Betriebsausflug – Kanufahrt auf der Gauja

Nachdem wir (DAAD und Baltisch-Deutsches Hochschulkontor) eigentlich schon am Montag zum Betriebsausflug aufbrechen wollten, es aber in Strömen gegossen hat, spielte das Wetter gestern endlich mit. Also hieß es, Sachen packen und auf in den Gauja-Nationalpark nach Līgatne. Von dort sind wir mit zwei 3-Mann-Kanadiern nach Sigulda gepaddelt. Wie anstrengend das war, musste ich heute schmerzhaft feststellen: Ich hab derben Muskelkater in Armen und Schultern. Allerdings haben wir die Boote ab und zu mal „zusammengebunden“ und uns einfach treiben lassen. Die Kanutour hat total viel Spaß gemacht und geht als weiteres tolles Erlebnis meines Lettlandaufenthalts ins Reisetagebuch ein! 🙂

Wir waren auch pünktlich zum EM-Spiel wieder in Riga, aber ich konnte es nicht wie geplant im Pub gucken. Über den ganzen Tag verteilt hatte ich schon Bauchschmerzen, die dann abends so unangenehm waren, dass ich das Halbfinale zuhause im Bett über’s Internet gucken musste. Da konnte ich mir wenigstens gleich die Decke über den Kopf ziehen, als es nicht mehr auszuhalten war. Was für ein sch*** Spiel! 🙁 Aber das sollte auf keinen Fall den restlichen Eindruck vom Tag trüben. Leider sind die Bauchschmerzen auch heute noch nicht verschwunden. Ich vermute mal, dass ich etwas Falsches gegessen habe.

 

Roadtrip durch Nordkurzeme

Heute wird es fast ausschließlich Fotos geben. Nur soviel: Für Samstag und Sonntag hatten Bettina, Friederike, Martin und ich ein Auto gemietet, um Nordkurzeme (dt. Nordkurland – nach dem Volk der Kuren benannt, die für ihre Beutezüge auf der Ostsee berüchtigt waren) und vor allem das Kap Kolka individuell zu erkunden. Es ist der nördlichste Punkt der Halbinsel Kurland und die Grenze zwischen Ostsee und Rigaer Bucht. Bis zum Ende der Sowjetokkupation waren große Teile von Kurzeme militärisches Sperrgebiet, weshalb die Region viele Jahre nahezu sich selbst überlassen war. Jedenfalls haben wir in den zwei Tagen vielleicht sogar mehr gesehen, als so manch ein Lette. Hier nun aber einige meiner Eindrücke vom Wochenende.

 

Wie im Film – Kuldīga

Gestern stand mal wieder ein Tagesausflug auf dem Programm: Amélie, Friederike und ich fuhren in den Westen Lettlands, in das 13.000-Einwohner-Städtchen Kuldīga. Laut Reiseführer gehört ein Besuch dieses malerischen Ortes zum Pflichtprogramm beim Lettland-Urlaub. Also nichts wie hin in die Region Kurzeme (dt. Kurland).
Sein idyllisches Aussehen erhält die Stadt durch die vielen Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hier gilt: Was alt aussieht, ist auch alt. Deshalb diente Kuldīga schon einigen Filmemachern als Drehort für historische Filme, wie z.B. die ProSieben-Verfilmung „Die Brücke“ (2008) mit Franka Potente.

Kuldīga liegt am Fluss Venta und 1246 begann der Livländische Orden an der Stelle einer großen Stromschnelle mit dem Bau einer Burg, die heute nicht mehr erhalten ist. In Goldingen, wie der Ort im Deutschen hieß, wurde reger Handel betrieben und so wurde es 1378 Hansestadt. Nach der Zerstörung der Burg im Nordischen Krieg (17. Jh.) verlor Kuldīga dann aber an Bedeutung.
Hauptattraktion der Stadt ist die bereits erwähnte Stromschnelle, die mit 249 Metern den breitesten Wasserfall Europas bildet. Die Fallhöhe beträgt dabei aber nur 1,80-2,20 Meter. Süß, oder?! 😉 Allerdings befindet sich in Kuldīga gleichzeitig der angeblich höchste Wasserfall Lettlands mit einer Höhe von 4,15 Metern: der Alekšupīte-Wasserfall. Der Bach Alekšupīte fließt durch den Ort und „fällt“ dann quasi an seiner Mündung in die Venta.

Sightseeing pur

Am Freitag (wie gesagt in Lettland ein Feiertag) war nochmal klassisches Sightseeing angesagt, allerdings eher unklassisch in der Moskauer Vorstadt. Paul und ich nahmen an der Free Tour statt, die jeden Tag um 12 Uhr an der Petrikirche startet und eben in besagten Rigaer Vorort führt. Der Rundgang dauert ca. 2,5 Stunden und ist eher locker gehalten, aber trotzdem informativ. So erfuhren wir z.B., dass die Markthallen vom Zentralmarkt aus den 1920er Jahren, fünf ehemalige Zeppelinhangars, gar nicht immer dort standen. Stattdessen wurde eine Konstruktion aus Ziegeln und Stahlbeton errichtet und für die Dächer die Stahlkonstruktion der Hangars vom Luftschiffhafen Vaiņode (bis 1919 auf deutschem Territorium) im Südosten Lettlands verwendet. Der Zentralmarkt galt in den 1930er Jahren als der größte und modernste Markt Europas. Er hat heute eine Gesamtfläche von 72.300 m² und beschäftigt 253 Angestellte.
Nach dem Stadtrundgang fuhren wir spontan nach Jūrmala in „Rigas Badewanne“, obwohl sich der Himmel etwas zugezogen hatte. Bevor der nach Sommer duftende Regen einsetzte, schafften wir es noch, durch die Fußgängerzone zu schlendern und barfuß am Strand zu spazieren.
In der Nacht machten wir dann die Stadt unsicher: Zuerst glühten wir im TAKA vor, bei dem zufällig eine Live-Band Klezmer und andere Musik spielte und anschließend gingen wir zum Tanzen in den Klub „Piens“. Dort wollten sie uns erst nicht reinlassen, weil wir Ausländer sind. Das klingt jetzt erstmal hart, aber der Grund ist, dass die Letten auch mal etwas Eigenes für sich haben möchten – schließlich überfüllen die Ausländer und Touristen schon sämtliche Bars und Klubs in der Altstadt. Nach kurzem Hin und Her und mithilfe der einheimischen Russischlehrerin von Eva wurden wir dann aber eingelassen und konnten ordentlich abzappeln. In Absatzschuhen…! *g*

Im Geocaching-Fieber Richtung Open-Air-Konzert

Am Donnerstag liehen wir Paul über das Fahrradverleihsystem BalticBike für 48 Stunden ein Rad, damit wir die Stadt besser erkunden können – beispielsweise beim Geocaching. Dabei handelt es sich um eine Art elektronische Schatzsuche. Die Verstecke („Geocaches“, kurz „Caches“) werden anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers, also Pauls Handy, gesucht werden. Da wir schon in Deutschland ab und zu auf Schnitzeljagd gehen, haben wir gedacht, dass es ganz witzig wäre, Riga auf diese Weise kennenzulernen. So absolvierten wir z.B. im Jugendstilviertel einen Multi-Cache, der aus mehreren Stationen besteht und bei dem sich die Koordinaten des Cache-Verstecks durch Hinweise ergeben, die man an den einzelnen Punkten findet.

Am Abend hatte ich dann die Ehre und das Vergnügen mit „meinem“ Chor beim Open-Air-Konzert Ar Domu par Rītdienu anlässlich des Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung 1990 am 4. Mai zu singen. Die Veranstaltung wurde live im Fernsehsender LTV1 übertragen, der lettischen ARD. Es nahmen bekannte lettische Stars wie Renārs Kaupers von der Band „Prāta Vētra“, Intars Busulis, DaGamba (lettische „Apocalyptica“), The Sound Poets, Goran Gora und Anete Kozlovska teil. Für die beiden letztgenannten Künstler waren wir bei jeweils einem Lied der Backgroundchor, also totaaaaaaaal wichtig. Hier zwei Videos dazu, die Paul aufgenommen hat:

Anete – Tik daudz smieklu

Goran Gora – Tikai saknes neatdod

Auch wenn wir nicht allzu viel zu tun hatten, war es eine tolle Erfahrung – zumal wir mit in den V.I.P.-Bereich durften. 😉