Vom Elend eines Englischlehrers und einer Wanderung nach Dubovac

Dobar dan, miteinander,

kann stolz berichten, dass es mir dank literweise Tee, sowie von meinem ersten (nicht einmal sauer verdienten, da ich ja noch nicht wirklich viel gearbeitet habe) Geld erworbenen Hustenpastillen und einem mir immer noch etwas suspekten (weil hauptsächlich süßen) Hustensaft deutlich besser geht. Montag gehts dann also hoffentlich richtig in die Schule.

Heut war ich aber auch sonst wirklich produktiv. Oder zumindest aktiv. Hab endlich mal ein bisschen Flöte gespielt, einen weiteren Beitrag für meine Sammlung depressiver Lyrik geschrieben, und jetzt am Nachmittag hab ich mich spontan aufgemacht nach Dubovac, das ist die alte Festung oberhalb der Stadt. Bin dann allerdings nicht ganz bis nach oben gelaufen, sondern nur bis zur Kirche an der Anhöhe. Dubovac ist nämlich auch ein Pilgerpfad. Und weil ich von meinem Fenster aus praktisch jeden Abend malerische Sonnenuntergänge über den Bergen und der Turmspitze von Dubovac sehe, wollte ich mir die Sache endlich mal näher anschauen.

Wie versprochen gibts davon (und auch vom Rest von Karlovac) ein paar Fotos, sofern ich diese Galerie zum Laufen kriege.

Heute Abend hab ich eine Einladung zum Kaffee trinken erhalten, weiß aber noch nicht ganz, ob ich nicht lieber nochmal nen Abend zu Hause bleibe, nur um sicher zu gehen. Dieses Kaffee trinken ist hier übrigens meiner begrenzten Wahrnehmung nach ein echtes gesellschaftliches Happening, mehr noch als in Deutschland. Es gibt praktisch an jeder Straßenecke ein Café, und fast alle Leute in meinem Bekanntenkreis hier sind emsige Kaffeetrinker. Ich leider nicht, aber Tee gibt’s zum Glück normalerweise auch.

Meine deutschen Bücher hab ich demnächst alle durch, lese im Moment noch „Madame Bovary“ in einer sehr schönen Neuübersetzung (Achtung, Product Placement…) Praktischerweise führt die Stadtbibliothek Karlovac aber eine exzellente Auswahl englischer Klassiker, sodass ich gut über den Winter kommen sollte. Und da ich ja leider meinen „Ulysses“ daheim lassen musste, bin ich sehr froh, hier eine Gesamtausgabe James Joyce in Originalsprache zu haben.

Übrigens hat James Joyce ganze vier Monate in Kroatien verbracht, und zwar als Englischlehrer im schönen Pula. Leider hat ihm das Land aber nicht so gut gefallen wie mir, sodass er nach besagten vier Monaten und viel Gejammer („Pola ist ein gottverlassener Fleck- ein maritimes Sibirien“) schleunigst nach Triest umgezogen ist. Nach Karlovac ist er deshalb auch nie gekommen, was sein eigener Fehler war.

Bis ich kroatische Bücher in Originalsprache lesen kann, wirds wohl noch etwas dauern, aber ich hab fest vor, es mal auszuprobieren, wenn meine Kroatisch-Studien etwas weiter fortgeschritten sind. Muss ja nicht gleich der Tolstoi sein, der als Gesamtausgabe hier im Bücherregal steht.

Jetzt esse ich also zu Abend und Oma Dragica hat ihre abendliche Kartenpartie. Wir gucken mittlerweile auch immer zusammen „Suleyman Velicanstveni“ aka „Suleyman der Prächtige“, diese History-Soap, die in der Türkei und Arabien grad der Renner ist. Konsequenterweise läuft das hier dann auch auf Türkisch mit kroatischen Untertiteln. Ist ganz witzig, kann ich empfehlen, auch wenn mir Sultan Suleyman, der immer so furchtbar erschöpft aussieht, weil alle Leute um ihn rum am Rad drehen, irgendwie leid tut. Echt stressig, so ein Harem (für alle Beteiligten natürlich)…

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

Blick von meinem Fenster

 

Blick Richtung Dubovac

 

wichtig aussehendes Haus, exemplarisch
für die besser hergerichteten Gründerzeitbauten

 

Dubovac schon näher

 

schöne verwitterte Treppe zur Kirche

 

Waldweg

 

mehr Treppen, als passionierter Spazierengeher
schreckt man ja vor nichts zurück…

 

Blick über Karlovac

 

crkva

 

noch mehr Karlovac-Downtown

 

Häuser (ach was…)

 

Platanenallee, führt nach Dubovac

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