Ru(pp)mänien

Ich stelle vor: Bihor

Wer in den kleinen Kreis im Nordwesten Rumäniens reist, kommt um die Kreisstadt Oradea nicht herum. Dort gibt es viele hübsche Gebäude im Jugendstil, eine tolle Uferpromenade und Baustellen. Dauernd gibt es etwas zu renovieren und auszubessern. Seit meiner Ankunft im Oktober hat sich das Stadtbild ziemlich verändert. Ich konnte beobachten, wie die Folie um das Rathaus herum Stück für Stück kleiner wurde und nun fast ganz verschwunden ist. Auch der anfangs komplett aufgerissene Platz vor dem Theater besteht mittlerweile aus perfekt angeordneten Pflastersteinen. Dafür gibt es nun andere Stellen, an denen Bauzäune, Leitungen, Löcher auftauchen. Ich frage mich manchmal, wie es aussieht, wenn ich in fünf Jahren wiederkehre? Vielleicht ganz anders, vielleicht ungefähr genauso. Die große Synagoge, der Palast des Schwarzen Adlers und die Kirche mit der Kugel, die die Mondphasen anzeigt, werden sich bestimmt nicht verändern.  Trotzdem befindet sich Oradea irgendwie im Wandel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt jemals nicht mehr faszinierend auf mich wirkt.

Genauso wie ihre Umgebung. Ein paar Busminuten entfernt liegt der Ort Băile Felix und wie der Name schon sagt, lässt sich dort vor allem gut baden. Heiße Quellen locken jährlich viele Tourist*innen an, große Hotelbauten sorgen für eine komfortable Unterkunft. Ein kleiner Wald mit Trimm-Dich-Pfad und Spazierwegen macht das Image des Städtchens als Kurort komplett.

Ähnlich bekannt wie Băile Felix sind die vielen Höhlen Bihors. Ich habe einige davon besichtigt: Peștera Urșilor, Peștera Unguru Mare, Peștera Vadu Crișului. Peștera Urșilor (Bärenhöhle) überzeugt mit den größten Tropsteinfiguren und dem Skelett eines Bären. Peștera Unguru Mare eignet sich besonders gut für Schul- und Freiwilligenausflüge. Die zu ihr führende Hängebrücke wird so regelmäßig und kostenlos von 20 springenden Kindern oder Freiwilligen auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft. Peștera Vadu Crișului hingegen ist ein gutes Ziel für einen späten Sonntagmorgentrip (am besten aber früher als 15 Minuten vor Schließung kommen!). Gemeinsam sind allen Höhlen die angenehme Kühle, die abgetretenen Steine und ein leicht muffeliger Geruch. An so richtig heißen Sommertagen gibt es meiner Meinung nach kaum bessere Aufenthaltsorte.

Nur Wasserfälle toppen die Höhlen in dieser Hinsicht vielleicht noch. Manche von diesen sind erst nach einer längeren Wanderung erreichbar. Andere hingegen liegen praktischerweise nur einige hundert Meter von der nächsten Zughaltestelle entfernt. Aber egal wo, das Wasser ist erfrischend kalt und das Rauschen beruhigend sanft.

Wasser -> Pflanzen -> Blumen. Obwohl ich kein riesiger Blumenfan bin, hat mich der Besuch eines großen Lavendelfeldes begeistert. Es gibt zwar wenig Schatten, aber dafür wunderbar malerische Idylle. Lila Blüten, summende Hummeln, Strohballen. Es lässt sich eine gute Weile dort aushalten und einfach nur genießen.

Zurück zu etwas mehr Abenteuer. Als ich hörte, dass es in Bihor sogar einen Krater geben soll, klang das echt interessant. Bald darauf stellte sich aber heraus, dass zwei Menschen drei Stunden lang herumlaufen können, bevor sie besagten Krater überhaupt entdecken. Besonders spektakulär ist dieser meiner Meinung nach also nicht, aber die Umgebung lädt zu Spaziergängen ein. Vielleicht taucht der Krater dann auch irgendwann zufällig auf.

So ist es halt mit Sehenswürdigkeiten. Manche gefallen mir, andere eben nicht. Deswegen einfach in den Zug, in den Bus oder ins Auto setzen und überraschen lassen, was da so kommt. Blumenlandschaft genießen, Höhlen erforschen, im Apuseni-Gebirge wandern. Der Kreis Bihor bietet mir viele Möglichkeiten…

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