Pathos in Listenform

 Die Abschiedsmelancholie hat mich gepackt, was vielleicht die beste und schlimmste Stimmung ist, um über irgendwas zu schreiben. Diese letzte Woche neigt sich dem Ende zu, ich versuche, mit allen Leuten, die mir ans Herz gewachsen sind, nochmal ein bisschen Zeit zu verbringen…

Und natürlich die Frage, was das alles am Ende gebracht hat. Was ich mitnehme.

Ich bemühe mich, nicht zu nostalgisch-pathetisch werden, und deshalb arbeite ich in Listenform. Von einem Kurvendiagramm einmal abgesehen, gibt es vermutlich nichts unpathetischeres als eine Liste. Die Punkte erscheinen in wahlloser Reihenfolge.

  1. Ich habe den tatsächlichen, greifbaren Beweis erhalten, dass die Welt sich nicht in schwarz-weiß-Rastern fassen lässt, dass man nicht sagen kann „Balkan=unterentwickelt, schlecht; Deutschland=hochentwickelt, gut“. Natürlich habe ich das vorher auch nicht geglaubt, aber glauben ist das eine, und wissen oder erfahren das andere.

  2. Ich habe gelernt, wie viel und wie wenig Nationalitäten bedeuten.

  3. Ich bin mir bewusst geworden, wie privilegiert ich bin, in Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein, in einer Zeit mit relativ stabiler Wirtschaft, ohne Kriege, in einem toleranten und aufgeklärten Umfeld. Wie viele Chancen und Möglichkeiten mir offen stehen.

  4. Ich habe gelernt, was es heißt, über Grenzen zu gehen; echte, tatsächliche Ländergrenzen mit Passkontrollen und für viele Menschen der Ungewissheit, ob sie ein- und ausreisen dürfen. Stichwort EU-Privilegien, die wir uns nicht mehr bewusst machen.

  5. Ich habe einige meiner eigenen Grenzen überwunden, habe Dinge gemacht, die ich vielleicht vor einem Jahr nicht gewagt oder nicht für möglich gehalten hätte.

  6. Mir ist klar geworden, wie beliebig letztlich viele der Konventionen sind, die wir für unser alltägliches Leben etabliert haben. Dass das, was wir „normal“ finden, anderswo genauso normal sein kann. Oder völlig anders. Wie schnell sich Gewohnheiten ändern lassen. Und wie langsam, wenn man sich an ihnen festklammert.

  7. Ich kann zehn Sorten Rakija aus dem Stehgreif aufzählen.

  8. Ich weiß jetzt, dass ich auch anderswo leben kann, arbeiten kann, glücklich sein kann. Und was dieses diffuse Wort „Heimat“ meint.

  9. Das Gefühl, zu deutsch zu sein. Und nicht deutsch genug.

  10. Was mir am schwersten viel und am längsten gedauert hat: Zu akzeptieren, dass ich mich und meine Leistungen nicht immer vergleichen muss. Mich nicht dem Konkurrenzdruck zu beugen; nicht dauernd nachzudenken, ob andere vielleicht mehr oder besseres aus ihren sechs Monaten gemacht haben. Mehr gereist sind. Mehr gesehen haben. Mutiger waren. Fleißiger. Was ich tue, ist wozu ich fähig bin. Oder wozu ich nicht fähig bin. Ich muss nicht den Titel „Beste Freiwillige wo gibt“ erhalten, damit ich diese Erfahrung als Bereicherung empfinden darf.

So viel für jetzt.

Bald mehr.

Das Ende ist nah

So schnell kann ein halbes Jahr vorbeigehen… Und wenn ich mir dann überlege, was ich in dieser Zeit alles gemacht und gesehen und erlebt habe, denke ich manchmal, ich wäre viel länger hier gewesen.

Zumindest ein bisschen Frühling kriege ich hier noch mit, habe heute die ersten Kroki an der Festung gesichtet. Hochwasser haben wir hier in Karlovac allerdings auch, weil zuerst der Schnee geschmolzen ist und es anschließend vier oder fünf Tage geregnet hat. Die Brücke an der Korana schwimmt jetzt in der Mitte, links und rechts sind zwei Meter Wasser bis zum Ufer.

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Sonst nicht viel Neues hier. Hab mich am Freitag nochmal ins Karlovacer Nightlife gestürzt und den Rest des Wochenendes gearbeitet und angefangen, meinen Kram zu packen.

Ach ja, und ich hab mir nochmal die Haare schneiden lassen, damit ich perfekt gestylt am Samstagabend vor meine Lieben treten kann. Oder so.

Vorher gibts natürlich noch ein pathetisches Resumee meiner Erkenntnisse hier.

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

Sarajevo und mir fällt kein Wortspiel ein

 

Sarajevo ist so schön! Eine wahnsinnig interessante, spannende Stadt; nicht umsonst heißt es ja „Jerusalem des Ostens“. Ich glaube, es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo man auf so kleinem Raum an mehreren Moscheen, einer orthodoxen Kirche, einer katholischen Kathedrale und einer Synagoge vorbeikommt. Dazu diese wunderbare Mischung aus „orientalischen“ und klassizistischen Stilelementen in der Architektur, das Basarviertel, der Fluss, all die kleinen, verwinkelten Gassen, die einen vergessen lassen, dass man sich in einer Hauptstadt befindet… Alles eingerahmt von hohen Bergen, hinter denen die Sonne abends verschwindet, während die Lichter an den Häusern und Minaretten langsam aufflackern und die Muezzins zum Gebet rufen.

Und dann im Kontrast dazu: die ehrwürdige, zerbombte Kaserne, die vom Berg über die Stadt blickt, bröckelnde Häuser mit Einschussnarben und die „Rosen von Sarajevo“, aufgefüllte Granattrichter, die mit roter Farbe markieren, wo ein Mensch gestorben ist. Eine Sonderausstellung zu den Massakern von Srebrenica. Und genau jetzt, an diesem Wochenende, das wir für unseren Besuch ausgewählt hatten, Demonstrationen, weil die Arbeitslosigkeit irgendwo zwischen dreißig und über vierzig Prozent liegt, weil Korruption den Staatsapparat lähmt, weil Menschen seit zwei Monaten ohne Gehalt gearbeitet haben, nur um zu erfahren, dass sie nun ihren Arbeitsplatz verlieren.

Ich gebe zu, als ich im Bus nach Sarajevo saß (acht Stunden!) und im Minutentakt Meldungen übers Radio durchgegeben wurden, die zunehmend panischer und beunruhigender klangen, habe ich schon überlegt, ob es wirklich eine gute Idee war, nach Bosnien zu fahren. So ruhig es für uns auch war an diesem Wochenende, in anderen Teilen der Stadt haben Regierungsgebäude und Autos gebrannt, die anfangs friedlichen Proteste eskalierten. Was ich daraus gelernt habe?

Vielleicht, dass Medien die Wirklichkeit verzerren, indem sie nur die „schrecklichen“ Bilder zeigen. Ist es nicht seltsam, wie verheerend einerseits und wie streng begrenzt auf bestimmte Plätze Demonstrationen sein können? Ob in Kiew, Istanbul oder jetzt eben in Sarajevo – während im einen Teil der Stadt gekämpft wird, gehen in anderen Teilen die Leute ihrem gewohnten Tagwerk nach. Und wir, als Touristen, als Außenstehende, stehen dazwischen und wundern uns, wie all das so nebeneinander existieren kann.

Welche Realität ist am Ende wahrer? Die chaotische, verzweifelte, gewalttätige, die in den Medien gezeigt wird? Die stoische, „normale“, unter deren Oberfläche es brodelt? Die bewegte historische? Die schillernd-exotische der Touristen? Oder sind sie nicht vielleicht alle Bruchstücke einer größeren, übergeordneten Realität?

Wer jetzt aus dem Ausland nach Sarajevo blickt, sieht vielleicht nur die Gewalt, die Korruption, die Arbeitslosigkeit, und fühlt sich bestätigt in seinem vorgefassten Urteil über ein ganzes Land. Ohne dieses Land gesehen zu haben, die Luft seiner Städte geatmet, die Menschen gesehen zu haben, die es bewohnen. Annemarie Schwarzenbach schrieb darüber, wie Orte erst wirklich in unseren Köpfen zu existieren beginnen, wenn wir sie mit unseren eigenen Augen gesehen haben. Und was war Sarajevo vorher für mich? Ein Name, ein abstrakter Begriff aus Geschichtsbüchern, ein Punkt auf der Weltkarte. Ich glaube, gerade heute, wo Bilder und Videos von Orten nur ein paar Klicks entfernt sind, denken wir oft, wir müssten die Orte dazu nicht mehr selbst besuchen. Und vergessen dabei, dass alle Bilder und Videos nur eine verzerrte Realität abbilden, dass ein Ort für uns nicht wahrhaftiger wird, umso mehr Bilder wir von ihm sehen, sondern umso mehr Schritte wir in ihm gegangen sind.

Ich weiß nicht, was aus Bosnien wird, aus dem Balkan. Aus Europa. Manchmal frage ich mich, wie ich in zwanzig oder dreißig Jahren auf diese Zeit zurückblicken werde. Ob ich sagen werde: „Wer hätte damals gedacht, dass alles so enden würde!“ oder „Ich habe es gesehen, bevor es so schön wurde, wie es jetzt ist“. Oder vielleicht „Damals haben wir alle noch nicht gewusst, was uns erwartet“.

Von meiner Reise nach Sarajevo bleiben mir jedenfalls viele schöne Erinnerungen, eine veränderte Perspektive auf das so wunderschöne, verkannte Bosnien und meine feste Absicht, bald zurückzukehren.

So viel für jetzt.

Bald mehr.
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Vijesti iz Hrvatska

Prijatelje, ja ću ići u Sarajevo!

Ich kann schon wieder die Tage zählen, und bin jetzt irgendwie doch ganz froh, dass ich nicht noch ganze sechs Monate hier hab. Nicht, weil alles ganz schrecklich wär, sondern einfach, weil ich langsam das Gefühl hab, dass ich hier alles, was ich machen konnte, gemacht hab, und für mich alles mitgenommen hab, was ich brauche. Und es jetzt Zeit wird, sich anderen Herausforderungen zu stellen.

 

Aber natürlich werde ich meinen Osteuropa-Trip nicht abschließen ohne einen Ausflug nach Sarajevo! Unternehmen werd ich die Reise nächstes Wochenende mit der wunderbaren A., die ich von der Genialität der Geschichten um das K. überzeugt habe, sodass ich endlich wieder in aller Ruhe Känguru-Witze machen kann.

Humor (und besonders Känguru-Humor) ist ja etwas sehr länderspezifisches. Genau wie Sprichwörter, aber fast noch subtiler. Der elften Klasse, der ich gestern eine kurze Buchvorstellung zu den „Känguru-Chroniken“ gehalten hab (sie sollten den Aufbau von Buchvorstellungen lernen), konnte ich jedenfalls die Komik von Aussagen wie

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. – Bob der Baumeister

nicht so ganz begreiflich machen. Hängt allerdings wohl auch damit zusammen, dass DDR-Geschichte hier erst in der zwölften Klasse behandelt wird. Naja.

Heute hab ich nochmal der Wirtschaftsschule einen Besuch abgestattet und mit den sehr kleinen Deutschklassen dort (je drei bis vier Leute) geplaudert. War sehr angenehm. Danach nochmal Kroatisch-Unterricht, wir haben Sprichwörter behandelt und einen kurzen Zeitungsartikel gelesen. Dazu sollte man allerdings wissen, dass kroatische Zeitungen eher boulevardesk angelegt sind.

Ach ja, und gestern hab ich mit meiner genialen neunten DSD-Klasse am DADA-Projekt weitergemacht. Dabei haben die Schüler sich zu den kürzlich hier geposteten Zeitungsgedichten nicht nur supertolle Performances überlegt, sondern beim anschließenden Verfassen von DADA-Elfchen zum Themenbereich „Krieg oder Frieden“ wirklich extrem beeindruckende Ergebnisse hervorgebracht. Ich war ganz stolz, sie sollten nämlich auf Deutsch schreiben, durften aber auch anderssprachige Wörter oder Lautmalereien verwenden. Deshalb find ichs fast ein bisschen schade, dass ich nicht noch ein paar Stunden mehr Zeit hab, um mit ihnen DADA-Masken zu basteln oder Collagen zu kleben. Aber vielleicht hab ich ja die eine oder den anderen angeregt, selbst ein bisschen künstlerisch aktiv zu werden, und das wäre super.

Mein Entschluss, nicht Lehrer zu werden, hat sich übrigens gefestigt.

Idem na kavu navečer s prijateljem…

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

Das teuflische „R“ oder die Konsonanten in der kroatischen Sprache

Nachdem ich jetzt schon mehrfach festgestellt hab, dass sich meine Zeit hier rapide dem Ende zuneigt, und da es schon wieder angefangen hat zu schneien, dachte ich mir, ich könnte ja zur Abwechslung mal was Nützliches erzählen. Über Konsonanten.

Jeder, der mal ein paar Tage hier verbracht hat oder einen Urlaub nach Krk plant, wird vermutlich festgestellt haben, dass es im Kroatischen Wörter gibt, die aus vielen oder ausschließlich nur aus Konsonanten bestehen. Schon der Name des Landes, Hrvatska, oder die Sprache, Hrvatski, muten dem ungeübten Auge wie Zungenbrecher an.

„Trg“, der Platz, mag da noch zu den aussprechbaren Beispielen gehören, wenn man sich daran gewöhnt hat, dass das Wort wie ein Steinschlag klingt. Aber spätestens bei Wörtern wie „vrt“ (der Garten), „crno“ (schwarz), „crveno“ (rot), „brz“ (schnell) oder „drvo“ (der Baum) wird dann wohl auch dem größten Sprachenthusiasten etwas mulmig. Von solchen Perlen wie „rt“ (das Kap) ganz zu schweigen.

Fragt man einen Kroaten, wird man meist den wohlmeinenden Ratschlag erhalten, sich das „R“ einfach als Vokal vorzustellen. An der praktischen Umsetzung dieses Rats scheitern allerdings trotzdem viele.

 

Aber das muss nicht sein! Alle Liebhaber von Krk aufgepasst, hier mein komplett unzuverlässiger Schnellkurs „Wohin mit den Konsonanten?!“, exklusiv und nur für euch!

Der Trick besteht darin, Vokale dazu zu erfinden, wo keine sind. Das bedeutet in der Regel, dass vor oder hinter das „R“ ein kurzes, fast unhörbares „I“ kommt.

In der Praxis  wird somit aus „Krk“ „Kirk“, wobei man das „I“ wirklich kaum hören sollte, aus „vrt“ „virt“ (v=w) , aus „crno“ „cirno“ et cetera. Bei „trg“ würde man allerdings „trig“  und bei „rt“ „rit“ sagen, und fragt mich jetzt nicht, warum. Und bitte das „R“ schön rollen!

Natürlich könnte man sich auch wundern, warum dieses kleine harmlose „I“ nicht einfach dazugeschrieben wird, aber auch darauf kann ich leider keine umfassende Antwort geben. Vielleicht liegts daran, weil dann dem „I“ so viel Bedeutung  zukommt, obwohl mans ja kaum hört. Vielleicht waren die kroatischen Sprachpäpste auch einfach schreibfaul.

So ist das mit den Konsonanten im Kroatischen… Und ich hab meinen Bildungsauftrag erfüllt. Nie wieder Verwirrung wegen des teuflischen „R“s!

 

So viel für jetzt.

Bald mehr.

Der Workshop geht super voran, ich bin richtig stolz auf meine erste Klasse (also nach unserer Rechnung die neunte Klasse)! Letzte Woche haben wir geübt, Gedichte von Hugo Ball, Kurt Schwitters und Hans Arp vorzutragen, ein paar Collagen frei nach Sophie Taeuber sind auch schon entstanden…

 

Und diese Woche haben wir uns ans Gedichte schreiben gemacht. Als Aufhänger gabs einen Ausschnitt aus einer Dokumentation über DADA, wo gezeigt wird, wie man „Zeitungsgedichte“ nach Tristan Tzara anfertigt.

 

Und das geht so (für alle, die sich auch zum Dada berufen fühlen,und zu faul sind, den Link zu klicken): Man nehme eine Zeitung oder einen konkreten Zeitungsartikel, schneide Wörter und Satzteile aus und lege sie nach dem Zufallsprinzip oder in sonstwie beliebiger Reihenfolge auf. Dann klebt man das auf ein Blatt Papier – und fertig ist das DADA-Gedicht!

Tristan Tzara wurde von den anderen Dadas ein bisschen kritisiert, weil er einen absolut nihilistischen Ansatz vertrat, während beispielsweise Hans Arp versucht hat, in teilweise auch deutlichen Worten die Leute aus ihrer Kriegseuphorie wachzurütteln. Meinen Schülern hat das Zeitungsschnipseln heut jedenfalls mächtig Spaß gemacht. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen:

 

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Weitere Werke werd ich dann beim Nachbereitungsseminar zeigen…

Nächste Woche dürfen die Schüler ihre Gedichte dann performen, und wir werden uns daran machen noch ganz kleine komplett eigene Gedichte zu verfassen. Dann fahr ich nach Sarajevo und die Gruppe soll in meiner Abwesenheit Plakate gestalten. Und zum Abschluss versuchen wir dann noch ein paar Aufnahmen im Tonstudio zu machen (hoffentlich).

 

Das wars von mir aus dem bitterkalten Karlovac, versunkenertrunken in grünen SchneeflöckchenWeißröckchenwannkommstdugeschneit in wolligweichen Bergen.

DSCN0338[1]DSCN0340[1]So viel für jetzt.

Bald mehr.

P.S.: Ich weiß auch nicht, warum die Bilder beim Vergrößern gekippt sind…

S-C-H-N-E-E

Ich hab den Blog ein bisschen vernachlässigt in der letzten Zeit. Nicht, weil ich nichts zu schreiben gehabt hätte, sondern eher, weil so viel los war, dass ich gar keine Zeit hatte. Und jetzt sinds noch fünf Wochen und dann bin ich wieder in Deutschland. Schon krass.

Auch krass war der Blick aus meinem Fenster heute Morgen, der mir ein spontanes, lautes „NEIN!“ entlockte. Schnee. Massenweise verdammter Schnee. Nicht nur so ein paar nette verirrte Flöckchen, sondern S-C-H-N-E-E.

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Zum Glück sind aber die DSD-Prüfungen für diesen Winter schon gelaufen (Anfang der Woche nämlich, ich durfte Aufsicht schieben). Letztes Jahr mussten die mündlichen Prüfungen schneebedingt ausfallen.

Ansonsten hab ich mit der lieben A. (die hier nicht näher genannt werden will, vermute ich)ein sehr schönes Wochenende in Zagreb verbracht. Zagreb ist toll. Kommt alle nach Zagreb.

IMG_1945Am zweiten Februarwochenende fahren wir dann noch nach Sarajevo; das wird meine letzte Reise während meiner Zeit hier. Für alles andere bleibt leider keine Gelegenheit mehr.

Und jetzt muss ich los, durch diese ganze weiße Scheiße, um es mal mit Julius Fischer, einem sehr talentierten Leipziger Slam-Poeten zu sagen.

 

So viel für jetzt.

Bald mehr.

Fortschritt

Alles wieder gut. War trotz des ziemlich dramatischen Anfangs keine so schlimme Erkältung.
Ich würde ja gern behaupten, ich hätte jetzt irgendwas Tolles unternommen, nachdem ich wieder gesund bin. Vor allem, weil der Umstand, dass ich nur noch sechs Wochen Zeit hab, mich ein bisschen in Panik versetzt.

Tatsächlich bin ich aber lieber dem nachgegangen, was ich am besten kann: Produktivem Nichtstun.
Das heißt: Schlafen, essen, schreiben, schreiben, Musik hören, Filme gucken, lesen, schreiben, schlafen. Und zwischendurch hab ich mich sogar mal vor die Tür gewagt!

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Habe das erste der beiden Bücher, die ich mitgebracht habe, bereits fertig. Mein wunderbares Buch über den ersten Weltkrieg, „Der große Krieg“ von Adam Hochschild, musste ich aber leider in Deutschland lassen, weil so ein fünfhundert-Seiten-Wälzer dann doch zu sperrig zum Mitnehmen war.
Sonst lese ich fleißig (Online-)Zeitungen, allerdings keine kroatischen, weil meine Sprachkenntnisse dazu leider noch nicht ausreichen.

Und jetzt sitze ich also da, und überlege, wie ich meinen nächsten Punkt möglichst unverfänglich formuliere.

Wer hier schon eine Weile mitliest, mag sich ja daran erinnern, dass ich vor einer Weile ziemlich über ein gewisses Referendum hier geschimpft habe.

Und irgendwie habe ich dabei immer noch im Kopf, dass Deutschland fortschrittlich und tolerant und aufgeklärt ist. Aber je länger ich hier bin und je mehr ich reise, desto mehr wird mir klar, wie konstruiert unsere Begriffe von Fortschritt und Toleranz und Zivilisation letztlich sind. Vielleicht ist Deutschland in vielen Bereichen toleranter und aufgeklärter als andere Länder. Heißt das, dass alle Deutschen so sind? Selbstverständlich nicht. Heißt das, dass Deutschland das Monopol auf obengenannte Tugenden hält? Selbstverständlich auch nicht.

Warum also konstruieren wir immer noch so viel unserer nationalen Identität über die Idee „besser“, in diesem Fall also fortschrittlicher und aufgeklärter, zu sein?

Das Gefühl „besser“ zu sein bringt eine falsche Sicherheit mit sich.Wir sind zwar nicht perfekt, aber „besser“ als andere und das muss doch genügen. Aber nur, weil wir „besser“ zu sein glauben, heißt das nicht, dass wir nicht weiter überprüfen müssen,wie tolerant wir wirklich sind.

Petitionen, die auf die Einschränkung der Gleichberechtigung von LGBTQ-Menschen abzielen, gibt es nämlich nicht nur im „zurückgebliebenen“ Kroatien. Sondern neuerdings auch im „fortschrittlichen“ Deutschland.

Und nicht nur in Kroatien finden sich eine Menge Leute, die sowas bereitwillig unterschreiben.

Ich schätze, was ich damit sagen will, ist: Als Bürger von westlichen Industrienationen sind wir sehr schnell dabei, andere als unterentwickelt abzustempeln. Und darüber vergessen wir gern, dass wir die Verfehlungen, die wir bei anderen kritisieren, bei uns selbst auch noch nicht beseitigt haben.

So viel für jetzt.

Bald mehr.

In den Händen der deutschen Pharmaindustrie

So, da bin ich wieder, um den ersten Beitrag des neuen Jahrs mit hochtrabendem Titel abzulassen.

Habe mein Leipzig nach zwei sehr schönen, aufregenden, interessanten Wochen mit gemischten Gefühlen und einer wunderbaren Erkältung verlassen. Praktischerweise hat mein armes Immunsystem auch erst gestern Nacht kapituliert vor den wild herumschwirrenden Viren und Bakterien, die in den letzten vierzehn Tagen nach und nach meine ganze Familie und meinen Freundeskreis erwischt haben.

Zum Glück bin ich aber diesmal mit allen erdenklichen deutschen Erzeugnissen zur Erkältungsbekämpfung ausgestattet und habe auch sonst nicht viel mehr zu tun, als in der verbleibenden Ferienwoche wieder gesund zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich alle noch Gesunden, dass sie gesund bleiben, und den Mitkranken gute Besserung…

Vielleicht werd ich demnächst mal darüber schreiben, wie schlecht der neue Hobbit war. Und wie toll der neue Jim Jarmusch. Auch einige Betrachtungen zum Thema „mediale Aufarbeitung von politischen Entwicklungen im Ausland“ brennen mir auf den Nägeln. Wir werden sehen.

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

Krieg und Frieden

Morgen um diese Zeit werd ich schon im Kreise meiner Lieben in Leipzig sitzen. Und obwohl mich der Gedanke, dass meine Zeit in Karlovac so bald endet, immer noch melancholisch stimmt, bin ich jetzt im Moment irgendwie auch ganz froh, hier wegzukommen.

Warum? Nun ja, Kriegsmetaphern im Bezug auf Karlovac zu bringen, nachdem ich erfahren hab, wie hart die Stadt im Jugoslawien-Krieg umkämpft war, ist zwar etwas geschmacklos, aber angesichts der Tatsache, dass gerade im Minutentakt irgendwo Knallfrösche, Raketen und ähnliche Knallkörper losgehen, sind derlei Vergleiche nun mal so offensichtlich wie treffend. Schade, dass ich euch die bestürzend realistische (die Leute schreien auch immer so…) Geräuschkulisse nicht vorspielen kann.

Bezüglich dieser leicht pyromanischen Auswüchse hier hab ich übrigens erfahren, dass das tatsächlich noch ein Überbleibsel aus der Jugoslawien-Zeit ist. Damals galt ja, wie in allen Staaten des real existierenden Sozialismus, Religion als „Opium fürs Volk“ (siehe auch das Känguru… äh, Kommunistische Manifest und so). Und da Weihnachten nun mal ein christlicher Feiertag ist, wurden alle Arten von Weihnachtsfeiern, -abbildungen und -metaphern aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Da aber Kroatien schon immer viele gläubige Katholiken beherbergte, die sich ihren Glauben nicht verbieten lassen wollten, gab es natürlich Widerstand gegen diese Praxis. Das sah dann so aus, dass besonders katholische Familien am 24. die Silvesterkracher rausgeholt haben, um laut und ziemlich unüberhörbar deutlich zu machen, dass sie trotz allem Weihnachten feiern. Interessant, oder?

Im Übrigen hab ich heut viel geschlafen, gegessen und Tee getrunken, und natürlich meinen Koffer für morgen gepackt. Wobei ich die ganze Zeit versuche, mich daran zu erinnern, welche Klamotten ich zu Hause gelassen habe, weil ich keine Lust hab, meinen ganzen Schrank aus Karlovac nach Leipzig und wieder zurück nach Karlovac zu transportieren für zwei Wochen. Alle, die ich in den nächsten vierzehn Tagen also treffen werde, möchte ich hiermit vorwarnen, sollte ich eventuell in seltsam kombinierten Kleidungsstücken gesichtet werden.

Über die Feiertage muss ich jetzt einen aktualisierten Finanzierungsplan für die Drehbuchförderung aufstellen, mit meinen kreativen Partnern/Musen/Helfern reden und natürlich am Drehbuch herumbasteln.

Drückt mir die Daumen, dass mit dem Flug morgen alles klappt!

Und falls ich angesichts meiner mannigfaltigen sozialen Verpflichtungen zu eingespannt sein sollte, bring ich das jetzt schon mal hinter mich:

Ich wünsche euch allen wunderbare, entspannte Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr!

 

So viel für jetzt.

Bald mehr.

 

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