Nach zwei Wochen enden die armenischen Feiern zum Jahreswechsel
Wenn sich in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar um Schlag zwölf Uhr wildfremde Menschen um den Hals fallen, Feuerwerk den Himmel erleuchtet und fast alle schwer betrunken sind, sind die Feiertage in Deutschland schon fast vorbei. In Armenien geht es dann erst richtig los.
Schnorhavor nor dari – Frohes neues Jahr
Die letzten Tage des Jahres nutzen Hausfrauen für einen Kochmarathon und Familienväter für Hamsterkäufe im Supermarkt. Es scheint, als könne man gar nicht genug gefüllte Weinblätter und Wodkaflaschen im Haus haben, um gerüstet zu sein für das, was nun folgt. In der Neujahrsnacht werden nicht nur die weitläufige Familie, sondern auch Nachbarn und Bekannte über den stets reich gedeckten und immer wieder neu beladenen Tisch herfallen. Man gratuliert sich und stößt wieder und wieder auf das neue Jahr an.
Surb znund – Die heilige Geburt
Am Abend vor dem 6. Januar tragen Gläubige eine brennende Kerze aus der Kirche nach Hause und bringen somit (meistens windgeschützt durch eine aufgeschnittenen Plastikflasche) ein Licht in ihre Familie. Am folgenden Tag drängeln sich zum Gottesdienst in Etchmiadzin, dem Sitz der armenischen Kirche, noch mehr Besucher als an einem gewöhnlichen Sonntag, um einen guten Blick auf die Priester zu erhaschen oder eine Kerze anzuzünden. Das ganze Ereignis wird im Fernsehen übertragen, vielleicht auch damit sich noch einmal alle erinnern, dass da neben dem nicht-religiösen Neujahr auch noch dieser andere Feiertag war…
Von Neujahr bis Neujahr
Zwischen dem „neuen“ gregorianischen und dem „alten“ julianischen Neujahrstag liegen gut zwei Wochen, in denen man das neue Jahr nach allen Regeln der Kunst einläuten kann. Das kompliziert anmutendes Zeremoniell von Besuchen und Gegenbesuchen aller Bekannten dauert einige Tage an, bis dann die große Völlerei langsam abflaut. Nur langsam kommt das öffentliche Leben in Geschäften und staatlichen Einrichtungen anschließend wieder in Gang. Das Leben einer ganzen Stadt verschiebt sich zehn Tage lang in die Behaglichkeit warmer Wohnzimmer, bevor der Tannenbaum dann endlich vor der Tür landet und das Jahr 2011 endlich anfangen kann.