Rudens

Der Herbst (rudens) ist da – die gelb/roten Bäume und die Sonne locken die Menschen nach draußen bevor der kalte Winter kommt.
Ganz diesem Motto folgend habe ich die letzten Tage wieder einmal viel gesehen. Außerdem habe ich in der Schule jetzt noch feste Stunden bekommen, in denen ich mich extra außerhalb des Unterrichts mit Schülern beschäftige, die entweder unterfordert oder eher überfordert sind, weil sie einfach viel weniger und mehr Jahre Deutsch Unterricht hatten als die Mitschüler in der Klasse. Es macht echt Spass mit so kleinen Gruppen (von 1 – 4 Schülern) zu arbeiten, weil ich dadurch die Schüler noch viel besser kennenlerne.
Auch helfe ich einer Schülerin der 11. Klasse, die erst seit einem Jahr deutsch lernt und aber nach der Schule (also in 1,5 Jahren) unbedingt nach Deutschland will, um dort zu studieren. Es ist unglaublich mit was für einem Willen sie sich bemüht die Sprache zu lernen und wie groß das Bestreben für viele Menschen hier ist nach Deutschland zu gehen, weil dieses Land aus ihrer Sicht viel bessere Perspektiven bietet als Lettland.
Es freut mich, wenn ich ihnen dann so „einfach“ helfen kann, indem ich mich mit ihnen unterhalte und sie die Sprache üben können.
Trotzdem bin ich auch schon an meine Grenzen gestoßen wenn es um Grammatik geht, da ich keine ausgebildete Lehrerin bin und somit nicht alle Regeln erklären kann – warum man denn in der Vergangenheit manchmal „ist“ und manchmal „hat“ verwendet (er ist gegangen – sie hat gegessen). Ja, jetzt weiß ich warum, aber als Muttersprachler sind einem diese Regeln ja eher nicht so präsent.
Da wird einem wieder bewusst, wie schwer die deutsche Sprache ist und wie hart es ist diese als Ausländer perfekt sprechen zu können – was für mich so einfach ist.
Trotzdem kann ich jetzt stolz sagen, dass ich offiziell in Riga wohne und auch eine ID besitze – nach 2 Ausflügen zu dem Migrationcenter, 3 mal Nummerziehen, addiert bestimmt 2 Stunden warten und interessanten Gesprächen mit lettischen Beamten (Beamte bleiben Beamte, egal ob in Deutschland oder Lettland, irgendwie sind sie alle ähnlich).
Gestern habe ich mit Cleo Sigulda besucht – ein Mekka für Touristen (hatten wir zumindest das Gefühl)- eine Stadt im Gauja-Nationalpark. Trotzdem hat sich die Fahrt gelohnt, die sich bei mir als Geduldsprobe erwiesen hat, da der Bus ziemlich überfüllt war (ich war leider nicht so schlau mir vorher ein Ticket zu kaufen, was hieß, dass ich die ganze Zeit (2h) stehen musste – aus Fehlern lernt man!) und somit verspätet losfuhr und außerdem alle Menschen irgendwie den Drang hatten aus Riga raus zu kommen, d.h. wir gefühlt 1 Stunde im Stau standen. Gott sei Dank ist der Busfahrer dann auf der „Autobahn“ (=Landstraße,d.h. max 2 Spuren pro Seite) auf dem „Seitenstreifen“ rechts an den wartenden Autos vorbeigefahren, womit wir wenigstens ein bisschen Zeit wieder gewinnen konnten. Highlight der eher tristen Busfahrt war definitiv ein kleines Kind, welches durch sein bezauberndes Lachen fast alle lettischen Passagiere (mir inklusive) zum Grinsen gebracht hat .
In diesem Sinne lasse ich ein paar Bilder vom Besuch Siguldas selber sprechen:

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evangelische Kirche Sigulda:

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eine alte Burg:

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die Gauja:

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Sigulda hat insgesamt echt viel zu bieten – wir konnten gar nicht alles besichtigen, aufgrund der vielen Menschen und eines beschränkten Zeitlimits. Aber alleine die Aussicht und die pure Natur waren die Reise wert.

Heute habe ich noch einen Ausflug gemacht – diesmal allerdings mit 3 Lettinnen. Wir waren in einem frisch neu angelegtem Park 20 km entfernt von Riga, der  übersät von gelb/orange/roten Bäumen ist. In Ziemelblazma kann man außerdem auf einen Turm steigen und bei der Abendsonne eine wunderbare Sicht auf Riga und die Meermündung genießen:

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Nun ist schon wieder eine Woche vergangen und ich freue mich auf die nächsten Wochen hier. Dieses Land hat viel zu bieten, auch wenn viele Letten ihr Studium im Ausland planen.
Ich bin mir bewusst, wie privilegiert ich bin – was für ein Glück ich habe das alles hier zu erleben.

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