Eigentlich wollte ich ja mindestens einen Beitrag vom Vorbereitungsseminar schreiben. Eigentlich hab ich mich auch gefragt, was „die“ zehn Tage lang mit uns Freiwilligen vorhaben.
Eigentlich.
Denn tatsächlich sind diese zehn Tage so schnell vorbeigegangen, ich habe so viel erlebt und erfahren und so viele tolle, interessierte, begabte und wunderbare Menschen kennengelernt, das ganz einfach keine Zeit blieb, um irgendwas sonst zu machen.
Und irgendwie kann ich immer noch nicht ganz glauben, dass ich in zwei Tagen fahre. Dass ich jetzt wirklich und wahrhaftig bei „kulturweit“ bin.

Mein Fairtrade-Bio-Baumwolle-Kulturweit Shirt.
50 Cent des Erlöses gehen an einen Sozialfonds
der kenianischen Arbeiter.
Als ich mich damals für die Stelle beworben habe, lief das alles unter dem Grundsatz „Mal schauen, könnte ja vielleicht mal ganz spannend sein“. Irgendwann kam dann die Zusage zum Vorstellungsgespräch nach Bonn, wieder dachte ich „Nicht schlecht, mal sehen, wo das noch hinführt“, bin hingefahren und hab mich bemüht, einen guten Eindruck zu machen. Dort bin ich auch zum ersten Mal auf einige meiner jetzt Mitfreiwilligen getroffen und war schon ganz begeistert. Aber so richtig dran geglaubt hab ich auch dann nicht, als ich die Zusage für Kroatien bekam. Und selbst letzten Montag auf dem Weg nach Berlin war diese große Reise, die mir bevorsteht, noch ganz weit weg.
Jetzt ist es plötzlich so weit, und ich weiß irgendwie, dass ich das kann, dass ich vorbereitet bin. Das liegt sicher nicht nur an Workshops wie „Pädagogik to Go“ oder einem Nachmittag Recycling-Basteln, sondern auch einfach an dem guten Gefühl, dass ich nicht allein bin. Mit mir reisen jetzt zweihundertundzwölf Leute in die ganze Welt aus, von Südafrika bis Litauen und von China bis nach Chile. Und irgendwo unter diesen zweihundertundzwölf sind auch meine elf Freunde aus der Seminarzeitschrift-Homezone („kulturweit“-Jargon für eine wahllos zusammengewürfelte Zwölf-Mann-Gruppe plus Trainer_In, die in unserem Fall perfekt harmoniert und eine tolle Seminarzeitschrift auf die Beine gestellt hat).
Ich glaube, wir alle hätten nicht gedacht, dass man in zehn Tagen so zusammenwachsen kann, dass Clemens, Johanna, Matthias, Ronja, Elena, Theresa, Saida, Liz, Kathi, Sarah und Sophia eine so starke Gruppe werden könnten. Um in Kontakt zu bleiben, planen wir jetzt unsere T-Shirt-Aktion (Link folgt noch), Postkarten und Briefe für alle oder die secret-friend-Geschenke, die wir gegen schlimmes Heimweh ins Einsatzland mitnehmen. Wer der secret friend ist, wird aber erst verraten, wenn wir uns in einem Jahr zum privaten Nachtreffen alle wiedersehen.
Ansonsten stand das Seminar unter dem großen Thema „Nachhaltigkeit“, also ging es zehn Tage lang ganz politisch korrekt mit Binnen-I und _Innen-Endung um Themen wie Rassismus, Vorurteile, „fair berichten“, Gleichberechtigung, Privilegien, Vegetarismus und die Frage, ob „kulturweit“ Elitenförderung betreibt. Einen Tag waren wir in Berlin im Auswärtigen Amt und wurden über Karriereperspektiven in selbigem aufgeklärt. Dienstagabend gabs dann die große Abschiedsparty mit vielen interessanten Projektpräsentationen. Jede „Homezone“ sollte nämlich ein Projekt organisieren. In unserem Fall war das eben die Zeitschrift, andere haben Filme gedreht oder Mode aus Recycling-Materialien gebastelt. Ich verlinke mal eiskalt zu Matthias‘ (auch sonst sehr lesenswertem) Blog, wo man das Cover unserer Zeitschrift bestaunen kann (die schöne Zeichnung ist von Elena, die jetzt nach Mexico City geht).
Ja, irgendwie ist es schon lustig, wenn man bedenkt, dass das alles auf Kosten des deutschen Steuerzahlers geht, aber ich glaube, ich habe noch nie so viel geballtes kreatives und intellektuelles Potenzial auf einem Haufen erlebt wie auf diesem Vorbereitungsseminar.
Und mir jedenfalls hat das alles unheimlich viel gebracht, nicht zuletzt die Erkenntnis, wie viele Leute es gibt, die bereit sind, sich zu engagieren und die Welt ein bisschen besser zu machen. (Zum Glück gibt’s keine Bilder davon, wie wir alle nach zehn Tagen Nachhaltigkeit, Fair Trade und Bio als erstes Burger King und Co. am Berliner Bahnhof aufgesucht haben…)
Vielen Dank also an alle, die das nicht nur möglich, sondern auch wahnsinnig cool gemacht haben, viele Grüße an meine Homezone und die Daheimgebliebenen und allen Ausreisenden eine supertolle Zeit!
So viel für jetzt. Bald mehr (aus Kroatien).

Fairtrade-Biobaumwolle-Beutel von Kulturweit
und „Diplomatengepäck“ vom AA. Ordentlicher
ist mein Zimmer aber auch nicht geworden.
P.S. Man beachte die geniale Bildqualität… ; )
