Laimigu jauno gadu!

Laimigu jauno gadu! Frohes neues Jahr euch allen!
Es sind schon 8 Tage im Jahr 2014 vergangen. 2014. Ein bedeutendes Jahr für das kleine Land Lettland: es gibt nagelneues Geld – den Euro (die blitzenden neuen Münzen wurden übrigens in Deutschland produziert) und zusätzlich ist Riga eine von den beiden Kulturhauptstädten Europas 2014.
Deshalb habe ich den Wechsel in diesem Jahr auch in der Hauptstadt, meinem momentanem Zuhause gefeiert: Riga. Doch allerdings nicht alleine. Valmiera, Brest und Tallinn waren im Herzen auch vertreten. Also verbrachte ich diese Nacht mit anderen lieben Freiwilligen, Caro, Katha und Cleo. Wir bestaunten um 12 Uhr das „besondere Euro- Feuerwerk“, welches für Lettland wohl große, farbenprächtige Ausmaße hatte. Ein weiteres Highlight an diesem geselligem Abend war das Bezahlen nach 12 Uhr in einem Geschäft. Ich bezahlte 5 Lats und bekam dann haargenau einen 5 Euroschein wieder – und natürlich auch meine bestellten hausgemachten Pommes. So einfach geht das. (Für Unwissende: 1 Euro = 0,7 Lats).

Vor der Jahreswende im Dezember habe ich viel Besuch bekommen, den ersten kleinen Schnee in Riga erlebt, 3 Konzerte mit meinem Schulchor gegegeben (davon ein Spontankonzert in der Stadt Jelgava auf einem Aussichtsturm), trotz immer noch nicht vorhandenem Ofen Weihnachtsplätzchen (in Valmiera) gebacken und bin mit Sophie (Freiwillige in Perm, Russland) zu dem Weihnachhtsball in meiner Schule gegangen. Dieser Ziemassvetkuballe wird jedes Jahr von der Schülervertretung organisiert und ist eine echt schöne Sache. An dem Abend vor dem letzten Schultag (18.12.) konnte man schick gekleidet (wenn bei den Letten schon extra schick gesagt wird, dann ist es wirklich schick –> Männer (oder eher Jungen) im Anzug und die Mädchen teilweise auch in Ballkleidern) mit einer vorher erworbenen Eintrittskarte in die Schule kommen. Dort hatte man dann mehrere Möglichkeiten in verschiedenen Räumen den Abend mit seinen Freunden zu feiern: es gab einen Karaoke- Raum, wo die Letten lauthals lettische Volkslieder sangen; einen Raum wo kurze Mr. Bean Filme gezeigt wurden; einen Raum, wo man am Klavier performen konnte; einen Raum fürs Fotoshooting und natürlich die große Aula, wo ab einem Zeitpunkt Live- Musik gespielt wurde und die Letten ihre herausgeputzten Mitschülerinnen zu einem Tanz auffordern konnten. Ein wirklich toller Abend!

Hier ein paar Bilder:

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Weihnachtskonzert im 1. Staatsgymnasium

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Am 1. Januar besuchten wir Kulturweitis dann das ethnografische Museum, da an diesem Tag auch alle Verkehrsmittel kostenlos waren (vielleicht, weil sie nicht so schnell auf den Euro umstellen konnten – wer weiß) und dieses nicht ganz in der Stadt liegt.
Das erste Januarwochenende und somit auch meinen Geburtstag verbrachte ich hier in Riga mit meinen Eltern. Danke für das aufregende Wochenende und diesen besonderen Geburtstag, an dem wenig geschlafen und viel erlebt wurde. Danke auch an alle Menschen, die an diesem Tag an mich gedacht haben und mit lieben Worten versüßt haben.

Noch nicht erwähnt habe ich, wie ich Weihnachten gefeiert habe. In dieser Zeit war ich 1 Woche in Deutschland. Und diese Zeit war sehr wichtig. Mir ist bei der Rückkehr noch mehr der Kontrast zwischen Deutschland und Lettland aufgefallen und bewusst geworden. Lettland gehört zu Europa und bemüht sich sehr (nicht nur durch den Euro) wirtschaftlich und auch touristisch/kulturell dort immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Doch nicht nur wegen der geografischen Größe ist dieses Land sehr weit von Deutschland entfernt..

 

Laime un nelaime

Es ist viel passiert. Nicht nur mir in meinem kleinem Leben hier in Riga, sondern auch in dem kleinen Land Lettland. Das Unglück, was sich an einem Donnerstag-Abend in einem Supermarkt der weitverbreiteten Kette „Maxima“ abspielte, ist nun nach 2 Wochen ein bisschen verarbeitet. Doch für so ein kleines Land hat solch eine Katastrophe, das schwerste Unglück seit der Unabhängigkeit 1991, große Folgen. 3 Tage Staatstrauer und Erschütterung im ganzen Land. Die Opferzahl ist bei 2 Millionen Einwohner nicht gerade wenig, so dass jeder Lette eine Person, die sich zu dem Zeitpunkt im Supermarkt befunden hat, über mehrere Ecken kennt. Jetzt kommt auch noch hinzu, dass sogar der Ministerpräsident zurückgetreten ist – generell ist hier also sehr viel los im Moment.
Ich persönlich war an dem Katastrophenabend nicht in Riga, sondern gerade auf dem Schiff von Stockholm nach Tallinn –> Zwischenseminar. Also habe ich über eine andere Freiwillige aufgeregt erfahren, dass wohl gerade etwas Schlimmes in Riga passiert sei. So schnell geschieht es also- und man rechnet nicht damit, dass man selber einmal so nah an diesen schrecklichen Sachen dran sein kann, die in den täglichen Nachrichten gezeigt werden..
In dieser besagten Woche bin ich schon vorher Samstags mit 2 Freiwilligen (Katha aus Brest und Cleo aus Valmiera) von Riga aus Richtung Estland gefahren. Ein kurzer Zwischenstopp in Pärnu, 2. größte Stadt Estlands, welche im Sommer definitiv bestimmt noch mehr Charme beweisen kann, da es mit der Küste am Meer gute Sommerurlaubqualitäten aufweist. Trotzdem haben wir uns auch gerne Mitte November den Meerwind um die Ohren brausen lassen und sehr gefreut schließlich nach längerem vergeblichem Suchen das offene Wasser zu sehen.

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Abends kamen wir dann mit dem Bus in Tallinn, der Hauptstadts Estlands an und wurden von Caro, die mich zuvor ja schon Riga besucht hatte, empfangen. Caro wohnt in Tallinn etwas außerhalb, also nicht in der Altstadt, sondern mit dem Bus ca 25 min entfernt in einem Studentenwohnheim. Allerdings haben die Tallinner Einwohner es ziemlich gut, da sie seit 2011 alle ÖPNV kostenlos benutzen können, weil sie in Tallinn wohnen. Schlussfolgernd war für mich auch zu beobachten, dass die Busse, die auch regelmäßig in alle Richtungen fahren, nie leer waren, sondern im Gegenteil echt gut genutzt werden. Andere Länder, andere Regeln.
Wir verbrachten zu viert ein paar schöne Tage in Tallinn: unter anderem besuchten wir ein Freilichtmuseum, sahen einen deutsch-franz. Film innerhalb der PÖFS (Internationalen Filmfesttage in Estland), ich besuchte Caro in ihrer Schule und ging in das Okkupationsmuseum, welches im Vergleich zum Rigaischen nochmal die Sichtweise auf die Geschichte bisschen verändert, aber trotzdem natürlich große Parallelen zeigt. Eine Free Tour durch die Altstadt (kostenlose Stadtführung) wurde natürlich auch gemacht – insgesamt war der Austausch untereinander natürlich spannend, wie unterschiedlich die Aufgaben in den verschiedenen Einsatzstellen und die Länder an sich sind.

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Am Mittwoch begang dann das eigentliche Zwischenseminar, wofür wir nach Estland gereist waren. Halbzeit! Wir trafen die anderen Freiwilligen aus unserer Regionengruppe (Russland,Estland,Lettland,Litauen,Weissrussland) und unseren Trainer am Terminal zum Schiff Richtung Stockholm. Denn unser Seminar hielt sich 2 Nächte auf See ab, wobei am Tag (Donnerstag) Stockholm besichtigt wurde. Insgesamt durften wir den Luxus einer großen Essensauswahl und anderen Möglichkeiten, die ein Schiff so bietet, genießen und uns über unseren bisherigen Verlauf unseres Freiwilligendienstes lange austauschen. Stockholm zeigte sich eher regnerisch und grau, doch trotzdem bekam man eine Idee davon, wie schön die Hauptstadt Schwedens, besonders natürlich Gamla Stan, ist.

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Wieder zurück in der anderen Hauptstadt (Tallinn) verbrachten wir noch 2,5 restliche Tage in unserer Gruppe im „Shnelli“ (unserer Unterkunft) und auch auf dem gerade eröffneten Weihnachtsmarkt im Herzen Tallinns.
Auf dem Seminar stand die Kommunikation untereinander und das Besprechen von Problemen und unseren Freiwilligenprojekten im Vordergrund. Am Sonntag hieß es also wieder Abschied nehmen, was nach einer solchen intensiven Zeit einerseits irgendwie wieder erleichternd war, nachdem man die ganze Zeit aufeinander gehockt hatte, andererseits aber natürlich auch traurig, da man manche evtl nicht mehr so schnell wiedersieht, da auch Freiwiilige, die 1 Jahr ihren Dienst machen an diesem teilgenommen haben.
Also ging es wieder Heim, nach Riga, wieder mit Cleo und Katha, da Riga gern als Zwischenstopp für Reisen genutzt wird :). Als wir an dem Freiheitsdenkmal vorbeiführen wurden wir auch direkt daran erinnert was zwischenzeitlich in diesem Land passiert war: es war überhäuft von Blumen.
Das Land befand sich noch in Staatstrauer, was an verschiedenen Stellen immer wieder deutlich wurde und zu spüren war.
Am Montag Abend war ich dann nach 11 Tagen Gesellschaft anderer Freiwilliger wieder alleine in meinem Zimmer. Doch trotzdem wurde es nicht langweilig, denn am Dienstag hatte ich meine erste Chorprobe im Schulchor! Vor dem Seminar hatte ich mich schon dem Dirigenten vorgestellt und musste mit einem Vorsingen (alleine) meine musikalischen Qualitäten beweisen. Nun habe ich 2 mal die Woche 90 min Chorprobe und habe viel Spaß dabei mit den Letten auch lettische Lieder zu singen. Am Freitag war sogar schon das erste kleine Konzert, an welchem ich auch schon mitwirken durfte. Welch ein Glück, dass ich auch schwarze Klamotten mithabe und also evtl nur durch meine Größe ein bisschen aufgefallen bin (so hoffe ich). Wir sangen morgens 3 dziesmas bei einer Schulveranstaltung, was für mich sehr aufregend war. Insgesamt stehen jetzt noch mehr Proben an, da wir in 2 Wochen auch ein Weihnachtskonzert haben werden.
Apropos Weihnachten: wenn ich durch die Stadt gehe sehe ich überall Tannenbäume. Hier wird auch nicht an Lichterketten gesparrt. Natürlich haben auch mittlerweile die Weihnachtsmärkte geöffnet, wobei der Glühwein von mir auch schon getestet wurde. Jetzt fehlt nur noch der Schnee! Ich warte schon drauf, hatte bis jetzt nur ein kurzes Schneeerlebnis, als ich am Samstag mit Freunden um Mitternacht auf dem Weg in die Altstadt war um die Lokalität zu wechseln und überraschend mit dicken Schneeflocken in der Kneipe ankam. Aber bis jetzt war es noch zu kalt, dass der Schnee liegen bleibt. Mal sehen, wann ich morgens das erste Mal im Schnee zur Schule stapfen werde…

Lāčplēsis

In Lettland dominieren zurzeit besonders 2 Farben das Bild des Landes: rot und weiß.  Denn erst war am Montag (11.11.) nicht nur der Martinstag(leider kein Karnevalserwachen,Karneval ist hier ein Fremdwort), sondern viel wichtiger: Lāčplēsis. An diesem Tag wird jedes Jahr an die verstorbenen Lettischen Soldaten gedacht, die am 11.11. im Jahr 1919 für ihr Vaterland gefallen sind und gegen die russische Armee für einen freien Staat gekämpft haben. Überall in Lettland gibt es Lichterumzüge auf den Friedhöfen und es werden Kerzenmeere aufgestellt. Da ich das Glück habe und an einer Schule arbeite, die 5 min entfernt von dem wichtigsten Denkmal Lettlands (Freiheitsdenkmal) liegt, konnte ich mir vormittags auch eine Parade zu Ehren der Soldaten angucken. Es gab viel Polizei, verschiedene Soldatenformationen und als Itüpfelchen den Präsidenten Lettlands. Dieser legte Blumen an der Statue nieder und sprach einige ehrende Worte. Zuvor wurden wir Zuschauer noch mit Lettlandfahnen ausgestattet und konnten für das Lettische Fernsehen ein perfektes Publikum darstellen. Dabei geriet das herbstlich-regnerische Wetter eher in den Hintergrund und die Lettische Nationalhymne konnte zum Abschluss mit Unterstützung der Blaskapelle angestimmt werden.

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Am Abend besuchte ich mit Letten das Ufer der Daugava, die Straße des 11.Novembers, und sah mir die vielen Lichter an, die zu Ehren der Soldaten dort zahlreich aufgestellt wurden.

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In diesen Tagen merkt man wie patriotisch die Letten sind. Sogar die ÖPNV haben hier in der Hauptstadt Fähnchen neben die Windschutzscheibe bekommen und es gehört im Moment dazu einen kleinen Anstecker der lettischen Fahnenfarben an der Kleidung zu tragen. Nicht nur die Schüler in der Schule – sondern auch auf der Straße wird dieser Patriotismus stolz praktiziert.

Dabei bildet der Nationalfeiertag am 18.11. den Höhepunkt. An diesem Tag wird die Unabhängigkeit (1918) Lettlands groß gefeiert, sogar mit einem Feuerwerk am Abend. Leider werde ich diesen Tag nicht in Lettland verbringen, da ich am Samstag auf dem Weg nach Tallinn (Estland) bin!  Zwischenseminar!

Ja, es scheint schon fast Halbzeit zu sein..

 

Varda diena.

Heute wurde ich in der Schule überrascht – denn nach dem lettischen Kalender ist heute der Namenstag von Lote und Šarlote. Und da in Lettland der Namenstag (varda diena) eigentlich so wichtig ist wie der Geburtstag, wird dieser auch immer relativ feierlich zelebriert. Da ich ja leider nicht auf diesen Tag vorbereitet war und somit nicht wie es üblich ist für meine Kolleginnen ein Festmahl (Salate, Kuchen) zubereitet hatte, besorgte ich mit Thomas zusammen eine Torte für unser kleines Lehrerzimmer (welches aus den Fremdsprachen (ausser Englisch) besteht: Deutsch, Russisch und Französisch).
Beim Kuchenessen mit den Lehrern wurde ich dann sogar noch von meinen Deutschkollegen mit Blumen und Schokolade beschenkt – ich fühlte mich echt wie am Geburtstag und wusste gar nicht was mit mir geschah.

Letzte Woche besuchte ich mit Cleo noch eine andere Region Lettlands: Kurzeme. Dort besichtigten wir Ventspils und Kuldiga. Ventspils liegt sogar am Meer und ist für die schönen Strände bekannt. Leider war das Wetter nicht das Beste, sondern eher von Regen geprägt. Auch wenn diese Städte im Sommer wahrscheinlich noch einen schöneren Eindruck hinterlassen war es insgesamt interessant Lettland noch besser kennenzulernen – denn Riga ist nicht gleich Lettland.

Latgale

Der Oktober neigt sich dem Ende zu. Was auch bedeutet, dass hier die Schulferien (1 Woche) begonnen haben.
Zunächst berichte ich aber noch ein bisschen von meiner letzten Woche:
Die Einzelstunden, die ich manchen Schülern unter der Woche gebe, machen definitiv Spass. Ein Highlight letzte Woche war eine Doppelstunde, die ich mit einem Schüler aus der 11. Klasse verbracht habe. Er lernt erst seit einem Jahr Deutsch, ist somit im Moment dabei die Basic bzw. sich einen Wortschatz anzueignen. Das Problem ist, dass seine Klasse allerdings schon viel länger Deutschunterricht hat, und er somit im Unterricht gar nicht mitkommt bzw. es schwer ist auf ihn Rücksicht zu nehmen. So habe ich die Aufgabe bekommen, mich mit ihm jeweils eine Doppelstunde lang zu beschäftigen und so hoffentlich sein Deutsch zu verbessern, da sich jemand mit ihm individuell beschäftigt und auf seine Kenntnisse eingehen kann.
So haben wir letzte Woche verschiedene Vokabeln besprochen (das 2. Mal, dass wir uns getroffen haben) und ich habe versucht ihm zu erklären, was diese Wörter bedeuten. Im Notfall gehen wir dann über die englische Sprache – doch es gab tatsächlich einige Wörter, wo ich selber das lettische Wort kannte (z.b. Blume – puķe), was mich insgeheim echt ein bisschen stolz gemacht hat – der Sprachkurs zahlt sich definitiv aus! :)
Außerdem wurde ich am Donnerstag von ein paar lettischen Schülern aus der 12. Klasse (sind also in meiner Altersklasse) zum Biertrinken in einen großen Lido (traditionelle Restaurantkette, die es hier in Riga mehrmals gibt und wo auch das Bier selber gebraut wird) etwas weiter draußen von Vecriga („Alt-Riga“) eingeladen. So fuhr ich mit 3 Letten in eine etwas eher nicht so schöne Gegend von Riga – der Lido befindet sich in einer Art Freizeitpark wo im Winter auch eine große Eislaufbahn aufgebaut wird und es sonst auch andere Vergnügungsgeschäfte (Karussell etc) gibt. In diesem Riesenlido tranken wir also Bier auf lettische Art und ich war wirklich angetan von der Freundlichkeit der Letten. Zunächst waren sie über mein Alter erstaunt, da ich ja eigentlich ihre „Lehrerin“ bin (Nein, ich bin keine Lehrerin, ich stehe halt nur manchmal vor ihnen in der Klasse und versuche ein bisschen deutsche Kultur in Lettland zu vermitteln). Doch was mich viel mehr erfreut hat war, dass sie wirklich die ganze Zeit auf englisch geredet haben – dabei war ich die einzige „Ausländerin“ und es hat mich auch nicht gestört, wenn sie dann etwas auf lettisch gesagt haben. Doch wenn einer etwas auf lettisch erzählt hat, hat ein andere direkt gesagt, dass er doch englisch reden soll (ich habe irgendwas mit „runajat angliski“ verstanden = „sprich englisch“).
Eher enttäuschend war es dann, als ich am Freitag in die Schule gegangen bin und keiner von meinen DSD-Schülern gekommen ist. Da DSD- Unterricht fakultativ, also freiwillig ist, kommt es öfters vor, dass manche Schüler fehlen und da diese Gruppe auch klein ist (4 Schüler) ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass ich dann dort alleine sitze. Freitags 8. Stunde vor den Ferien ist natürlich auch eine kritische Zeit, allerdings sind die Schüler am Anfang meiner Zeit hier auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich nicht noch mit ihnen extra Unterricht machen könnte, da sie in der normalen DSD- Zeit montags Sportunterricht haben. So habe ich ihnen dann 2 Einzelstunden unter der Woche angeboten, in denen ich mich mit ihnen extra treffe. Wenn dann keiner erscheint ist das natürlich in dem Moment irgendwie blöd – aber das ist Schule und das sind Schüler, damit muss man sich dann abfinden. Und da ich auch schon von ähnlichen Geschichten in anderen Schulen gehört habe (ne Cleo?), sehe ich es relativ gelassen.
Abends empfing ich dann wieder einmal Cleo in meinem Heim, da wir am Samstag morgen (7.40 Uhr um genau zu sein) den Zug nach Daugavpils nehmen wollten. Daugavpils ist die 2. größte Stadt Lettlands, befindet sich im Süd-Osten Lettlands, in der Region Latgale und ist sehr von Russen geprägt. Nach 4,5 Stunden Fahrt orientierten wir uns erstmal und nach dem Finden des Touristencenters (Ja, das gibt es dort sogar) starteten wir mit unserem Rundgang durch Daugavpils. Wir sahen viele Kirchen (katholisch, orthodox, evangelisch) und Statuen/Denkmäler. Leider war es eher etwas ungemütlich, da es ziemlich stark regnete. Aber nach 3 Stunden Erkunden im Regen fanden wir Unterschlupf in der Autoosta (Busbahnhof) und tauschten unsere Eindrücke von Daugavpils aus:

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Orthodoxe Kirche:

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Universität Daugavpils:

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Gefunden am Busbahnhof – warum sich dieser Bus dort verirrt hat konnten wir nicht herausfinden – Spass, Freude und Erholung!

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Wenn man etwas aus dem „Zentrum“ herausgeht, findet man viele Straßen, die jetzt erst richtig gepflastert werden. Daran merkt man, dass dort doch die Uhren noch anders ticken als in Deutschland.

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Links katholische und rechts evangelische Kirche (Leider hatten wir nie die Gelegenheit hineinzugucken, da sie geschlossen waren):

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Der nächste Stop unserer Tour war Rēzekne (2 Stunden Busfahrt entfernt). Rēzekne hat derzeit ca. 34000 Einwohner, wovon 50 % Russen, 44 % Letten und die restlichen 6 % anderer Nationen sind. Cleo und ich verbrachten die nächsten 2 Nächte bei einem Portugiesen, den wir über Couchsurfing kontaktiert hatten. Er macht in Rēzekne auch einen Freiwilligendienst als Gitarrenlehrer in einem ganz neuen Jugendzentrum (Sept. 2012 eröffnet).
Insgesamt verbrachten wir spannende Tage mit ihm – wir lernten viele internationale Leute kennen, die dort ein Erasmus machen oder auch einen Freiwilligendienst (Slowaken, Georgier, Türken, Franzosen, Spanier). Highlight war der Sonntagabend: an dem Abend zuvor hatte der „bekannteste“ Musiker aus der Stadt Cleo gefragt, ob sie nicht am Sonntag mit ihm ein kleines „Konzert“ in einer Bar geben will. Da Cleo wirklich unglaublich gut singt (was sie vorher schon mit unserem portugiesischen Host an der Gitarre bewiesen hatte) konnten wir sie für diesen Plan gewinnen. Nach anfänglicher Zurückhaltung des lettischen Pianisten sang Cleo also in dieser Bar, was besonders manche Russen, die schon ein oder zwei Wodka zu viel getrunken hatten, erfreute. Diese erfüllten in jeglicher Hinsicht den Stereotyp eines Russens.
Trotz 2 langer Nächte besichtigten wir beide auch noch die kleine Stadt und stellten fest, dass in Rēzekne viel Geld investiert wird für die Erneuerung und Modernisierung der Stadt. Z.B. das frischgebaute, hochmoderne Jugendzentrum; ein Konzerthaus (siehe folgendes Bild) und im Vergleich zu Daugavpils noch mehr im Wandel zu sein scheint :
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Befreiungsdenkmal Māra mit der Inschrift „Vienoti Latvijai“(= vereintes Lettland):

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Zu guter Letzt möchte ich noch eine Entdeckung mit euch teilen:

http://www.lonelyplanet.com/travel-tips-and-articles/lonely-planets-best-in-travel-2014-top-10-cities

Riga ist auf Platz 4 der Liste „Lonely Planet’s Best in Travel 2014 – top 10 cities“ gelandet – also wirklich empfehlenswert für einen Besuch: Kulturhauptstadt Europas 2014 mit der Euroeinführung zuvor in 2 Monaten.

Laiks ir dzīve.

Die Zeit vergeht und das (Er)Leben nimmt seinen Lauf.

 

Letzte Woche hatte meine Lettlandkumpanin Cleo Geburtstag. So traf es sich gut,dass mein lieber Mitbewohner Nico an demselben Tag seinen frisch erstandenen VW-Bus (für Autofreaks:einen dunkelgrünen Syncro- altes, deutsches Militärfahrzeug) in Valmiera abholen wollte. Also setzte ich mich in den Bus nach Vamiera (2h20h) und traf dort zunächst Nico, um Cleo von ihrem Sprachkurs überraschenderweise abzuholen. Natürlich läuft nicht alles im Leben wie geplant-wir trafen sie dort leider nicht an. Nachdem ich Cleo am Telefon interviewen musste, was sie an diesem schönen Tag denn noch vor hat (anscheinend hatte ich die Bedeutung dieses Tages vergessen-ein ganz normaler Dienstag), konnte ich herausfinden wo sie sich denn wirklich zu dem Zeitpunkt befunden hat.
Also hatten wir diese leckere Torte doch nicht umsonst gekauft und fingen Cleo vor ihrer Haustür ab. Welch eine Freude es doch macht lieben Menschen eine Freude zu bereiten! Überraschung war also geglückt und wir konnten ein paar Stunden mit dem Geburtstags“kind“ in Valmiera verbringen.

Ein Highlight war dann natürlich auch die Rückfahrt im Bus von Nico, wo wir offroad auch noch an einem kleinen See strandeten und somit wieder einmal die wunderbare Natur Lettlands bewundern konnten. Nico ließ mich sogar ein Stück ans Steuer und somit fuhren wir vom Land wieder in die Hauptstadt rein –
Paldies Nico für dein Vertrauen in meine Fahrkünste! :)

 

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Von Mittwoch bis Freitag war Thomas in Budapest beim „Jugend debattiert“ Finale, was für mich bedeutete, dass ich die Aufgabe hatte seine Stunden erneut zu übernehmen. Allerdings beinhaltete dies auch das Beaufsichtigen von sog. Kontrollarbeiten (=Klassenarbeiten/Klausuren). Es müssen während des Schuljahres Kontrollarbeiten geschrieben werden, die meistens eine Woche vorher angekündigt werden und lehrerbeliebig oft angesetzt werden. D.h. es gibt keine festgelegten oder zentralen,schriftlichen Prüfungen, außer am Ende der 9. und der 12. Klasse (Abschlussexamen).
In fast allen seinen Klassen (11. und 12.) teilte ich also die Kontrollarbeiten in den Stunden aus und war nun die Lehreraufsicht. Bei jeder Klasse war es eine neue Herausforderung, da sich alle immer anders verhalten haben, wobei ich sagen kann, dass sie im Großen und Ganzen meine Autorität akzeptiert haben. Es gab auch 2-3 Klassen wo ich einmal mehr durchgreifen musste, da ich so gut wie kein lettisch verstehe und es den Schülern von meiner Seite aus untersagt war miteinander zu reden. Wenn sie Fragen hatten, konnten sie mich fragen(was bei vielen Klassen auch über englisch gut geklappt hat), allerdings gab es bei Schülern halt auch Momente, wo sie diese Regeln nicht verstehen bzw beachten wollten, so dass ich halt auch etwas lauter und strenger wurde.
Das endete dann schließlich in einer Gruppe sogar darin, dass ein Schüler nach der Arbeit auf mich zu kam und meinte, ob ich denn immer so böse sei.
Ja, eigentlich bin ich ein sehr böser Mensch – ich hoffe, dass können alle die mich kennen bezeugen.
Aber ich befand mich in einer schwierigen Position, da ich nicht verstehen konnte, worüber die Schüler auf lettisch miteinander gesprochen haben und ich somit klar und deutlich das Reden miteinander verboten habe (so bin ich es eigentlich auch aus meiner Schulzeit in Deutschland gewohnt).
Eine neue Erfahrung – und ich hatte die Möglichkeit eine weitere Lehrertätgkeit ganz alleine auf mich gestellt auszuführen. So schnell ändern sich die Positionen innerhalb eines Jahres.

Hinzufügend hatte ich auch noch eigene Stunden selbst vorbereitet, wo das Thema „Alternative Schulen in Deutschland“ war und woran manche Schüler gar nicht so uninteressiert waren.

Ich wurde sogar auf eine Letten-Geburtstagsparty eingeladen! Ein Schüler kündigte an seine Vollkährigkeit am Abend zu feiern und fragte mich dann netterweise ob ich nicht auch Lust hätte zu kommen. Leider wohnt er aber 60km entfernt in Tukums, so dass es für mich schwer geworden wäre dort am Freitag alleine hinzukommen, da auch kein Platz im Auto mehr frei war. Aber trotzdem hat es mich natürlich sehr gefreut von den sonst so schüchternen Letten eingeladen worden zu sein.

Am Samstag war Cleo wieder einmal in Riga zu Besuch und wir fuhren mit der Bahn raus in den Mežaparks („Königswald“). Ein wunderschöner Park mit einem See- lohnt sich auf jeden Fall dort bei schönen Wetter hinzugehen- egal bei welcher Jahreszeit.

 

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Heute war ich in der Herderschule zu Besuch. Eine weitere Schule hier in Riga, wo der Deutschunterricht großen Anklang findet (ab der 1. Klasse). Dort wurde ich von einer Deutschlehrerin gebeten in einer Stunde von meiner Arbeit und insgesamt der Möglichkeit einen Freiwilligendienst zu machen, zu berichten. Die 12. Klasse behandelt gerade das Thema „bunter Lebenslauf“ im Unterricht und somit passte ich gut als „lebendiges Bespiel“ hinein. Es war spannend auch mal eine andere Schule zu besuchen und dort mit lettischen Schülern in meinem Alter zu sprechen, auch wenn sie stereotypisch lettisch doch eher zurückhaltend waren..

 

Rudens

Der Herbst (rudens) ist da – die gelb/roten Bäume und die Sonne locken die Menschen nach draußen bevor der kalte Winter kommt.
Ganz diesem Motto folgend habe ich die letzten Tage wieder einmal viel gesehen. Außerdem habe ich in der Schule jetzt noch feste Stunden bekommen, in denen ich mich extra außerhalb des Unterrichts mit Schülern beschäftige, die entweder unterfordert oder eher überfordert sind, weil sie einfach viel weniger und mehr Jahre Deutsch Unterricht hatten als die Mitschüler in der Klasse. Es macht echt Spass mit so kleinen Gruppen (von 1 – 4 Schülern) zu arbeiten, weil ich dadurch die Schüler noch viel besser kennenlerne.
Auch helfe ich einer Schülerin der 11. Klasse, die erst seit einem Jahr deutsch lernt und aber nach der Schule (also in 1,5 Jahren) unbedingt nach Deutschland will, um dort zu studieren. Es ist unglaublich mit was für einem Willen sie sich bemüht die Sprache zu lernen und wie groß das Bestreben für viele Menschen hier ist nach Deutschland zu gehen, weil dieses Land aus ihrer Sicht viel bessere Perspektiven bietet als Lettland.
Es freut mich, wenn ich ihnen dann so „einfach“ helfen kann, indem ich mich mit ihnen unterhalte und sie die Sprache üben können.
Trotzdem bin ich auch schon an meine Grenzen gestoßen wenn es um Grammatik geht, da ich keine ausgebildete Lehrerin bin und somit nicht alle Regeln erklären kann – warum man denn in der Vergangenheit manchmal „ist“ und manchmal „hat“ verwendet (er ist gegangen – sie hat gegessen). Ja, jetzt weiß ich warum, aber als Muttersprachler sind einem diese Regeln ja eher nicht so präsent.
Da wird einem wieder bewusst, wie schwer die deutsche Sprache ist und wie hart es ist diese als Ausländer perfekt sprechen zu können – was für mich so einfach ist.
Trotzdem kann ich jetzt stolz sagen, dass ich offiziell in Riga wohne und auch eine ID besitze – nach 2 Ausflügen zu dem Migrationcenter, 3 mal Nummerziehen, addiert bestimmt 2 Stunden warten und interessanten Gesprächen mit lettischen Beamten (Beamte bleiben Beamte, egal ob in Deutschland oder Lettland, irgendwie sind sie alle ähnlich).
Gestern habe ich mit Cleo Sigulda besucht – ein Mekka für Touristen (hatten wir zumindest das Gefühl)- eine Stadt im Gauja-Nationalpark. Trotzdem hat sich die Fahrt gelohnt, die sich bei mir als Geduldsprobe erwiesen hat, da der Bus ziemlich überfüllt war (ich war leider nicht so schlau mir vorher ein Ticket zu kaufen, was hieß, dass ich die ganze Zeit (2h) stehen musste – aus Fehlern lernt man!) und somit verspätet losfuhr und außerdem alle Menschen irgendwie den Drang hatten aus Riga raus zu kommen, d.h. wir gefühlt 1 Stunde im Stau standen. Gott sei Dank ist der Busfahrer dann auf der „Autobahn“ (=Landstraße,d.h. max 2 Spuren pro Seite) auf dem „Seitenstreifen“ rechts an den wartenden Autos vorbeigefahren, womit wir wenigstens ein bisschen Zeit wieder gewinnen konnten. Highlight der eher tristen Busfahrt war definitiv ein kleines Kind, welches durch sein bezauberndes Lachen fast alle lettischen Passagiere (mir inklusive) zum Grinsen gebracht hat .
In diesem Sinne lasse ich ein paar Bilder vom Besuch Siguldas selber sprechen:

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evangelische Kirche Sigulda:

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eine alte Burg:

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die Gauja:

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Sigulda hat insgesamt echt viel zu bieten – wir konnten gar nicht alles besichtigen, aufgrund der vielen Menschen und eines beschränkten Zeitlimits. Aber alleine die Aussicht und die pure Natur waren die Reise wert.

Heute habe ich noch einen Ausflug gemacht – diesmal allerdings mit 3 Lettinnen. Wir waren in einem frisch neu angelegtem Park 20 km entfernt von Riga, der  übersät von gelb/orange/roten Bäumen ist. In Ziemelblazma kann man außerdem auf einen Turm steigen und bei der Abendsonne eine wunderbare Sicht auf Riga und die Meermündung genießen:

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Nun ist schon wieder eine Woche vergangen und ich freue mich auf die nächsten Wochen hier. Dieses Land hat viel zu bieten, auch wenn viele Letten ihr Studium im Ausland planen.
Ich bin mir bewusst, wie privilegiert ich bin – was für ein Glück ich habe das alles hier zu erleben.

Letzten Freitag war hier „Teachers Day“: Ein Tag zu Ehren der Lehrer. Ja sowas gibt es hier im Vergleich zu Deutschland. Jedes Jahr ein Tag, an dem die Schüler sich irgendetwas ausdenken, um den Lehrern zu „danken“.
Ich kam am Freitag in die Schule und wurde erstmal von einem Schüler in einem schwarzen Anzug und mit einer schwarzen Sonnenbrille geschmückt vor dem Eingang der Schule cool à la Türsteher begrüßt. Also betrat ich mit einem Lächeln und auf einem roten Teppich die Schule und traf dort erneut auf viele Schüler, die aufs feinste herausgeputzt waren. Gott sei Dank hat der Chef des Schülerparlaments (gleichzusetzen mit der Schülervertretung in Deutschland) auch Deutsch gewählt, sodass er große Bemühungen hatte mich auf Deutsch zu begrüßen – aber trotzdem wusste ich nicht was mit mir geschah und es stürmte eine Schülerin mit einer Krone und einem roten Umhang auf mich zu. Alle redeten irgendwas auf lettisch auf mich ein und am Ende wurde ein Foto von mir in Krone und Umhang und einem lettischen Schüler gemacht. So werden hier also die Lehrer geehrt (und ich mit eingeschlossen). Außerdem spielte eine Schülerband bei der Begrüßung richtig gute Musik.
Begrüßungsplakat am Eingang für die Lehrer:


Eine Lehrerin wird feierlich empfangen und bekommt eine Krone aufgesetzt:


Das war aber noch nicht alles. Im Unterricht dankten die einzelnen Klassen ihren Lehrer mit Blumen, Schokolade, Äpfeln und und und, sodass ich am Ende auch mit einem Apfel und einer Blume nach Hause gehen durfte (womit ich das verdient hatte wusste ich auch nicht so genau). Dieser „Ehrentag“ für die Lehrer wurde dann am Ende noch mit einem Kaffeekränzchen im Lehrerzimmer abgerundet, wo ich unter den vielen Lehrern (ca. 100 Stück) mit Abstand die Jüngste war – und auch die Einzige, die kein lettisch spricht. Aber trotzdem habe ich mich nicht unwohl in dieser Rolle gefühlt; es ist spannend, dass ich so schnell die Möglichkeit habe von einer Rolle in die andere zu wechseln: Vor einem Jahr war ich selber noch Schülerin und nun werde ich fast wie eine Lehrerin behandelt.
Heute stand dann auch wieder meine DSD10 Gruppe auf dem Plan und ich kann sagen am Ende hat es mir echt Spass gemacht. Das Thema war Bayern und zunächst waren alle erst schüchtern (16 Schüler), doch nach einer Weile habe ich gemerkt, dass ich ihnen wirklich einfach helfen kann und ich auch gebraucht werde. So gingen 90 min dann doch recht schnell um und ich bin mit einem Lächeln auf dem Lippen nach Hause gegangen.

Vergangenes Wochenende habe ich die schöne Sonne ausgenutzt und mir die Stadt noch ein wenig angeschaut:

Auf dem Zentralmarkt:

Über der Daugava:

Jugendstilarchitektur – Alberta iela:

Jetzt ist es schon Oktober! 15 Tage in Latvija sind vergangen.
In der letzten Woche bin ich auch schon wieder viel rumgekommen und habe versucht vieles nicht nur in meinem Kopf, sondern auch mit Bildern festzuhalten. Am Samstag habe ich mir zunächst einmal den „neuen“ Teil der Stadt Rigas angeschaut, da ich mich bis jetzt eher in der Altstadt bzw. Moskauer Vorstadt aufgehalten habe. Dabei habe ich feststellen können, wie schön Riga nicht nur in der Altstadt ist, sondern auch außerhalb durchaus ihren Charme hat (natürlich auch Jugendstil):

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Im Endeffekt bin ich dann noch an meiner Schule vorbei…

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…am Park entlang bzw. die Brücke überquert..

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..und schließlich wieder in der Altstadt gelandet. Dort war zu auf dem Domplatz ein großer Markt mit vielen verschiedenen Ständen und einer Bühne, wo u.a. traditioneller lettischer Tanz aufgeführt wurde:

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Ich schlängelte mich durch die Menge und sah Stände, wo z.B. frisches Fleisch am Stück verkauft wurde oder auch viele selbstgestrickte Waren.

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Raus aus dem Getümmel habe ich noch das Okkupationsmuseum besucht und die lange Geschichte der Letten bzw. des Landes studiert. In dem Museum wird diese sehr detailliert aufbereitet und ist für jeden zugänglich (Spenden erbeten.), so dass einem die grausame Historie gut vor Augen geführt wird, wenn man daran interessiert ist.

Sonntag habe ich mich erneut in den Bus gesetzt – diesmal allerdings nach Valmiera. 2.20h dauert die Fahrt durch den Gauja-Nationalpark zu dem kleinen Örtchen Valmiera, wo Cleo ihren Freiwilligendienst macht. Nach einem langen Spaziergang durch den Ort haben wir festgestellt, dass dort vieles gebaut bzw. erneuert wird. Valmiera ist zwar kleiner als Riga (klar – Hauptstadt), aber doch gar nicht so heruntergekommen wie man in der Landregion denkt. Es scheint genug Geld da zu sein, um vieles zu erneuern.

Die Gauja:

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Nach der Übernachtung in der heimischen Wohnung von Cleo (sie bekommt das lettische Leben voll und ganz mit, denn sie wohnt bei der Englischlehrerin ihrer Schule – also einer echten lettischen Familie) habe ich Cleo in die Schule begleitet und 3 Stunden ihrer wunderbaren Deutschlandpräsentationen in verschiedenen Klassen gelauscht (ja, auch ich habe dabei Neues gelernt).
Danach sind wir mit Ruta und 2 weiteren Deutschlehrerinnen mit dem Auto nach Dikli gefahren. Denn dort fand das Seminar für DSD- Lehrer statt, welches vom ZfA (Zentralstelle für Ausslandsschulen) organisiert wurde. Cleo und ich wurden netterweise als Kulturweitler auch dorthin eingeladen, um die wunderbare Atmosphäre des Schlosses und viele Deutschlehrer aus ganz Lettland kennen zu lernen.
Der Tagungsort war echt ein Traum – wir durften dort eine Nacht verbringen und interessante Begegnungen erfahren. Insgesamt war es eine Bereicherung – auch die Inhalte (ein neues Lehrbuch wurde vorgestellt), wobei die Prüfungen des Sprachdiploms natürlich im Vordergrund standen.

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Ich habe die Ruhe auf dem Land sehr genoßen, wobei mir noch einmal bewusster geworden ist, dass ich zur Zeit in einer Hauptstadt wohne. Wenn es hell ist, ist man selten bzw. nie alleine auf der Straße, sondern von so vielen Menschen umgeben, die auch ihren täglichen Weg (Alltag) gehen.
So ging es wieder zurück in die Hauptstadt zu einer weiteren Lettisch- Stunde in der Uni und schließlich, nachdem ich nun auch theoretisch einen Steckbrief auf lettisch schreiben sollen könnte, kam ich in meiner WG an. Vieles wurde in meiner Abwesenheit gemacht – leider war trotzdem noch keine Küche da – ja, ich ernähre mich im Moment eigentlich hauptsächlich nur von Müsli und Brot (das 4 Sterne Essen auf Dikli habe ich natürlich umso mehr genossen). Aber es gibt Schlimmeres, denn ich habe ein Dach überm Kopf und es geht mir hier sehr gut.
Gerade habe ich dieses Zitat gefunden, was dazu gut passt und wo so viel wahres dran ist:

The good things in life are not things.
Don’t get me wrong – there is nothing wrong with having nice things, but the nicest things we have in life we must remember are not material. The nicest things that we have in life are the relationships we build with people, the love we are able to give and get back freely from and to the people that we care about, the positive impact we have on this world, the people we inspire and encourage, and the people who inspire and encourage us.

Diesem ist nichts mehr hinzuzufügen – Labu nakti! (Gute Nacht)

Labvakar.

Mein Sprachkurs hat begonnen! Mans vards ir Charlotte un es esmu vaciski.
Ja, man fängt immer klein an (Mein Name ist Charlotte und ich bin deutsch.) Morgen werde ich dann schon meine 2. Stunde haben. Irgendwie habe ich das Gefühl dadurch noch mehr hier an zu kommen. Da ich in der letzten Woche eigentlich relativ viel deutsch geredet habe (eigentlich nur – meine Mitbewohner sind deutsch und in der Schule helfe ich im Deutschunterricht), macht es mir Spass diese neue Sprache kennenzulernen.
Am Sonntag waren Cleo und ich noch auf der Wahlparty und haben die Ergebnisse der Bundestagswahl im Kreise von Deutschen, Bier, Brezn und Kartoffelsalat verfolgt. Dabei gerieten die Ergebnisse doch eher in den Hintergrund und wir haben viele nette Bekanntschaften mit Deutschen in Riga gemacht (von Medizinstudenten über Journalisten bis hin zur Botschafterin).
Am Montag Nachmittag stand dann das erste Mal der DSD Unterricht der 10. Klasse auf dem Plan. Diesen kann ich jetzt übernehmen und mit den Schülern verschiedenste Themen behandeln (Diese Woche war schon NRW dran.). Für die Schüler ist es dann das Ziel das Sprachdiplom in der 12. Klasse zu erwerben und ich diene dabei jetzt als Trainingsmöglichkeit die Sprache zu praktizieren.
Diese Woche betreue ich ja alle Schüler von Thomas (11. & 12. Klasse), wobei mir im Unterrichtsgespräch mit den Schülern aufgefallen ist, dass viele nach dem Abschluss hier anstreben zum Studium ins Ausland zu gehen (wenn es Deutschland ist wird oft München genannt). Dabei wird deutlich, dass dies echt die Schüler sind, die nicht wie bei Cleo (Freiwillige in Valmiera) auf dem Land leben und dort bleiben wollen, also Bildung eher als zweitranging ansehen. Sondern diese Schüler haben hohes Potenzial und werden an der Schule auch viel gefördert (viele Wettbewerbe).
Zunächst war es auch eine Herausforderung mich so einfach vor die Klasse zu stellen und „Lehrer“ zu spielen. Aber da die Letten echt offen und nett sind – mich akzeptieren – wenn auch in der 10. Klasse eher schüchtern (die kennzeichnenden Mentalität der Letten ist zunächst die Schüchternheit) – wird es für mich langsam zur Gewohnheit die Verantwortung für die Schüler in den Stunden zu übernehmen.

Es ist so kalt hier! Die Kälte kam so schnell und es regnet und scheint die Sonne. Dies wechselt gefühlt im 5 min. Takt.
Deshalb habe ich auch 2 Bilder hochgeladen – gestern die Rigaer Altstadt in voller Sonnenpracht und das 2. Bild ist heute Abend auf dem Weg nach Hause nach einem Regenguss und Regenbogen entstanden.

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