Zwischen Slap und Rivendell

Bin zurück von den fabelhaften Plitvicer Seen. Und was soll ich sagen? Einfach unglaublich.

Wenn irgendwer noch einen Beweis braucht, dass Kroatien auch jenseits der Küste wunderschön ist, sei er hiermit erbracht.

IMG00172 IMG00178 IMG00198Was ich außerdem heute gelernt habe, abgesehen von der Tatsache, dass ich unbedingt mal im Winter den Nationalpark besuchen will: das Kroatische hat ein wunderschön lautmalerisches Wort für den „Wasserfall“.

Und zwar „Slap“.

Nun kann man argumentieren, dass „Slap“ bei weitem nicht die majestätische, raumgreifende Mächtigkeit unseres deutschen Wasserfalls beschreibt. Dafür kann man bei „Slap“ beinahe hören, wie das Wasser irgendwo auf…slapt. Schwappt. Platscht. Klatscht. Plätschert.

Hab ein Gedicht geschrieben („nicht schon wieder“, schreit das Känguru…), und bevor ich hier lange herumrede, bring ich einfach einen Auszug. Natürlich alles meins, alle Rechte bei mir und kopieren verboten…

Wie Perlen schimmernd Wasser so klar

Erfüllt von Gold, und bricht sich Bahn

und schneidet Stein, von Felsen springt, gräbt

Höhlen tief, wo Berge stahn.

Vieltausend Adern um grünes Land

Und Wald, der längst zu Rost verging

Ein Reif von Silber-Türkis.

Auf dem Weg nach Hause kam mir der Gedanke, dass ich gern mal ein Versepos probieren würde. Vielleicht steig ich aber erstmal kleiner ein und schreib mal wieder ne Ballade, als dritter Teil zu meinen beiden anderen Märchen/Mythenballaden. Bin grad voll inspiriert, und morgen muss ich auch erst später in die Schule, weil viele Tests geschrieben werden und ich nicht viel dabei helfen kann.

Apropos helfen: Ich war als ganz vorbildlicher Arbeitnehmer auch gestern in der Schule und habe die DSD-Gruppe, bei der ich bisher noch gar nicht war, besucht. Die bereiten sich jetzt auf die DSD II -Prüfung vor, sind also entsprechend alle ziemlich gut. Ich durfte dann Aufsätze korrigieren und war wirklich positiv überrascht. Hab zwar schon noch einige Fehler gefunden (vor allem Artikel und Verbformen an der falschen Stelle), aber von der Gedankenführung und dem Ausdruck her waren da einige echt gute Sachen dabei.

Davon abgesehen habe ich jetzt „The Tenant of Wildfell Hall“ endlich fertig, nachdem ich ne Weile zu beschäftigt war, um viel zum Lesen zu kommen. Gutes Buch. Vermutlich das radikalste der Bronte-Schwestern, deshalb wurde der Druck nach dem frühen Tod der Autorin auch eingestellt. Und deshalb sind heut „Wuthering Heights“ (mäßig) und „Jane Eyre“ (supertoll) viel bekannter, obwohl „Tenant“ von der Botschaft und der Idee her seiner Zeit deutlich voraus war.

Es geht nämlich um eine Frau, Helen, die ihren alkoholabhängigen, betrügerischen und ausbeuterischen Ehemann verlässt, um den gemeinsamen Sohn vor ihm zu schützen, und fortan als Alleinerziehende im alten Haus ihrer Familie, „Wildfell Hall“, lebt. Und als Malerin ihren Lebensunterhalt verdient. Natürlich war das ein Skandal in der frühviktorianischen Gesellschaft. Schon allein, weil es damals unter Strafe stand, als Frau vor dem eigenen Ehemann wegzulaufen. Entsprechend war es rechtlich gesehen auch eine Entführung, wenn man sein Kind mitgenommen hat, und Diebstahl, wenn man eigenes Geld verdient hat.

Und was für ein toller, starker, prinzipientreuer Charakter diese Helen ist! Das hat mir ja auch an Jane Eyre so gefallen. Aber dadurch, dass „The Tenant of Wildfell Hall“ vom Sujet her deutlich realistischer angelegt ist, wird die ganze Geschichte noch viel stärker. Bis zum obligatorischen Happy End bleibt das Buch nah an der Wirklichkeit, behandelt unter anderem Themen wie häusliche Gewalt, Alkoholabhängigkeit, Geschlechterrollen und -stereotype, Heiratszwang in der viktorianischen Gesellschaft und nicht zuletzt die Frage, warum es eigentlich die Aufgabe/Pflicht der Frau ist, einen besseren Menschen aus ihrem Mann zu machen.

Im Grunde also brandaktuell, und deshalb unheimlich interessant.

Und jetzt zum Abschluss noch ein paar schöne Fotos aus Plitvic, dem kroatischen Bruchtal (wer braucht da noch Neuseeland?).

So viel für jetzt.

Bald mehr.

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