgefallen, sodass man an einer Eilgesetzesänderung bastelt.

Für dieses Referendum kommt die Erkenntnis allerdings zu spät. Und wenn die Änderung nicht wirklich eilig durchgeführt wird, könnte das Tür und Tor öffnen für weitere Einschränkungen der Rechte von Minderheiten.

Nach aktuellen Umfragen wollen etwa 68 % aller Kroaten für das Verbot stimmen.

Sollte es uns nicht zu denken geben, dass die EU zwar für die abenteuerlichsten Fälle Regelungen und Normen kennt, aber es keine einheitlichen EU-Richtlinien über die gesetzliche Behandlung von LGBTQ-Menschen (oder Roma…) in den EU-Mitgliedsstaaten gibt? Davon abgesehen vielleicht, dass alle zugestimmt haben, dass Diskriminierung auf Basis der sexuellen Identität verboten ist.

Aber nur, weil jemand nicht diskriminiert wird, heißt das nicht, dass er auch akzeptiert, gleichberechtigt oder sogar gefördert wird. Jemanden nicht zu diskriminieren bedeutet, ihn als notwendiges Übel anzusehen, das man leider nicht loswird, aber auch nicht weiter beachtet.

Und hat ein Mensch von seinen Mitmenschen nicht etwas mehr verdient?

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

 

Mehr über das Referendum:

SZ: Rolle rückwärts in Kroatien

Deutsche Welle: Die Homo-Ehe spaltet Kroatien

Kroatisch mit Mr. W. Shakespeare

Nachdem ich jetzt erfolgreich das Älterwerden und den zunehmenden Verfall zelebriert habe, wende ich mich jetzt wieder den dringenden Problemen des Lebens zu.

Zum Beispiel dem Umstand, dass ich eigentlich mal ein kroatisches Buch lesen wollte. Nun hab ich mir zwar „Mali Princ“ ausgeliehen, aber da mich der „Kleine Prinz“ schon in der deutschen Version nur mäßig interessiert hat, konnte ich mich nie dazu bringen, das Buch auch tatsächlich zu lesen.

Dafür war ich heut in der Schulbibliothek, nachdem ich am Montag schon mal den Bestand dort gesichtet hab. Meine Wahl ist auf den guten alten „Hamlet“ gefallen, nicht nur, weil Hamlet ziemlich cool ist, sondern auch, weil ich den deutschen Text noch halbwegs im Kopf habe, und den berühmten Monolog auch auswendig kann. Da weiß ich dann wenigstens immer ungefähr, wovon grad die Rede ist.

Nun ja, man könnte argumentieren, dass es vielleicht nicht das Beste ist, Kroatisch mit Shakespeare zu lernen, weil ich ja nicht reden will wie Kroaten aus dem sechzehnten Jahrhundert. Aber da ich im Moment einfach begeistert bin, wie viele tolle neue Wörter ich dank des guten Mr. Shakespeare lerne, mach ich einfach mal weiter und gucke, was passiert.

Im Übrigen fühlte ich mich heute kurzzeitig vom kroatischen Wetter auf den Arm genommen. Es hat geschneit! Für ein paar Minuten.

Dann haben die Wettergötter offensichtlich ihren Fehler bemerkt und dem Treiben ein Ende gesetzt, weil wir ja schließlich in Kroatien sind und es hier verlässlichen Augenzeugenberichten zufolge erst Mitte Januar schneit. Also alles grad nochmal gut gegangen.

Hmm, was noch? Ich hatte gestern Schlagzeugunterricht, und hab langsam den Dreh echt raus. Den neuen Rhythmus hab ich schon ganz schnell hingekriegt! Bin jetzt am Überlegen, ob ich zurück in good old Germany nicht auch Schlagzeugunterricht nehmen soll. Ich hab zwar eigentlich keine Lust, mir ein Schlagzeug zuzulegen, und meine Nachbarn und Mitbewohner werden es mir wohl auch danken, wenn ichs nicht tue.

Aber Spaß machts schon, und man kann gut entspannen dabei.

Außerdem werd ich am nächsten Mittwoch einer zweiten Klasse mal Tocotronic vorstellen, damit sie nicht in dem Glauben weiterleben, die einzigen deutschen Musiker wären Silbermond, DJ Bobo, Christina Stürmer und Rammstein. Achtung, Schleichwerbung.

Und das wars von mir. Fasse dich kurz, das müssen auch meine Schüler lernen.

Biti, ili ne biti- to je pitanje!

So viel für jetzt.

Bald mehr.

P.S.: So schnell gehts mit dem Alter… Ich fange an, mich zu wiederholen, und merks nicht mal. Beängstigend.

P.P.S.: Im Zweifel für den Zweifel.

Beograd

Liebes Publikum, hört mich mental tief Luft holen.

 

Zehn Tage sind ne verdammt lange Zeit, um sie in einem einzigen Blogbeitrag unterzubringen.

Auf die Gefahr hin, ein bisschen narzisstisch zu wirken, fange ich also erstmal mit dem heutigen Tag, meinem 19. Geburtstag, an. Hab eine riesige Torte von Oma Dragica bekommen und meine Geschenke aus Deutschland ausgepackt. Hab mit allen, die ich gern hab, telefoniert. Und werde den Rest des Nachmittags damit verbringen, meine Lieblingsserien nachzuholen, die ich wegens des Zwischenseminars und meinen beiden Wochenenden in Beograd verpasst habe.

Überhaupt, Beograd. Ich liebe Beograd! Wunderbare Stadt mit einem tollen Flair, einer bewegten Geschichte und hauptsächlich netten Leuten. Naja, solange man nicht homosexuell ist, aber das ist hier auf dem Balkan allgemein ein schwieriges Thema. Auf dem Zwischenseminar haben wir den ausgesprochen guten (und teilweise, wenns um die Mentalität hier geht, sehr treffenden) Film „Parada“ gesehen. Da geht’s um die PrideParade von 2010, der ersten und bis dato einzigen richtigen, die in Serbien abgehalten wurde. Damals wurde die ganze Haupteinkaufsstraße, die Knez Mihalova, von Skinheads und Hooligans komplett demoliert. 200 Menschen wurden verletzt. Auch dieses Jahr hat die serbische Regierung die PrideParade in letzter Sekunde abgesagt, weil die Sicherheit der Beteiligten nicht gewährleistet werden könne. Tatsächlich hats wohl auch viel damit zu tun, dass man keine Lust hatte, wieder mal die ganze Knez Mihalova zu renovieren…

Während des Zwischenseminars waren wir auch für einen Tag in Beograd, und haben das Museum der Roma-Kultur besucht. Sehr spannend, denn in der Berichterstattung über Sinti und Roma wird ja häufig eher über sie als von ihnen selbst gesprochen. Insofern war es sehr gut, mal die Perspektive eines Angehörigen dieser in den meisten Ländern nach wie vor sozial geächteten ethnischen Gruppe zu hören. Und nein, man sagt nicht „Zigeuner“ oder „zigani“.

Obwohl es den Roma in Serbien immer noch vergleichsweise gut geht, ist ihre Situation gerade auf dem Land oft katastrophal. Und auch in Beograd gibt es Hunderttausende Roma, die ein Dasein weit unterhalb irgendwelcher Armutsgrenzen fristen.

Aber von diesen eher unschönen Seiten abgesehen ist Beograd wirklich eine spannende Stadt mit einem ganz eigenen, etwas bröckelnden Charme. Und spätestens, wenn man mal den wunderschönen Sonnenuntergang vom obersten Punkt der Festung Kalemegdan gesehen hat, und wie Novi Beograd sich rosarot färbt und die Lichter der Brücken sich in der Sava spiegeln, dann kann man diese Stadt nur lieb gewinnen. Nur ein paar Straßen weiter erinnern andererseits die Ruinen des ehemaligen Verteidigungsministeriums, das von der NATO ausgebombt wurde, an die weniger malerischen Kapitel der jüngeren Geschichte Serbiens. Auch die Ruinen eines Funkturms sind stehen gelassen worden, Mahnmal für die Opfer des Krieges.

Das Zwischenseminar in Sremski Karlovci war im Übrigen ebenfalls sehr interessant. Man glaubt immer gar nicht, wie viel man bei einem Seminar zu tun haben kann, und wie schnell so eine Woche verfliegt. Ich fand es jedenfalls eine tolle Chance, mich mit den anderen Freiwilligen aus der Region auszutauschen über ihre Erlebnisse, und die Situation in den anderen Ländern mit Kroatien zu vergleichen.

Apropos Situation in Kroatien: Ich wollte ja schon die ganze Zeit mal was über die EU schreiben, aber war mir nicht ganz sicher was, weil bisher irgendwelche wirklich sichtbaren Anzeichen für den EU-Einfluss gefehlt haben. Jetzt hab ich sie. Direkt hier, in meiner Wohnung.

Heizungsregler!

Ja, ganz richtig, bisher liefen die Heizungen nämlich einfach durchgehend, von sechs Uhr morgens bis zehn oder elf am Abend. Aber jetzt, der EU sei Dank, haben wir in der Wohnung ein Kalorimeter und können die Heizung so einstellen, wie wir das wollen. Hurra!

Und sonst? Ich hab heut den berühmten „Sein oder nicht sein“-Monolog von Hamlet auf Kroatisch gelesen. Will ich mir im Laufe der Woche mal weiter zu Gemüte führen. Zuerst hab ichs mit der Bibel probiert, aber so bibelfest bin ich nicht, und den Monolog kann ich auswendig. Ich weiß zwar nicht, obs ne gute Idee ist, mit Shakespeare Kroatisch zu lernen, weil ich dann vermutlich einen total veralteten Kauderwelsch lerne, aber für jetzt ists hilfreich, um neue Wörter zu lernen und grammatikalische Strukturen besser zu durchschauen.

Nachdem ich ja jetzt fast zehn Tage in Serbien war, kann ich übrigens feststellen, dass Serbisch zwar im Prinzip wirklich ziemlich ähnlich ist, aber von der Intonation oder der Sprachmelodie her etwas anders ist. Mir kams ein wenig härter vor, aber das ist wirklich nur ganz subjektiv.

Mein Freiwilligenprojekt wird ein dadaistischer Lyrikworkshop, über den ich gesternmorgen mehr wegwerfe.

In diesem Sinne: Jolifanto.

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

wieder irgendwas mit Zeit

Ich hatte mir für diesen Blogbeitrag eine nachgeradezu geniale Überschrift überlegt, aber leider will sie mir nicht mehr einfallen. Hatte nämlich vorgestern Abend meine hellen fünf Minuten, wo mir auf einmal lauter schlaue Sachen eingefallen sind. Hab ich manchmal.

Gestern war dafür wie zum Ausgleich ein ziemlicher Durchhänge-Tag. Das ging schon damit los, dass ich morgens fast zu spät gekommen bin, obwohl ich fünf Minuten früher als sonst aus dem Haus gegangen bin, um pünktlich zu sein. Und nach diesem glorreichen Start und angesichts des wirklich gruseligen Wetters hier (alle Deutschen können sich jetzt vergnügt die Hände reiben… und alle in wärmeren Gefilden auch) hat dann auch mein Gedächtnis seinen Dienst quittiert, sodass ich so ungefähr alles, was ich gestern erledigen wollte/musste vergessen hab. Wenigstens meinen PIN hab ich mir aber gemerkt, also verfüge ich über die nötigen Finanzmittel für meine Reise nach Belgrad und Sremski Karlovci. Mal davon abgesehen, dass das Geld in Serbien noch weniger wert ist (1 € =114 serbische Dinare) als der Kuna (1 €= 7 HRK).

Dann hab ich einen schönen, in Miniaturschrift geschriebenen Brief von meiner Lieblingsgriechin aus Deutschland bekommen, und kann deshalb vermelden, dass die Auslieferung per Luftpost nur noch fünf Tage dauert.

Und natürlich will ich auch nicht die beiden Briefe von der lieben Tanja unter den Tisch fallen lassen, die ihren Weg hierher gefunden haben.

Ich hatte noch ein sehr deprimierendes Thema geplant, nämlich den Krieg und seine Folgen, aber irgendwie wird mir das glaub ich zu literarisch für diesen Blog, weswegen ich das lieber zu Papier bringe und anderweitig nutze.

Apropos zu Papier bringen: Habe nach einem wunderbar entspannten Faulenzer-Sonntag noch fünf neue Seiten für Band 2 geschrieben, bin also jetzt bei 220 Seiten. Und für Band 1 gibt’s auch eine neue Szene, die ich demnächst einarbeiten muss. Ein Gedicht ist heute auch noch entstanden.

Da ich eh grad am rückwärts-erzählen bin, mach ich gleich weiter. Vorgestern war ich noch in einer (sehr netten) vierten Klasse, die mich echt noch nicht kannte. Weiß nicht, was die die letzten zwei Monate gemacht haben…

Letztes Wochenende hab ich meine ganzen Einladungen entgegen genommen, Freitag bei einer Schülerin, mit der ich mich angefreundet hab und die sehr gut Deutsch spricht. Ihre Mutter ist Deutschlehrerin und auch unheimlich freundlich; ich hatte einen sehr schönen Abend.

Am Samstagmittag hat mich dann eine liebe Kollegin aus der Schule zum Essen bei ihrer Familie eingeladen. Sie wohnt mit ihren Eltern und ihrem Freund in einem Dorf etwas außerhalb von Karlovac, wo viele Zagreber ihre Wochenendhäuser haben. Die Eltern haben lange im Ausland und in der Gastronomie gearbeitet, entsprechend war das Essen also nicht nur sehr reichlich, sondern wirklich lecker und es gab richtig viel Gemüse aus eigenem Anbau. In der kroatischen Küche ist Gemüse nämlich normalerweise nicht so populär. Fleisch und Frittiertes und Fettiges gibt’s dafür in allen Variationen. Ich glaub, ich muss wirklich Vegetarier werden, wenn ich zurück in Deutschland bin, da ich meinen Lebensvorrat an Fleisch vermutlich in diesen sechs Monaten decken werd.

Heute hatte ich dann noch Spaß auf der Post, weil ich mein Geburtstagspaket abgeholt hab. Und damit jetzt keine Verwirrung entsteht: Mein Geburtstag ist erst am 25. November (jetzt wissen es alle), aber meine treusorgenden Eltern haben die Geschenke lieber rechtzeitig losgeschickt. Da ich fast jede Woche bisher die Post aufgesucht hab, um Briefe zu verschicken, dachte ich, es sollte kein Problem sein, ein Päckchen zu holen. Auch wenn die Post besagtes Päckchen leider nicht einfach in die kleine Poststation um die Ecke gebracht hat,sondern ins Postzentrum – sodass ich also, kaum zu Hause angekommen, wieder losmusste, obwohl ich auf dem Heimweg sogar dort vorbeigekommen wäre. Aber was tut man nicht alles für seine Geschenke, und nach einer halben Stunde sinnlosem Warten (in verschiedenen falschen Schlangen), kleineren Sprachbarrieren und dank der Hilfe einer freundlichen Dame ist es mir dann gelungen, mein Paket zu kriegen. Jubel!

Außerdem hab ich mir gestern noch die Haare schneiden lassen, für ganze 40 Kuna (ca. 6 €). Ist auch gut geworden, die Friseurin konnte Englisch, und ich bin ziemlich zufrieden.

Insofern kann also für meinen Trip nach Belgrad morgen (fast) nichts mehr schief gehen!

So viel für jetzt.

Bald mehr.

Zum Meer, zum Meer!

Nachdem es bis zur letzten Minute unklar blieb, ob mich der Bus am Donnerstag nach Pula bringen würde (wegen des Feiertags war alles ausgebucht…), hab ichs schließlich doch geschafft. Leider wird es hier sehr früh dunkel, noch früher als in Deutschland, hab ich den Eindruck, sodass ich auf der Hinfahrt vom schönen Istrien nicht viel gesehen hab.

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