Momentaufnahme 3, oder: nach dem Referendum

Ich vermute mal, alle, die deutsche Zeitungen lesen, haben mitbekommen, wie das mit dem Referendum ausgegangen ist. Für alle anderen: bei nur 36% Wahlbeteiligung haben ungefähr 65% aller Wähler für den neuen Gesetzesentwurf gestimmt. Und nein, es ging nicht um die „Legalisierung der Homo-Ehe“. Es ging darum, zu verhindern, das auch nur die Idee einer Legalisierung der „Homo-Ehe“ in Betracht gezogen werden kann.

Die meisten jungen und/oder westlich orientierten Leute, mit denen ich geredet habe, wissen sich angesichts so viel Verbohrtheit auch keinen Rat mehr. Viele sagen auch, sie haben nichts anderes erwartet. Gestern hab ich dann gehört: „Du hast es ja gut. Du gehst zurück nach Deutschland. Wir müssen das hier aushalten“. Und natürlich bin ich in dieser Hinsicht sehr privilegiert. Ich habe nur einen Ausschnitt davon erfahren, wie es ist, in einem Land zu leben, dass in vieler Hinsicht so extrem zweigeteilt ist. Ich behaupte nicht, dass in Deutschland alles wunderbar ist, ganz im Gegenteil. Aber zumindest können mittlerweile PrideParades stattfinden, ohne das tausende Hooligans, die „Sterbt, Perverse“ schreien, von der Polizei davon abgehalten werden müssen, friedliche Demonstranten krankenhausreif zu schlagen.

Dafür lese ich dann, wie Leute aus Deutschland im Internet das Referendum in Kroatien  kommentieren und genau dieselben Hassbotschaften verbreiten wie die Referendumsbefürworter hier in Kroatien.

Tocotronic lag da schon irgendwie richtig:

Aber hier leben, nein danke.

(wobei „hier“ grade unsere ganze angeblich zivilisierte Welt einschließt)

 

P.S.: Die kroatische Regierung will jetzt die eingetragene Lebenspartnerschaft einführen. Ratet mal, wer mit einem Referendum gedroht hat…

Kroatisch mit Mr. W. Shakespeare

Nachdem ich jetzt erfolgreich das Älterwerden und den zunehmenden Verfall zelebriert habe, wende ich mich jetzt wieder den dringenden Problemen des Lebens zu.

Zum Beispiel dem Umstand, dass ich eigentlich mal ein kroatisches Buch lesen wollte. Nun hab ich mir zwar „Mali Princ“ ausgeliehen, aber da mich der „Kleine Prinz“ schon in der deutschen Version nur mäßig interessiert hat, konnte ich mich nie dazu bringen, das Buch auch tatsächlich zu lesen.

Dafür war ich heut in der Schulbibliothek, nachdem ich am Montag schon mal den Bestand dort gesichtet hab. Meine Wahl ist auf den guten alten „Hamlet“ gefallen, nicht nur, weil Hamlet ziemlich cool ist, sondern auch, weil ich den deutschen Text noch halbwegs im Kopf habe, und den berühmten Monolog auch auswendig kann. Da weiß ich dann wenigstens immer ungefähr, wovon grad die Rede ist.

Nun ja, man könnte argumentieren, dass es vielleicht nicht das Beste ist, Kroatisch mit Shakespeare zu lernen, weil ich ja nicht reden will wie Kroaten aus dem sechzehnten Jahrhundert. Aber da ich im Moment einfach begeistert bin, wie viele tolle neue Wörter ich dank des guten Mr. Shakespeare lerne, mach ich einfach mal weiter und gucke, was passiert.

Im Übrigen fühlte ich mich heute kurzzeitig vom kroatischen Wetter auf den Arm genommen. Es hat geschneit! Für ein paar Minuten.

Dann haben die Wettergötter offensichtlich ihren Fehler bemerkt und dem Treiben ein Ende gesetzt, weil wir ja schließlich in Kroatien sind und es hier verlässlichen Augenzeugenberichten zufolge erst Mitte Januar schneit. Also alles grad nochmal gut gegangen.

Hmm, was noch? Ich hatte gestern Schlagzeugunterricht, und hab langsam den Dreh echt raus. Den neuen Rhythmus hab ich schon ganz schnell hingekriegt! Bin jetzt am Überlegen, ob ich zurück in good old Germany nicht auch Schlagzeugunterricht nehmen soll. Ich hab zwar eigentlich keine Lust, mir ein Schlagzeug zuzulegen, und meine Nachbarn und Mitbewohner werden es mir wohl auch danken, wenn ichs nicht tue.

Aber Spaß machts schon, und man kann gut entspannen dabei.

Außerdem werd ich am nächsten Mittwoch einer zweiten Klasse mal Tocotronic vorstellen, damit sie nicht in dem Glauben weiterleben, die einzigen deutschen Musiker wären Silbermond, DJ Bobo, Christina Stürmer und Rammstein. Achtung, Schleichwerbung.

Und das wars von mir. Fasse dich kurz, das müssen auch meine Schüler lernen.

Biti, ili ne biti- to je pitanje!

So viel für jetzt.

Bald mehr.

P.S.: So schnell gehts mit dem Alter… Ich fange an, mich zu wiederholen, und merks nicht mal. Beängstigend.

P.P.S.: Im Zweifel für den Zweifel.

Ein paar Mitteilungen allgemeiner Natur

Wenn alles gut geht, gibts demnächst wieder ne neue Ausgabe der Reihe „Sophia auf Reisen“… Ich möchte nämlich, da es hier so herrlich warm und sonnig ist, unbedingt nochmal ans Meer. Nach Pula wirds wahrscheinlich gehen, wo ich meine Mitfreiwillige Kim besuche, und dann fahren wir noch an der Küste herum, Opatija und Rijeka würde ich gern sehen.

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Wie die Zeit vergeht…

…wenn man sich amüsiert. Mir kams vor, als wärs drei, vier Tage her, dass ich mich gemeldet hab. Und jetzt sinds schon wieder zehn. Und weniger als vier Monate, bis ich am 22. Februar 2014 meinen Rückflug nach Deutschland antrete.

O tempora…

Da mich die sonst sehr zuverlässige kroatische Busgesellschaft leider im Stich gelassen hat, konnte ich dieses Wochenende nicht nach Graz fahren. Dafür stand ich eine Stunde lang (ab 4:30 Uhr in der Früh) am Karlovacer Busbahnhof herum, aber das muss … Weiterlesen →

Zagreb – achievement unlocked

Bin gestern glücklich und zufrieden (und mit Begleitung) mit dem Bus zurück nach Karlovac gefahren, nachdem ich ein wunderbares, lustiges, entspanntes verlängertes Wochenende in Kroatiens Hauptstadt Zagreb verbracht habe. Mit mir waren Nils, Robin und Kim, die aus ihren jeweiligen … Weiterlesen →

Alles querbeet und viel zu viel

Die Zeit hier vergeht immer noch wahnsinnig schnell, und so ein Schultag erst recht, wenn man nicht acht Stunden am Tag hat und versucht, im übernächtigten Zustand noch halbwegs schlaue Gedanken zu produzieren.

Heute habe ich wieder eine meiner beiden Maturantenklassen unterrichtet, was immer eine sehr spaßige Sache ist, weil „meine“ Schüler fast genauso alt sind wie ich. Hat aber wirklich Vorteile. Weiterlesen →

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