Ich will Meer sehen

Und das geht am besten in Jūrmala, der Badewanne Rigas, zehn Kilometer nordwestlich der Hauptstadt. Mit dem Zug fuhren wir (Bettina und zwei ihrer Freunde) in die 25 km lange (!) und flächenmäßig zweitgrößte Stadt Lettlands. 1959 vereinigte man drei Städte und später noch mehrere Fischerdörfer zu Jūrmala. Im Sommer strömen scharenweise Touristen, aber auch Rigaer in den größten Kurort des Baltikums. Die Stadt ist heute außerdem einer der begehrtesten Orte für die reichen Letten geworden, die mit restaurierten Holzvillen und schicken Neubauten ihr Vermögen zur Schau stellen. Auch der lettische Präsident hat am Strand eine Residenz, kameraüberwacht und gesichert mit hohen Mauern. Wir stiegen in Majori, dem Herzstück Jūrmalas aus und liefen dann Richtung Westen nach Dubulti am Meer entlang. Leider hat es heute häufig geregnet, aber die Bilder sind trotzdem ganz schön geworden.

In dieser Woche war natürlich noch mehr los, wie ihr den letzten beiden Fotos entnehmen könnt: Am Mittwoch habe ich meine ehemalige Mitbewohnerin aus Passau getroffen, die gerade eine Freundin in Riga besucht. Die wiederum heißt natürlich auch Laura – es gibt ja keine anderen Namen – und stammt aus Riga, studiert aber in Passau dasselbe wie ich mal studiert habe. Alles klar?! Jedenfalls waren wir u.a. im Lido essen und danach Bowlen. Ich war natürlich gar nicht so schlecht. 😉

Am Donnerstag fand der erste „Tag der deutschen Sprache“ statt, ein von der Botschaft geplanter und durchgeführter Besuch in einer DSD-Schule in Talsi. Ziel war es, deutschlernenden Schülern eine Plattform für Informationen zum Studium in Deutschland zu geben und Kindern der 5. Klasse die deutsche Sprache näherzubringen, damit sie diese als 2. Fremdsprache wählen. Nur soviel zum Tag in Talsi:

Die sechs Phasen der Planung: 1. Begeisterung 2. Verwirrung 3. Ernüchterung 4. Suche nach dem Schuldigen 5. Bestrafung der Unschuldigen 6. Auszeichnung der Nichtbeteiligten.

Wir Freiwilligen (= Laufpersonal) haben schön die ersten 3-4 Phasen von obigem Zitat durchlebt. Es war sehr ernüchternd, von den Mitarbeitern der Botschaft alleingelassen und ohne richtigen Dank wieder nach Hause geschickt! Hoffentlich verlaufen die nächsten Termine besser. Zu allem Überfluss habe ich auch nicht mal etwas vom Ort gesehen. Lediglich die Fahrt nach Talsi hat sich gelohnt, weil ich zum ersten Mal das ländliche Lettland sehen konnte. Manchmal sieht man kilometerweit keine Häuser, aber Bushaltestellen mitten in der Pampa. Das erinnert mich sehr an Kaliningrad. Aber laut Statistik leben in Lettland auch nur 35 Einwohner pro Quadratkilometer.