Alles andere als Alltag

Erster Versuch einer Zustandsbeschreibung

Es gibt in meiner Erinnerung diese allerersten Eindrücke, die unzusammenhängenden Bilder der ersten Tage, auf denen kaum mehr zu sehen ist als verschwommene Schemen: Die nächtliche Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt, ein reich beladener Tisch mit „lavash“ (dünnes Brot) und selbstgemachter Marmelade, mit freundlichen Worten zur Begrüßung und viel süßem Tee. In den ersten Tagen in einer neuen Stadt, in einem neuen Land und in einem neuen Leben auf Zeit vergehen die ersten Stunden wie Tage.

Markthalle in Yerevan

Markthalle in Yerevan

Es braucht ein wenig Zeit und ein bisschen Abstand von diesem Zustand, um einen zusammenhängenden Gedanken fassen zu können, um zwischen all den neuen Orten und Menschen zumindest vorläufige Verbindungen erkennen zu können. Vielleicht ist nach zehn Tagen der richtige Moment gekommen, um sich an einen ersten Blogeintrag zu wagen.

Und wie ist es so?

Wo lebst du? Was machst du? Wie geht es dir? Auf die am häufigsten gestellten Fragen nach meinem Verbleib in Yerevan gibt es auch nach den ersten eineinhalb Wochen noch keine abschließenden Antworten, aber einiges kann ich nun zumindest besser beantworten als noch vor meinem Abflug.

Neben mir hat der Pädagogische Austauschdienst noch vier weitere deutsche Freiwillige an armenische Schulen mit Deutschunterricht in Yerevan entsendet. Die erste Zeit leben wir zusammen in einer Dreieinhalbzimmer-Wohnung, die uns eine armenische Lehrerin untervermietet. Weil das natürlich keine langfristige Lösung ist, haben wir uns auf den Immobilienmarkt der Stadt gestürzt: Ungezählte Besuche bei Maklern und Vermietern mit Stadtplan und hilfsbereiten Übersetzern inklusive. In den nächsten Wochen werden wir dann zwei komfortablere Wohnungen beziehen. Hoffentlich!

Was machst du da eigentlich?

Straße in YerevanMeine Einsatzstelle ist eine relativ kleine (private) armenische Mittelschule im Stadtzentrum von Yerevan. Die Schüler sind zwischen acht und sechzehn Jahre alt und lernen in – für deutsche Verhältnisse – paradiesisch kleinen Klassen und schwierigen räumlichen Bedingungen.

Ich helfe im Deutschunterricht, antworte auf alle neugierigen Fragen und staune selbst noch über vieles. In dieser Woche ist eine Gruppe Austauschschüler aus Sachsen-Anhalt zu Besuch; an Alltag ist also noch nicht zu denken.

Eigene Projekte von uns Freiwilligen, von Exkursionen mit den Schülern bis zu einem deutschen Monatskino, sind in Planung. Der Armenischunterricht für uns ist angelaufen und mittlerweile kann ich Minibus fahren, ohne mich zu verirren.

Auch wenn der erste Schock bald überstanden scheint, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ich mich richtig eingelebt haben werde. Nur langweilig wird mir sicher nicht werden.

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