Morgen um diese Zeit werd ich schon im Kreise meiner Lieben in Leipzig sitzen. Und obwohl mich der Gedanke, dass meine Zeit in Karlovac so bald endet, immer noch melancholisch stimmt, bin ich jetzt im Moment irgendwie auch ganz froh, hier wegzukommen.
Warum? Nun ja, Kriegsmetaphern im Bezug auf Karlovac zu bringen, nachdem ich erfahren hab, wie hart die Stadt im Jugoslawien-Krieg umkämpft war, ist zwar etwas geschmacklos, aber angesichts der Tatsache, dass gerade im Minutentakt irgendwo Knallfrösche, Raketen und ähnliche Knallkörper losgehen, sind derlei Vergleiche nun mal so offensichtlich wie treffend. Schade, dass ich euch die bestürzend realistische (die Leute schreien auch immer so…) Geräuschkulisse nicht vorspielen kann.
Bezüglich dieser leicht pyromanischen Auswüchse hier hab ich übrigens erfahren, dass das tatsächlich noch ein Überbleibsel aus der Jugoslawien-Zeit ist. Damals galt ja, wie in allen Staaten des real existierenden Sozialismus, Religion als „Opium fürs Volk“ (siehe auch das Känguru… äh, Kommunistische Manifest und so). Und da Weihnachten nun mal ein christlicher Feiertag ist, wurden alle Arten von Weihnachtsfeiern, -abbildungen und -metaphern aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Da aber Kroatien schon immer viele gläubige Katholiken beherbergte, die sich ihren Glauben nicht verbieten lassen wollten, gab es natürlich Widerstand gegen diese Praxis. Das sah dann so aus, dass besonders katholische Familien am 24. die Silvesterkracher rausgeholt haben, um laut und ziemlich unüberhörbar deutlich zu machen, dass sie trotz allem Weihnachten feiern. Interessant, oder?
Im Übrigen hab ich heut viel geschlafen, gegessen und Tee getrunken, und natürlich meinen Koffer für morgen gepackt. Wobei ich die ganze Zeit versuche, mich daran zu erinnern, welche Klamotten ich zu Hause gelassen habe, weil ich keine Lust hab, meinen ganzen Schrank aus Karlovac nach Leipzig und wieder zurück nach Karlovac zu transportieren für zwei Wochen. Alle, die ich in den nächsten vierzehn Tagen also treffen werde, möchte ich hiermit vorwarnen, sollte ich eventuell in seltsam kombinierten Kleidungsstücken gesichtet werden.
Über die Feiertage muss ich jetzt einen aktualisierten Finanzierungsplan für die Drehbuchförderung aufstellen, mit meinen kreativen Partnern/Musen/Helfern reden und natürlich am Drehbuch herumbasteln.
Drückt mir die Daumen, dass mit dem Flug morgen alles klappt!
Und falls ich angesichts meiner mannigfaltigen sozialen Verpflichtungen zu eingespannt sein sollte, bring ich das jetzt schon mal hinter mich:
Ich wünsche euch allen wunderbare, entspannte Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr!
So viel für jetzt.
Bald mehr.