Auf, auf zum Zwischenseminar

Bei der Stipendienverleihung am 16.5.Endlich ist die Zeit gekommen, auf die ich mich seit Januar freue: Bis zum 31. Mai bin ich unterwegs in Russland – fünf Tage Zwischenseminar in Strelna und St. Petersburg und danach noch Urlaub in Piter. Ich freue mich schon total auf die zwei Wochen, das wird so toll! 🙂
Einziger Wermutstropfen: Mein Bus fährt heute um 22:45 Uhr, d.h. ich kann das CL-Finale nicht gucken. *grumml* Vielleicht kann mir jemand das Ergebnis an meine lettische Nummer schicken?

Mal sehen, wie es in den kommenden Tagen mit Internet aussieht. Möglicherweise kann ich mich sogar zwischendurch mal mit dem ein oder anderen Blogeintrag melden. Ansonsten müsst ihr euch eben bis zum Juni gedulden…

Seid lieb gegrüßt und esst immer fein auf, damit das Wetter bei mir auch super wird!
Eure Laura

Wie im Film – Kuldīga

Gestern stand mal wieder ein Tagesausflug auf dem Programm: Amélie, Friederike und ich fuhren in den Westen Lettlands, in das 13.000-Einwohner-Städtchen Kuldīga. Laut Reiseführer gehört ein Besuch dieses malerischen Ortes zum Pflichtprogramm beim Lettland-Urlaub. Also nichts wie hin in die Region Kurzeme (dt. Kurland).
Sein idyllisches Aussehen erhält die Stadt durch die vielen Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hier gilt: Was alt aussieht, ist auch alt. Deshalb diente Kuldīga schon einigen Filmemachern als Drehort für historische Filme, wie z.B. die ProSieben-Verfilmung „Die Brücke“ (2008) mit Franka Potente.

Kuldīga liegt am Fluss Venta und 1246 begann der Livländische Orden an der Stelle einer großen Stromschnelle mit dem Bau einer Burg, die heute nicht mehr erhalten ist. In Goldingen, wie der Ort im Deutschen hieß, wurde reger Handel betrieben und so wurde es 1378 Hansestadt. Nach der Zerstörung der Burg im Nordischen Krieg (17. Jh.) verlor Kuldīga dann aber an Bedeutung.
Hauptattraktion der Stadt ist die bereits erwähnte Stromschnelle, die mit 249 Metern den breitesten Wasserfall Europas bildet. Die Fallhöhe beträgt dabei aber nur 1,80-2,20 Meter. Süß, oder?! 😉 Allerdings befindet sich in Kuldīga gleichzeitig der angeblich höchste Wasserfall Lettlands mit einer Höhe von 4,15 Metern: der Alekšupīte-Wasserfall. Der Bach Alekšupīte fließt durch den Ort und „fällt“ dann quasi an seiner Mündung in die Venta.

Valmiera

Gestern war ich zum letzten Mal von der Botschaft aus zum „Tag der deutschen Sprache“ unterwegs. Diesmal in Valmiera, einem kleinen herausgeputzten Industriestädtchen im Norden Lettlands. Genau wie Sigulda liegt Valmiera am Fluss Gauja und ist ungefähr drei Kilometer vom Nationalpark entfernt. Unser Stadtrundgang dauerte zwar nur eine Stunde, aber ich glaube, dass alles Sehenswerte dabei war: die Ruine der Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert, die gotische Sankt-Simons-Kirche von 1283, den Mühlenteich und das sowjetische Denmal für die Gefallenen der Roten Armee.

Bei der Abschlussveranstaltung des Deutschland-Tages gab es ein Konzert des Chores der Domchorschule zu Riga. Dieser ist als „Rammsteinchor“ bekannt geworden. Die SchülerInnen des Deutschkurses hatten Lieder von Rammstein für Chor arrangiert und die Texte ins Lettische übersetzt. Im Februar durften sie dann beim Rammstein-Konzert in Riga vor ca. 15.000 Zuschauern als Vorgruppe auftreten!

Chor aus Riga singt Rammsteins „Ohne dich“

Tag der Befreiung vs. Tag des Sieges

Zugegeben, ich hab nicht wirklich viel von den Feierlichkeiten der Lettlandrussen am Siegesdenkmal auf der anderen Flussseite mitbekommen, aber ich habe zumindest sehr viele alte und junge Menschen mit schwarz-orangenen Bändchen (Sankt-Georgs-Band), dem Symbol militärischer Tapferkeit im Großen Vaterländischen Krieg (= 2. WK), gesehen. Einige Autos hatten sogar riesige Aufkleber an den Türen, die auf den День Победы (dt. Tag des Sieges) hinweisen sollten. Und es ist nicht verwunderlich, dass der 9. Mai mal wieder die lettische Bevölkerung spaltet…

Ich war gestern auf dem Großen Friedhof, der nicht weit von meiner Wohnung ist, um nochmal genauer nach den Gräbern zweier bekannter Letten zu suchen. Obwohl ich alle zwei Tage durch den heutigen Memorialpark jogge, konnte ich die nämlich noch nicht entdecken. Das lag daran, dass sie an einem Kopfsteinpflasterweg liegen, auf dem ich aus Sicherheitsgründen nie laufe. Gestern habe ich die recht unspektakulären Gräber aber endlich entdeckt, mein Reiseführer hatte also doch nicht gelogen. Relativ in der Mitte vom Großen Friedhof befindet sich also das Grab von Krišjānis Barons (1835-1923), der als Sammler zahlreicher Dainas bekannt wurde. Direkt daneben liegt das Grab von Krišjānis Valdemārs (1835-1891), der als geistiger Vater des lettischen nationalen Erwachens zwischen 1850 und 1890 gilt.

Gegenüber des Großen Friedhofs auf der anderen Straßenseite grenzt der russisch-orthodoxe Pokrowfriedhof mit einem relativ großen Gräberfeld der Roten Armee an. Auf jeder Grabplatte und natürlich vor dem Denkmal für die gefallenen Soldaten des Großen Vaterländischen Kriegs liegen seit gestern zahlreiche Blumen, v.a. Nelken. Und ich habe mehrere Leute gesehen, die mit Klein- und Kleinstkindern dort hingegangen sind, um Blumen niederzulegen. So wird das doch irgendwie fragwürdige Andenken an den Tag des Sieges also noch an die nächste Generation weitergegeben. Sollte nicht irgendwann mal Schluss damit sein, besonders in Lettland, einem Land der EU?

Romantischer letzter Besuchstag

Den Samstag, unseren letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir sehr romantisch. Zuerst gingen wir zum Brunch ins „Innocent Cafe“ und anschließend hoben wir noch einen Cache im Apsara Tea House am Stadtkanal, wo wir gleich noch anderthalb Stunden in der Sonne chillten. Angelockt von den vorbeifahrenden Booten konnte ich noch meinen Willen durchsetzen und Paul zu einer Tour mit einem Ausflugskahn überreden, einer Rundfahrt im wahrsten Sinne des Wortes über den Stadtkanal in die Daugava und von dort wieder rein in den Stadtkanal, einem Überbleibsel der historischen Wehranlagen, die die Altstadt mal umgeben hatten. Direkt in der Nähe der Bootsanlegestelle befindet sich das Freiheitsdenkmal, das von einer sich stündlich ablösenden Ehrenwache beschützt wird. Obwohl ich das Spektakel schon öfter im Vorbeifahren gesehen hatte, habe ich es mir mit Paul jetzt das erste Mal bewusst angeschaut. Eine Besonderheit ist momentan ein Blumen kasten in Form Lettlands, der aber nur wegen des Feiertags am 4. Mai aufgestellt und von den Rigaern mit Blumen bestückt wurde.

Wachablösung am Freiheitsdenkmal

Später am Abends probierten Paul und ich dann den Grill aus, der auf meinem Balkon steht und ich muss sagen: Einwandfrei! Den muss ich jetzt auf jeden Fall noch öfter benutzen, auch wenn auf dem Balkon nur eine Person stehen kann.

Heute früh klingelte unser Wecker um 4:30 Uhr, weil Paul natürlich den Flug um halb sieben buchen musste. Mit dem Taxi (die Busse fahren noch nicht um die Zeit) brauchten wir aber nur knapp 20 Minuten zum Flughafen und so konnte ich mich schon um sieben wieder in mein Bettchen legen, um noch eine Runde zu schlafen. Auf jeden Fall war die Woche mit meinem Schatz großartig und ich vermisse ihn und das unstressige Leben in diesen Tagen jetzt schon!!!

Also, jeder der mag, sollte mich besuchen kommen. Es lohnt sich echt, oder Paul?! 🙂