…ich kann euch sagen, es weihnachtet sehr in Karlovac.
So richtig mit Deko und zwei riesigen Tannenbäumen, die noch ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt rumstanden, als ich das letzte Mal durch die Fußgängerzone gegangen bin. Und im Gymnasium gibts auch einen großen Weihnachtsbaum.
Normalerweise bin ich ja ein ziemlicher Weihnachtsmuffel, aber irgendwie bringt das Ausland selbst mich dieses Jahr in Stimmung. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich über Weihnachten heimfahre und dann meine ganzen Leute zu Hause wiedersehe.
Bis dahin sinds von heute an auch nur noch vierzehn Tage, was irgendwie verdammt wenig ist. Und andererseits freu ich mich so, dass es gar nicht schnell genug gehen kann.
Vorher gibts aber noch ein paar Dinge zu tun. Bei einer Deutschlehrerfortbildung, wo ich dabei war, hab ich eine der Lehrerinnen von der Wirtschaftsschule hier in Karlovac kennen gelernt. Deshalb werd ich diese Woche mal die Schule wechseln und den Wirtschaftsschülern ein bisschen was auf Deutsch erzählen. Außerdem muss ich mich jetzt mal hinsetzen und mein Handout für den Lyrikworkshop zusammenstellen und kopieren.
Das wird nämlich, wie anderswo schon festgestellt, mein Freiwilligenprojekt. Ein dadaistischer Lyrikworkshop. Warum Dadaismus? Weil im nächsten Jahr der Beginn des ersten Weltkriegs genau hundert Jahre her ist, und das Gymnasium Karlovac deshalb eine Art Projekttag zum Thema „Erster Weltkrieg“ plant. Und weil DADA (oder MERZ im Falle von Kurt Schwitters) als Reaktion auf den ersten Weltkrieg entwickelt wurde, möchte ich mich gern mit der ersten DSD-Klasse damit beschäftigen. Konkret wirds wohl darum gehen, Verbindungen zwischen kroatischer und deutscher Sprache herzustellen. Vor allem das Lautgedicht schwebt mir dabei als Form vor, weil ich dann mit den Schülern auch kleine Performances einstudieren kann. Die Neuntklässler, mit denen ich das machen will, haben ein ziemlich hohes Sprachniveau, und ich hoffe einfach, sie haben ein bisschen Spaß an der Sache. Und sehen, wie vielfältig man mit Sprache umgehen kann und dass ein Gedicht nicht immer „Fünfhebiger Jambus mit daktylischem Auftakt“ oder „Das Lied von der Glocke“ bedeuten muss.
Ansonsten hab ich dieses Wochenende wieder mal ein bisschen herumgegammelt. Das ist super, weil ich zum einen meinen versäumten Nachtschlaf nachholen kann, und andererseits auf lauter neue Ideen komme. Momentan bin ich zum Beispiel davon überzeugt, dass sich aus Hölderlins „Hyperion“ ein mächtig spannendes Drehbuch machen lässt.
So, das wars auch schon. Nach dem ganzen politischen Theoretisieren und Gemosere mal wieder ein ganz harmloser, netter, gänzlich unpolitischer Beitrag.
So viel für jetzt. Bald mehr.
P.S.: Wer mehr über die krotische Institution des Kaffee trinkens erfahren will, dem sei dieser sehr witzige (englische) Blog ans Herz gelegt:
Having Coffee in Croatia or Idemo na kavu



