Ru(pp)mänien

SCHILLERnde Schulzeit

Der erste Schultag im neuen Halbjahr. Und es gibt gute Neuigkeiten: Die Schüler*innen der Grundschule und sowohl der achten als auch der zwölften Klasse dürfen nach monatelangem Onlineunterricht endlich wieder das Schulhaus betreten.

Ich freue mich sehr darüber. Nun kann ich wenigstens ein paar der mir von meinem Laptopbildschirm bekannten Gesichter in „echt“ sehen.

Schon eine Woche nach meiner Ankunft Mitte Oktober wurden die Schulen geschlossen. Es folgten Wochen voller Unterrichtsstunden via Microsoft Teams, bei denen ich so einiges erlebt/gemacht/gelernt habe.

Mit einer 5. Klasse wiederhole ich einmal wöchentlich wichtige grammatikalische Themen. Dabei bin ich regelmäßig beeindruckt davon, wie gut sich diese Kinder auf Deutsch ausdrücken können.

Noch höher ist das Niveau in der 8. Klasse. Dort übe ich mit einigen Interessierten für deren Abschlussprüfung im Mai. Wir lesen Geschichten und sprechen darüber und beantworten Grammatikfragen. Ich frische mein Schulwissen wieder auf, indem ich zuerst mich selbst und dann das Internet frage, was genau jetzt eigentlich ein verkappter Nebensatz ist.

Auch dank der 6. Klasse lerne ich immer wieder. Hierfür muss ich nur das Unterrichtsfach „Minderheitengeschichte“ besuchen und der Lehrerin und den Schüler*innen aufmerksam zuhören. Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Bukowinadeutsche… vor meiner Reise hierher war mir überhaupt nicht bewusst, dass es so viele verschiedene deutsche Minderheiten gibt.

Doch nicht nur solche neuen sachlichen Informationen überraschen mich. Auch neue Fähigkeiten an mir selbst versetzen mich hin und wieder in Staunen. Dass ICH, eine selbsterklärte Hasserin des Faches BK in der Schule, mal selbst Kunstunterricht geben würde, hätte ich zum Beispiel niemals gedacht. Dass es mir auch noch Spaß machen würde, noch weniger. Aber da das Fach Kunst an der Schiller-Schule auf Deutsch unterrichtet wird und die Lehrerin äußerst offen für meine Vorschläge ist, hat sich bei mir inzwischen sogar eine Art Leidenschaft für diese Kunststunden entwickelt. Wir zeichnen unserer Lieblingsorte, zentanglen und stellen deutsche Dialektworte oder selbst erfundene Geschichten zeichnerisch dar. Dabei erweisen sich die Schüler*innen als äußerst kreativ und sehr begabt, ich mich manchmal als künstlerisch uninformiert und maltechnisch eher weniger talentiert. Aber ich bemühe mich.

Leichter fallen mir die Vorlesestunden in der 3. Klasse. Dabei muss ich mich nur anstrengen, „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler möglichst deutlich und gut betont vorzulesen. Besonders achte ich darauf, meine Stimme in angemessener Weise zu verstellen und die unterschiedlichen Stimmen dann bloß nicht miteinander zu verwechseln.

Ansonsten gibt es noch solche Unterrichtsstunden, in denen wir die breite Vielfalt der Online-Tools nutzen. „Spielen wir heute Kahoot?“ ist wohl einer der am häufigsten gestellten Fragen in der 5A. Diese Quiz-App macht allen viel Spaß und wäre in Präsenz in dieser Form wahrscheinlich nicht einsetzbar. Manchmal hat Onlineunterricht also auch gute Seiten.

Trotzdem wünsche ich mir, dass auch die anderen Klassen nach und nach in die Schule zurückkehren. Vorweihnachtliches Adventskranzbasteln und Lebkuchenbacken funktioniert auch online gemeinsam, aber in persona ist es natürlich schöner. Deswegen wäre es wirklich toll, wenn die Osterbasteleien in der Schule stattfinden könnten. Vorausgesetzt natürlich, die aktuellen Fallzahlen und die weitere Entwicklung der Pandemie lassen das zu. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, und versuche, aus allem das Beste zu machen.

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