Ru(pp)mänien

Eine lange Fahrt und ein noch längeres Wochenende

Heute schneit es in Oradea. Das ist für mich wirklich etwas Besonderes, schließlich hatten wir hier vor einem knappen Monat noch ein sehr spätsommerliches Wochenende mit Temperaturen von fast 20°C. Wie schön, dass sich der Winter nun endlich auch in dieser Stadt zeigt. Ich mache heute also einen Spaziergang durch die nassen Straßen und schreibe bei einer warmen Tasse Tee aus meinem ganzjahrestauglichen Teeadventskalender diesen Blogeintrag. Denn die weißen Flocken erinnert mich an den ersten rumänischen Schnee, den ich erleben durfte…

Als ich Ende November/Anfang Dezember in Bukarest war. Glücklicherweise fielen die beiden Feiertage 30. November und 1. Dezember auf Montag und Dienstag, sodass es für alle ein langes Wochenende gab. Da lohnen sich also auch mehr als 12 Stunden mit dem Nachtzug, um einmal in die Hauptstadt zu reisen. Wichtigste Lektion dieser Zugfahrt: Ein Laptop ist weder so weich wie ein Kissen, noch übersteht er darauf gebettete Köpfe genauso unbeschadet. Nur, falls irgendjemand so wie ich auf dumme Ideen kommen sollte.

Dezent übermüdet kam ich samstagmorgens am überfüllten Bukarester Bahnhof an. Es ging auf in die Freiwilligen-WG, die die wohl coolste Dachterrasse des ganzen Landes zu bieten hat. Von dort aus konnte ich ein wunderbar nebliges Panorama der Stadt betrachten und bekam direkt Lust auf einen Spaziergang. Gegen Mittag begaben wir uns also auf Erkundungstour und ließen uns von den einheimischen Freiwilligen die riesigen Gebäude zeigen. Zum Glück hatten wir es nicht eilig und konnten in aller Ruhe das Theater, die Museen und das Parlament von außen begutachten. Besonders der Parlamentspalast ist sehr prachtvoll und beeindruckte mich mit seiner enormen Größe. Nach einer kleinen Stärkung traten wir den Heimweg an und schlenderten so gemütlich durch die Straßen, dass wir schließlich vollkommen durchgefroren wieder in der WG ankamen.

Am nächsten Tag wünschte ich mir, meine Altgriechisch-Kenntnisse wären noch etwas aktueller. Denn wir besichtigten das landesgeschichtliche Nationalmuseum, in dem es vor allem sehr viele Steine mit antiken Inschriften zu sehen gab. Außerdem wurden dort Gipsabdrücke der Trajanssäule sowie Schmuckstücke und Wertgegenstände ausgestellt. Leider waren die Infotafeln nur bruchstückhaft auf Englisch vorhanden waren, weswegen ich versuchte, einige der rumänischen Texte zu verstehen (leider eher erfolglos). Nach dieser anstrengenden geistigen Arbeit wollten wir uns noch körperlich ertüchtigen und spazierten wir durch einen großen Park, der nahe dem Wasser und dem Triumphbogen gelegen ist.

Obwohl es schon an den beiden Tagen zuvor sehr kalt gewesen war, überraschten uns die dicken Schneeflocken am nächsten Morgen alle. Also hieß es, nichts wie hoch aufs Dach. Dort bauten wir erst einmal einen Schneemenschen auf die Brüstung und genossen die Aussicht auf die verschneiten Dächer um uns herum. In einem nahegelegenen Park stellte ich dann schließlich fest, dass der Schnee von oben wesentlich anziehender ausgesehen hatte, als es der auf den Straßen liegende Matsch dann wirklich war. Aber die frische Luft tat gut und da die Museen wegen des Feiertags alle geschlossen hatten, blieb uns auch gar nichts anderes übrig als draußen zu sein. Die kleine Geburtstagsfeier am selben Abend verbrachten wir trotzdem doch lieber drinnen, irgendwann reicht die frische Luft dann nämlich auch mal.

Der letzte Tag in Bukarest war schließlich ein eher kurzer, denn wir standen spät auf und ich musste schon am frühen Abend wieder in den Zug. Gegen Nachmittag allerdings war ich mir gar nicht mal so sicher, ob ich es wirklich in den Zug schaffen würde. Denn zu diesem Zeitpunkt tigerte ich einsam und orientierungslos durch die Bukarester Innenstadt. Dazu kam es, weil ich noch ein letztes Mal ausgedehnt durch die Straßen der Hauptstadt spazieren wollte, nachdem ich eine andere Freiwillige zum Bahnhof begleitet hatte. Leider gab der Akku meines Handys irgendwann den Geist auf, sodass ich mich auf mein Gedächtnis verlassen musste. Aber naja, leider sehen die Straßen ab einem gewissen Punkt alle gleich aus, vor allem bei Dunkelheit. Ohne einige äußerst hilfsbereite Menschen, die mir schließlich den Weg zurück zur Wohnung erklärten, würde ich wohl heute noch dort herumirren.

Dank der fremden Hilfe schaffte ich es aber pünktlich zum Zug und kam nach weiteren 12 Stunden in meinem mittlerweile schon recht vertrauten Heimatstädtchen Oradea an. Mein persönliches Fazit zu Bukarest: Es ist sehr groß, vielleicht zu groß und zu laut für mich. Außerdem brauche ich einen Fluss, der die Innenstadt an zentralen Punkten durchfließt, und mir so bei der Orientierung hilft. Allerdings gibt es noch viele Museen, die ich mir noch nicht anschauen konnte. Deswegen werde ich wohl früher oder später eine weitere Reise in die Hauptstadt Rumäniens unternehmen.

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