Bei der Dusche/Badewanne in unserer Wohnung kommt aus dem blauen Ventil das warme Wasser und aus dem roten das kalte! Gott sei Dank, wurde ich vorher darauf hingewiesen, sonst hätte ich beim ersten Mal duschen vermutlich die Krise bekommen.

Letten essen gern und viel Knoblauch! Das musste ich im Bus schon einmal schmerzlich erleben, als mich eine ältere Dame aus dem Hinterhalt anatmete. Meine Taktik, in größeren Menschenmengen zu überleben: Selbst viele knoblauchlastige Speisen essen.

Das lettische Nationalgewürz, das einem hier nicht lange verborgen bleibt, ist Kümmel. Die Letten verfeinern damit fast alles, ob Fisch, Fleisch, Kartoffeln, Schnaps/Likör (Allasch), Kekse oder Brot. Allerdings muss ich zugeben, dass mir das hier typische dunkle Roggenbrot sehr gut schmeckt, denn es ist trotz Kümmel irgendwie süßlich im Nachgeschmack. Ich esse es sogar mit Nutella oder Marmelade. Aber das ist, wie ich so mitbekommen habe, nicht jedermanns Sache.

Jeden Tag fahre ich an der Fabrik des größten Süßwarenherstellers in Lettland vorbei. Die Firma „Laima“ ist auf die Herstellung von Schokolade und Pralinen spezialisiert, aber die Kekse sind auch total lecker. Leider könnte einen der unangenehme Duft, der das Fabrikgebäude umweht, vom Kosum der Produkte abhalten – aber keine Angst, mich als alte Naschkatze natürlich nicht! Ich vermute mal, dass es sich bei dem Gestank um den Geruch nach verbranntem Kakao bzw. verbrannter Kuvertüre handelt, doch es fällt mir sehr schwer, ihn genau zuzuordnen. Am ersten Morgen dachte ich ernsthaft, der Hund, der an mir vorbeiläuft, würde so stinken.

Noch etwas, das in Zusammenhang mit Laima steht: In der Nähe vom Freiheitsdenkmal steht die sog. Laima-Uhr. Sie wurde 1924 aufgestellt, damit Rigas Werktätige rechtzeitig zur Arbeit erscheinen könnten. Seit 1936 zieren die Uhrensäule nun der Name und das Logo von „Laima“. Ende der neunziger Jahre wurde die Uhr völlig rekonstruiert und erhielt ihr Aussehen aus den dreißiger Jahren. Heute ist sie einer der beliebtesten Treffpunkte Rigas. Kurios finde ich, dass der Laima-Uhr in den Wintermonaten sogar ein „Wollkleid angezogen“ wird.

Einmal – ich stand gerade im Bad – sah ich, wie eine Frau auf den Hinterhof unseres Hauses kam und bestimmt 10-15 Minuten in den Mülltonnen nach Essbarem suchte. Sie ist sogar fündig geworden und von weitem würde ich sagen, dass sie allerlei Milchprodukte wie Joghurt etc. in ihre Taschen gepackt hat. Irgendwie hat mich das sehr bedrückt und eigentlich können sich diese Menschen noch glücklich schätzen, dass die Müllcontainer hier nicht wie in Deutschland verschlossen werden!

Ich darf in meiner Rigaer WG von DDR-Blumenmusterporzellan der Firma KAHLA essen. Langweilig? Nicht, wenn man weiß, dass meine Mutti seit fast 30 Jahren die gleichen tiefen Teller hat. Da fühle ich mich bei jeder Mahlzeit wie zu Hause!

Die Ostsee heißt im Lettischen wie im Russischen Baltisches Meer, was nicht sonderlich komisch ist. Kurios finde ich aber, dass sie auf Estnisch Westmeer genannt wird. Es ist also wie überall im Leben einfach nur eine Frage der Perspektive!

Kaum liegt etwas Müll außerhalb der Container bei uns im Hinterhof, kommen auch schon die Ratten aus ihren Löchern. Und ich meine ECHTE Ratten. Nicht, dass ihr denkt, es handele sich hier nur um eine abwärtende Bezeichnung für Obdachlose. Nein, Ratten, die ganz genüsslich nach Nahrung suchen. Aus dem Badfenster betrachtet doch ganz niedliche Geschöpfe… Aber ich werde jetzt definitiv im Dunkeln keinen Müll mehr runterbringen!

***Fortsetzung folgt***