Betriebsausflug – Kanufahrt auf der Gauja

Nachdem wir (DAAD und Baltisch-Deutsches Hochschulkontor) eigentlich schon am Montag zum Betriebsausflug aufbrechen wollten, es aber in Strömen gegossen hat, spielte das Wetter gestern endlich mit. Also hieß es, Sachen packen und auf in den Gauja-Nationalpark nach Līgatne. Von dort sind wir mit zwei 3-Mann-Kanadiern nach Sigulda gepaddelt. Wie anstrengend das war, musste ich heute schmerzhaft feststellen: Ich hab derben Muskelkater in Armen und Schultern. Allerdings haben wir die Boote ab und zu mal „zusammengebunden“ und uns einfach treiben lassen. Die Kanutour hat total viel Spaß gemacht und geht als weiteres tolles Erlebnis meines Lettlandaufenthalts ins Reisetagebuch ein! 🙂

Wir waren auch pünktlich zum EM-Spiel wieder in Riga, aber ich konnte es nicht wie geplant im Pub gucken. Über den ganzen Tag verteilt hatte ich schon Bauchschmerzen, die dann abends so unangenehm waren, dass ich das Halbfinale zuhause im Bett über’s Internet gucken musste. Da konnte ich mir wenigstens gleich die Decke über den Kopf ziehen, als es nicht mehr auszuhalten war. Was für ein sch*** Spiel! 🙁 Aber das sollte auf keinen Fall den restlichen Eindruck vom Tag trüben. Leider sind die Bauchschmerzen auch heute noch nicht verschwunden. Ich vermute mal, dass ich etwas Falsches gegessen habe.

 

Tallinn

Am Mittwoch bin ich in der Früh nach Tallinn gefahren, auf Dienstreise. Ich sollte bzw. durfte den deutschen Botschafter in Estland für unseren DAAD-Newsletter interviewen. Das Highlight kam danach: Er lud mich auf seine Residenz auf dem Domberg ein, um gemeinsam mit anderen Deutschen, dem niederländischen Botschafter und einigen Oranje-Fans das EM-Spiel zu gucken. Da war ich natürlich dabei! *g* Bis es soweit war, konnte ich noch gemütlich die mittelalterliche Altstadt von Tallinn besichtigen. Zurück nach Riga musste ich erst am nächsten Tag und so konnte ich mir gestern dann noch das Rotermannviertel außerhalb des historischen Stadtkerns angucken und zum Turm der Olaikirche aufsteigen, die von 1549 bis 1625 das höchste Gebäude der Welt war (159 m). Besonders toll an Tallinn ist die Unterteilung in Ober- und Unterstadt, die durch einige Wege miteinander verbunden sind. In der Oberstadt bzw. auf dem Domberg lebten früher die Adligen, die somit nicht nur im wörtlichen Sinne auf die in der Unterstadt wohnenden Kaufleute und Handwerker herabschauten. Die Aussicht ist auf jeden Fall so richtig knorke!

Um ein Ranking abzugeben: Bei den drei baltischen Hauptstädten rangiert Riga für mich (leider) nur auf dem dritten Rang. Vilnius und Tallinn streiten sich um das Siegertreppchen, aber es ist noch nicht entschieden.

Übrigens: Dienstagabend habe ich es endlich geschafft, mal in die Lettische Nationaloper zu gehen, wo momentan das Rigaer Opernfestival stattfindet. Amélie und ich haben uns Gioachino Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ angeschaut, zum Glück mit englischen Übertiteln. Die Inszenierung war witzig gemacht und nicht nur die Gesangsdarbietungen waren super, sondern auch die schauspielerischen Leistungen. Genau wie in diesem Video (Bitte Rechtsklick „In neuem Tab öffnen“!) die glorreichen King’s Singers, die die Ouvertüre der Oper zum Besten geben – immer wieder zum Lachen! 🙂

Vergangene Woche

Nach fast einer Woche nun endlich wieder Neues aus Lettland, genauer gesagt aus Liepāja und Mežaparks. Am Donnerstag fand wieder ein von der Botschaft organisierter „Tag der deutschen Sprache“ statt, diesmal in Liepāja, wo ich ja vor zwei Wochen schon war. Eine Besonderheit war, dass ich an der Universität einen Vortrag mit Informationen zum Studieren in Deutschland und zum DAAD halten durfte – auf Englisch. Leider waren nur sechs Leute da, aber es hat gut geklappt und auch Spaß gemacht. Auf jeden Fall fand ich es sehr cool, dass mein Chef soviel Vertrauen in mich hat! 🙂

Heute wurde ich Zeugin eines RIIIIIIIIIIIIIIIIIESIGEN (internationalen) Motorradkorsos: mehr als 1.000 Maschinen jeglicher Bauart die Brīvības iela entlang. Wie passend: Motorrad fahren als Synonym für Freiheit und Unabhängigkeit in der „Straße der Freiheit“. Ich hatte von meinem Balkon aus beste Sicht und konnte optimal beschallt werden. Also, einige Motorräder hätten aufgrund ihrer Schallwerte in Deutschland auf keinen Fall die Zulassung bekommen. Sehr krass!
Anschließend fuhren wir mit der Straßenbahn nach Mežaparks (dt. „Waldpark“), einem Stadtteil im Nordosten Rigas. Er liegt am Ufer des 17 km2 großen Ķīšezers-Sees, der beliebt für diverse Wassersportarten ist. Angelegt wurden der Waldpark (Kiefernwald) und der als Gartenstadt konzipierte Villenvorort am Anfang des 20. Jahrhunderts für die deutsche Elite Rigas bzw. andere reiche Menschen, denen es im Zentrum der Stadt zu eng und laut geworden war. Und leise und weitläufig ist es hier tatsächlich… Der deutsche Name von Mežaparks lautete Kaiserwald, der einigen von euch bekannt sein könnte. Während des Zweiten Weltkrieges lag in diesem Stadtteil das von den Nationalsozialisten errichtete KZ Kaiserwald.

Arbeitswochenende am See

Dieses Wochenende durfte ich sechs DAAD-Lektoren aus dem Baltikum auf ihr Arbeitswochenende begleiten. Ich hatte geholfen, eine von ihnen durchgeführte Studie mit Excel quantitativ auszuwerten und sollte meine Ergebnisse bzw. meine Vorgehensweise erläutern. Wir trafen uns in einem Ferienhaus in Azarkrosti am Ufer des Adamova-Sees ca. 5 km nördlich von Rēzekne. Samstagabend wurde nach getaner Arbeit gegrillt, u.a. typisch litauisches Schaschlik (Šašlykas), das nur entfernt mit unserem verwandt und total lecker ist. Sonst ist eigentlich weiter nichts Spannendes passiert – außer vielleicht, dass unser Auto auf der Rückfahrt nach Rīga wegen Geschwindigkeitsüberschreitung von der Polizei angehalten wurde. Wir durften aber nach einem sehr kurzen Gespräch ohne Strafe weiterfahren.

Ereignisreiche Tage

Seit meinem Ausflug am Samstag nach Liepāja ist schon wieder einiges passiert. Sonntagabend war ich mit meiner polnischen Mitbewohnerin Aga und ihren Freunden auf dem Konzert von „SunSay“, einer ukrainischen Fusion-Funk-Reggae-Band (laut russischem Wikipedia). Der Sänger Andrey Zaporozhets war Mitglied der ehemaligen Band „5’nizza“ (sprich: Pjatniza = Freitag), die v.a. in Polen und anderen osteuropäischen Ländern sehr bekannt gewesen sein muss. Das Konzert hat mir sehr gut gefallen und auch die Vorbands waren total in Ordnung! Da hat es sich mal gelohnt, auf den „Tatort“ zu verzichten.

Leider musste ich am Montag schon kurz vor fünf Uhr in der Früh aufstehen, weil ich wieder als Freiwillige bei zwei von der Botschaft organisierten „Tagen der deutschen Sprache“ teilgenommen habe – diesmal in Rēzekne (Montag) und Daugavpils (Dienstag) mit Übernachtung in einem top Schullandheim in Daugavpils. Diesmal war die Organisation viel besser als in Talsi vor einigen Wochen. Wir hatten gestern sogar etwas Zeit, um uns Daugavpils anzuschauen. Daugavpils liegt genau wie Rēzekne in Latgale im Südosten Lettlands. Es ist mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes, wobei dort nur etwa 16% (!) ethnische Letten leben. Der Rest sind Russen (ca. 60%), Weißrussen, Ukrainer und Polen, die während der Sowjetherrschaft aus allen Gebieten der UdSSR angesiedelt wurden, um in den damals neu errichteten Fabriken zu arbeiten. Ich habe gestern also fast ausschließlich russischsprachige Menschen gehört – außer vielleicht an dem lettischen Staatsgymnasium. Die Stadt wäre also für mich besser geeignet, um mein Russisch zu verbessern, aber mit Rīga habe ich trotzdem Glück gehabt. Daugavpils ist eine triste Industriestadt, fast nur grau in grau, wie ihr auf meinen Bildern sehen könnt. Dennoch würde ich sie nicht als hässlich, sondern eher als anders bezeichnen! Ich plane auf jeden Fall, nochmal wiederzukommen, um die Stadt und ihre Umgebung etwas besser kennenlernen zu können. Es gibt nämlich in Daugavpils eine Zitadelle aus dem 19. Jahrhundert, die die einzige erhaltene Anlage ihrer Art in Osteuropa sein soll. Eine Stunde war dafür einfach zu wenig; wir haben uns eigentlich nur schnell von einem Hochhaus aus einen Überblick über Daugavpils verschafft.

Tja, und heute ist mein Namenstag (vārda diena), der im Leben der Letten traditionsgemäß eine wichtige Rolle spielt. Man könnte sogar meinen, dass der Namenstag als Festtag eine größere Bedeutung hat als der Geburtstag. Und so kam es, dass ich nach fast 24 gelebten Jahren zum ersten Mal Namenstag gefeiert habe – mit zahlreichen Geschenken (u.a. ein Bildband über das unentdeckte Lettland und  Bernsteinschmuck) und kleiner Feier im Büro. Eigentlich müsste man das von jetzt an jedes Jahr machen… 😉 Allerdings war die Feier nicht nur für mich, denn unsere Ortskraft Ieva und auch mein Chef Markus hatten vor Kurzem Geburtstag. Wir haben also alles miteinander verbunden.