Mein dritter Tag in Karlovac neigt sich dem Ende zu. Und alles ist gut.
Heute, an meinem ersten Tag in der Schule, fragte mich eine der Schülerinnen, ob ich irgendwelche Unterschiede zu deutschen Schulen bemerkt hätte. Mein erster Impuls war, „Ja natürlich!“ zu sagen, aber während ich so darüber nachdachte, wurde mir bewusst, wie wenig sich das Gymnasium Karlovac im Grunde von meiner alten Thomasschule unterscheidet. Schule bleibt Schule und an den grundlegenden Fragen und Problemen hat sich, glaube ich, in den letzten 3000 Jahren nicht allzu viel geändert.
Ich meine, vielleicht könnte man insgesamt sagen, dass in Leipzig ein bisschen mehr Wert auf die Fassade gelegt wird. Hier stehen teilweise, und das finde ich ziemlich faszinierend, von außen unglaublich heruntergekommene Gebäude herum, die von innen wunderbar hergerichtet und ganz modern sind. Sozusagen Ostblockcharme von außen und westlich-konsumorientierter Lebensstil von innen. Beides natürlich ganz wertungsfrei von meiner Seite.
Ich selbst wohne im fünften Stockwerk eines elfstöckigen Hochhauses etwa zehn Minuten zu Fuß von der Altstadt und der Schule entfernt. Die Altstadt, wo ich heute gemeinsam mit Lea, der Enkelin meiner Gastoma, und einigen von Leas Freundinnen einen Kaffee trinken war, erinnert ein bisschen an die schöneren (wenn auch noch nicht so stark renovierten) Ecken von Halle. Also alte Gründerzeitbauten, teilweise etwas bröckelnd, und viele schöne alte Parks rundherum. Hier, wo ich wohne, gibt’s zwar auch Parks und die Statdbibliothek ist um die Ecke, aber architektonisch hat sich seit dem Ende Jugoslawiens nicht allzu viel getan. Einschusslöcher an Häuserfassaden inklusive.
Einkaufen gehen wir aber bei Kaufland, Lidl ist ein paar Straßen weiter, und wenn man in eins von den beiden Einkaufszentren von Karlovac fährt, gibt es C&A, New Yorker, Müller etc.
Im Fernsehen läuft „Galileo“ auf Kroatisch, es gibt sogar RTL Hrvatska.
Also alles wie zu Hause?
Nicht ganz, denn auch wenn diese bekannten Bruchstücke hier an jeder Ecke auftauchen, merke ich, dass Kultur und Mentalität sich eben doch von dem unterscheiden, was ich kenne. Und das ist gut und richtig, denn ich gehe schließlich nicht ins Ausland, damit alles genauso ist wie daheim. Ich glaube, gerade Kroatien ist in dieser Hinsicht spannend, weil Einflüsse aus so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen hier aufeinandertreffen.
Ab Mittwoch beginne ich übrigens meinen Kroatischunterricht bei Mirella, einer der Lehrerinnen aus meiner Schule.
Ansonsten hatte ich Spaß mit der Zagrebačka banka (danke, liebe HypoVereinsbank, dass du automatisch einstellst, dass ich kein Geld im Ausland abheben darf) und der Karlovacer Polizei, die jetzt beschlossen hat, dass ich doch eine Aufenthaltserlaubnis brauche und auch noch 1000 kuna draufzahlen soll. Mal sehen, was sich da noch entwickelt.
In der Schule lief alles ganz wunderbar, ich habe heute drei Klassen besucht und mir angeschaut, wie der Unterricht funktioniert, und auch schon ein bisschen mit den Schülern geplaudert. Das Sprachniveau hier ist im Allgemeinen wirklich sehr hoch, gerade bei den älteren Schülern, weil viele später in Deutschland, Österreich und der Schweiz studieren und arbeiten wollen. Zwischendurch habe ich mit Mirjana, Jasmina, Josipa und Anka, den Deutschlehrerinnen der Schule, einen Plan aufgestellt, welche Klassen ich besuchen soll. Das werden jetzt zunächst in erster Linie die fortgeschrittenen Klassen sowie die, die sich auf das DSD (das Deutsche SprachDiplom) vorbereiten, sein. Anfängerklassen werd ich zwar auch besuchen, aber nicht ganz so oft, denn angesichts der Tatsache, dass fast alle Schüler der Schule in irgendeiner Form Deutsch lernen, würde das sonst ein bisschen viel werden.
Demnächst soll ich auch den Chorleiter (der Deutsch liebt), sowie die Lateinlehrerin (die Deutsch spricht) kennenlernen. Heut wurde mir auch eine Geschichtslehrerin vorgestellt, mit der ich eventuell mal ein fächerübergreifendes Projekt machen werde.
Übrigens fand ich es sehr erstaunlich, wie viele Leute hier Deutsch verstehen. Und fast jeder, den ich bisher getroffen hab, spricht auch zumindest ein paar Brocken. Mit Lea und ihren Freundinnen, deren Klassen ich wohl morgen besuchen werde, habe ich allerdings hauptsächlich Englisch geredet, was unser aller Englisch natürlich gut tut, auch wenns nicht ganz Sinn der Sache ist. Aber in der Schule können sie mir nicht mehr entrinnen, da müssen sie dann Deutsch mit mir reden.
So, das wars von mir, und ich hoffe jetzt mal, dass dieser Beitrag nicht beim nächsten kulturweit-Vorbereitungsseminar unter der Rubrik „Unfair berichtet“ oder „Wie man seine Blogs NICHT schreiben sollte“ gezeigt wird.
So viel für jetzt.
Bald mehr.
P.S.: Die Überschrift bezieht sich übrigens auf ein altes kroatisches Sprichwort, das aus heutiger Sicht (wie ich finde) wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirkt.

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