Valmiera

Gestern war ich zum letzten Mal von der Botschaft aus zum „Tag der deutschen Sprache“ unterwegs. Diesmal in Valmiera, einem kleinen herausgeputzten Industriestädtchen im Norden Lettlands. Genau wie Sigulda liegt Valmiera am Fluss Gauja und ist ungefähr drei Kilometer vom Nationalpark entfernt. Unser Stadtrundgang dauerte zwar nur eine Stunde, aber ich glaube, dass alles Sehenswerte dabei war: die Ruine der Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert, die gotische Sankt-Simons-Kirche von 1283, den Mühlenteich und das sowjetische Denmal für die Gefallenen der Roten Armee.

Bei der Abschlussveranstaltung des Deutschland-Tages gab es ein Konzert des Chores der Domchorschule zu Riga. Dieser ist als „Rammsteinchor“ bekannt geworden. Die SchülerInnen des Deutschkurses hatten Lieder von Rammstein für Chor arrangiert und die Texte ins Lettische übersetzt. Im Februar durften sie dann beim Rammstein-Konzert in Riga vor ca. 15.000 Zuschauern als Vorgruppe auftreten!

Chor aus Riga singt Rammsteins „Ohne dich“

Singen verbindet

In Lettland gehört Singen zum täglichen Leben. Ich glaube, dass in kaum einem anderen Land mehr gesungen wird. Es gibt gefühlte tausend Chöre allein in Riga und mit Liedern hat die lettische Bevölkerung sogar ihre ersehnte Unabhängigkeit von den sowjetischen Okkupanten ersungen. Da ist es nur logisch, dass auch ich mir nach knapp fünf Wochen einen Chor gesucht habe. Sicherlich hatten sich einige von euch schon gefragt, wann es denn endlich so weit ist! *g*

Jetzt singe ich im Jugendchor Mūza, wobei die SängerInnen stellenweise auch über 30 sind. Jugend ist in dem Falle also ein dehnbarer Begriff. Am Mittwoch war ich zum ersten Mal bei der Probe in der Kleinen Gilde (in Riga seit dem 14. Jh. Zusammenschluss ausschließlich deutscher Handwerker) und wurde anschließend direkt dazu „aufgefordert“, beim gestrigen Konzert mitzusingen. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen! 😉 Die Lieder waren aber auch nicht so schwe. Wir haben auch nur zwei alleine gesungen, weil noch drei andere Chöre das Konzert mitgestaltet haben. Vor dem Konzert wurden wir kostenlos mit Mittag versorgt und danach gab es noch ein geselliges Beisammensein aller Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen – und einem Spiel, bei dem man aus Spaghetti und Marshmallows ein möglichst hohes Haus bauen sollte.

Ihr werdet euch sicherlich fragen, wie es mit der Verständigung aussieht. Im Chor ist ein Mädchen, die mal für neun Monate in Berlin gewohnt hat und daher Deutsch spricht. Ansonsten unterhalte ich mich mit den anderen auf Englisch und versuche auch manchmal einige Dinge auf Lettisch zu sagen. Wenn sich die Letten unterhalten, höre ich wiederum aufmerksam zu und versuche etwas zu verstehen. In der Probe selbst klappt das schon ganz gut, da ich zumindest die Zahlen (für Takte und Seiten) und einige andere Anweisungen wie „gerade“ schon im Sprachkurs gelernt und halbwegs verinnerlicht habe. Mal sehen, wie viel mir der Chor in den kommenden vier Monaten noch beim Lettisch lernen helfen wird…

Rīgas Tehniskā universitāte (RTU)

Es mācos latviešu valodu.

> Ich lerne Lettisch. <

Heute hatte ich das erste Mal Sprachkurs am VALODU MĀCĪBU CENTRS. Die Anmeldung verlief problemlos per Kontaktformular auf der Website der Schule. Ich meinte nur, dass ich bis Ende Juli Zeit und 300 € zur Verfügung habe, die ich auch gern aufbrauchen möchte und jetzt habe ich mittwochs und freitags von 10-12 Uhr Unterricht – bis Ende Juni. Da müsste ich doch einiges lernen können! Auch wenn die Sprachen doch sehr unterschiedlich sind, glaube ich, dass meine Russischkenntnisse mir noch helfen werden, vor allem was die lettische Grammatik anbelangt. Momentan sind wir zu sechst im Kurs: vier Männer mittleren Alters aus Deutschland, Frankreich und Schweden, ein lettlandrussisscher Junge (jetzt wo sich die Letten im Referendum dagegen entschieden haben, Russisch als zweite Amtssprache einzuführen…) und ich als einzige Frau. Auch wenn die anderen den Kurs schon letzte Woche angefangen habe, konnte ich gut nachziehen. Ich stelle mich gar nicht mal so dumm an, was mir auch die Lehrerin bestätigte. Mal schauen also, was daraus noch so wird. Den Kurs darf ich außerdem während der Arbeitszeit besuchen, womit wir beim nächsten Thema wären.

Seit Montag bin ich nun die neue Freiwillige bzw. Praktikantin im DAAD-Informationszentrum Riga, dessen Büro sich in der RTU (Technischen Universität Riga) befindet.

Rīgas Tehniskā universitāte (RTU)

In den Räumen nebenan sind noch das Baltisch-Deutsche Hochschulkontor und das Kontaktbüro Hochschulen Mecklenburg-Vorpommern untergebracht. Gemeinsam versuchen die drei Einrichtungen für Deutschland als Hochschulstandort zu werben. Ab morgen findet z.B. die Internationale Bildungsmesse SKOLA 2012 in Riga statt, bei der wir auch alle zusammen einen Stand betreuen. Und ich bin mit eingeteilt, sodass ich gleich in der ersten Woche auch am Samstag arbeiten muss. Ich bin also sofort eingespannt, was mich riesig freut. In den nächsten Tagen werde ich euch dann berichten, wie es war.
Am besten aber war der Einstand am Montag: Zum Abschied meiner Vorgängerin waren wir gleich mal auf Kosten des Chefs Armenisch essen. Das Restaurant war echt nobel und es hat sehr gut geschmeckt. Leider wird sowas nicht ständig vorkommen, sondern wahrscheinlich erst wieder, wenn ich meinen Ausstand habe. Bis dahin muss ich einfach selber noch das ein oder andere Restaurant testen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein, denn gastronomische Angebote in Riga sind erschwinglich. Genau wie Bars und Kneipen, zumal man am Abend scheinbar von Happy Hour zu Happy Hour ziehen kann. Gestern war ich zum Abschied meiner Vorgängerin noch mit im Shot Café und konnte zwei echt große Cocktails für 4 Lats (ca. 5,74 €) bekommen. 🙂