Eine Georgien-Reise mit der armenischen Brille
„Wenn einer Schnabelschuhe anhat, dann weiß man, dass der gerade erst vom Dorf gekommen ist oder Armenier oder Aserbaidschaner ist“, sagt Nana, die 25 Jahre alt, Georgierin und bestimmt nicht vom Dorf ist. Tbilisi ist zu chic für den Macho-Look der glänzend-schwarzen Herrenschuhe, die in Yerevan en vogue sind. Tatsächlich ist kaum zu leugnen, dass Tbilisi sich für jemanden, der gerade aus Armenien kommt lebhaft, progressiv und westlich anfühlt.
Englisch statt Russisch
Und eigentlich sähe Georgien sich – wenn man den englischsprachigen Plakaten vor dem Außenministerium glauben will – ohnehin am liebsten in der NATO. Es liegt ja schließlich in Europa, fast zumindest. All zu viele andere Möglichkeiten hat das größte Land im Südkaukasus auch gar nicht mehr. Die Grenze zu Russland ist nach den Auseinandersetzungen um Abchasien und Südossetien 2008 dicht und in die GUS führt wohl kein Weg mehr zurück. Also ist die Reise für EU-Bürger visafrei. Alle Beschriftungen sind nun statt auf Russisch, auf Englisch übersetzt. Eine unerlässliche Hilfe, denn die sehr geschwungene georgische Schrift gibt selbst Armeniern (!) Anlass zu allerlei Witzeleien über das georgische Spaghetti-Alphabet.
Erinnerungen an Armenien
Auf das Grab von Sayat Nova deutet nur eine unauffällige Steinplatte hin. Rechts vom Eingang der armenischen Kirche in Tbilisi liegt der größte Dichter des armenischen Mittelalters begraben. Die Gottesdienstbesucher strömen gut gelaunt aus dem Gebäude, das sich äußerlich kaum von den georgisch-orthodoxen Gotteshäusern der Hauptstadt unterscheidet. Ein paar Jugendliche verkaufen den Gemeindemitgliedern eine armenischsprachige Zeitung und von einem älteren Herrn hören wir die gleichen Klagen über den georgischen Präsidenten und seinen protzigen Palast am Ufer des Mtkawari wie überall sonst in der Stadt. Mindestens zwei weitere verfallene armenische Kirchen erzählen die Geschichte einer Stadt, in der früher die armenische Intelligenz gelebt hat, und in der – zumindest die Eingeweihten – auch heute noch vieles an das Nachbarland erinnert.
Echte Altstadt
Hoch über Tbilisi liegt die Festung Narikala, in der Altstadt gibt es unzählige Kirchen, eine Moschee und zwei Synagogen. Spaziergänge auf der Rustaveli-Straße und in den Gassen der Altstadt erfüllen alle touristischen Erwartungen nach orientalischem Flair. Kurz: Tbilisi ist auf den ersten Blick eine schöne Stadt. Chadschapuri und georgischer Wein sind ohnehin unschlagbare Argumente. Am Abend gibt es in irgendwo im Keller ein Rockkonzert und danach zieht das Publikum weiter in den Irish Pub mit Live-Musik. Georgien ist auf der Reise nach Europa schon ein großes Stück vorangekommen.
Lieber Julian (ich duze einfach mal =)),
ich danke dir, dass du diesen interessanten Blog eingerichtet hast.
Ich finde es zunächst einmal unglaublich mutig in ein für dich so fremdes Land zu verreisen ohne jegliche „grundlegende“ Kultur- und Sprachkenntnisse.
Ich bin selbst gebürtige Armenierin und lebe in Deutschland. Ich kenne mein Land und bin überwältigt mit welch einer Faszination und Genauigkeit du alles beschrieben hast. Ich danke dir auch dafür, dass du mir ein Stück Erinnerung zurück gegeben hast, denn ich habe Armenien nie im Herbst erleben können (leider =( ). Danke.
…und JA ich musste ab und zu schmunzeln über die TYPISCHEN armenischen Gewohnheiten, die du einfach bemerkt hast. =D….
Ich fahre immer in den Sommerferien nach Armenien um meine Familie zu besuchen und habe schon oft mit dem Gedanken gespielt so ein freiwilliges Jahr mit „Deutschuntericht“ zu machen. Nun steht das ABI vor der Tür und ich stolpere über diesen BLOG (…und die Philosophie sagt, es gäbe keine Zufälle^^).
Ich würde mich freuen, wenn du mir ein paar Informationen über deine Veranstalter geben könntest, da ich auch gerne ein Freiwilliges Jahr in Armenien machen möchte.
Wie kommt es, dass du in Armenien Deutsch unterrichten kannst ohne ein Studium absolviert zu haben (Geburtstag–> 1990 =D)?
Danke dafür dass du in Armenien bist! =)
Halte durch! (ich weiß, dass das Land für unsere Gewohnheiten manchmal sehr schräg sein kann!)
ich hoffe du mailst mal, wenn du nicht gerade pachlava, lavash oder tschir—-oh nein es war ja ein „garmir chnsor“ xD! isst.
ps.: du musst unsere Pfirsiche probieren!!!
ach ja und bitte glaube nicht, dass das Frosch Spülmittel tatsächlich aus Deutschland kommt. Lies lieber nicht das, was manchmal hinten drauf steht— ein jeder Deutsch LK würde im Boden versinken =D!!!
liebe Grüße
„bari machtankner“
Lilith =)