Uz redzēšanos, Rīga!

Ich bin zurück in Deutschland und seit heute nicht mehr Arbeitnehmerin der Deutschen UNESCO-Kommission, nicht mehr »kulturweit«-Freiwillige und damit quasi arbeitslos.
Ja, das halbe Jahr im Baltikum verging wie im Flug. Es war eine schöne Zeit, die mir wieder wertvolle Erfahrungen gebracht hat. Vor allem aber hat sie mir neue, wunderschöne Seiten Europas gezeigt. Man muss nicht immer sonst wohin reisen, denn auch vor unserer deutschen Haustür gibt es lauter sehenswerte Ecken zu entdecken. Und das Baltikum gehört definitiv dazu!

Rīga, ich komme wieder, ganz bestimmt ganz bald. Gelegenheiten gibt es genug: das Sängerfest im nächsten Jahr, der Status als Kulturhauptstadt Europas in zwei Jahren.

Jetzt beginnt aber erst mal wieder der Ernst des Lebens. Der Master Kulturwissenschaft und Kulturmanagement an der PH Ludwigsburg ruft und dazu noch ein Studentenjob an der Akademie Schloss Solitude. Die sechs Monate in Lettland haben mir auf jeden Fall neuen Elan und neuen Mut für die Aufgaben gegeben, mich aber auch gelehrt, das Leben nicht so ernst zu nehmen. Ich hoffe, dass ich das – zumindest bis zur ersten Prüfungsphase – hinbekommen werde. 😉

Romantischer letzter Besuchstag

Den Samstag, unseren letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir sehr romantisch. Zuerst gingen wir zum Brunch ins „Innocent Cafe“ und anschließend hoben wir noch einen Cache im Apsara Tea House am Stadtkanal, wo wir gleich noch anderthalb Stunden in der Sonne chillten. Angelockt von den vorbeifahrenden Booten konnte ich noch meinen Willen durchsetzen und Paul zu einer Tour mit einem Ausflugskahn überreden, einer Rundfahrt im wahrsten Sinne des Wortes über den Stadtkanal in die Daugava und von dort wieder rein in den Stadtkanal, einem Überbleibsel der historischen Wehranlagen, die die Altstadt mal umgeben hatten. Direkt in der Nähe der Bootsanlegestelle befindet sich das Freiheitsdenkmal, das von einer sich stündlich ablösenden Ehrenwache beschützt wird. Obwohl ich das Spektakel schon öfter im Vorbeifahren gesehen hatte, habe ich es mir mit Paul jetzt das erste Mal bewusst angeschaut. Eine Besonderheit ist momentan ein Blumen kasten in Form Lettlands, der aber nur wegen des Feiertags am 4. Mai aufgestellt und von den Rigaern mit Blumen bestückt wurde.

Wachablösung am Freiheitsdenkmal

Später am Abends probierten Paul und ich dann den Grill aus, der auf meinem Balkon steht und ich muss sagen: Einwandfrei! Den muss ich jetzt auf jeden Fall noch öfter benutzen, auch wenn auf dem Balkon nur eine Person stehen kann.

Heute früh klingelte unser Wecker um 4:30 Uhr, weil Paul natürlich den Flug um halb sieben buchen musste. Mit dem Taxi (die Busse fahren noch nicht um die Zeit) brauchten wir aber nur knapp 20 Minuten zum Flughafen und so konnte ich mich schon um sieben wieder in mein Bettchen legen, um noch eine Runde zu schlafen. Auf jeden Fall war die Woche mit meinem Schatz großartig und ich vermisse ihn und das unstressige Leben in diesen Tagen jetzt schon!!!

Also, jeder der mag, sollte mich besuchen kommen. Es lohnt sich echt, oder Paul?! 🙂

Der Lenz ist da

Endlich ist der Frühling in Riga angekommen und ich kann mir momentan nichts Schöneres vorstellen. 🙂 Trotzdem bleibe ich erstmal noch meinen Winterschuhen und meiner Winterjacke treu, auch wenn ich mich regelrecht nach anderen Klamotten sehne. Abends ist es mir dann doch meistens noch etwas zu frisch. Aber immerhin bleibe ich jetzt schon in der Fußgängerzone stehen, um der täglich spielenden Brass Band in Kittelschürzen zuzuhören:

Mambo No. 5 (A Little Bit Of …) von Lou Bega einmal anders

Russisch-orthodoxe Christi-Geburt-Kathedrale

Im Okkupationsmuseum

Obwohl der Sonntag zunächst verregnet war, wollte ich natürlich nicht tatenlos zu Hause rumsitzen. Also beschlossen Amélie und ich, ins Okkupationsmuseum zu gehen. In unseren Plan eingeweiht, schloss sich auch Bettina mit zwei deutschen und zwei lettischen Freunden an. Das Okkupationsmuseum informiert über die Besatzung Lettlands durch die Nationalsozialisten sowie die Sowjetunion von 1940 bis 1991. Es dokumentiert damit die systematische Verhinderung der nationalen Eigenständigkeit des Landes und die Verbrechen am lettischen Volk während dieser Zeit. Die Ausstellungen sind sehr interessant, allerdings  sogar für meinen Geschmack zu umfangreich bzw. zu schwere Kost. Da das Museum aber keinen Eintritt verlangt, werde ich irgendwann nochmal hingehen um mir den Rest anzuschauen. Interessant ist, dass das Okkupationsmuseum Teil des diplomatischen Protokolls in Lettland ist. So wird es häufig von ausländischen Staatsgästen besucht, wie z.B. von Horst Köhler und Angela Merkel.

Auch "Schwarzer Sarg" genannt - Das Okkupationsmuseum (r.)Denkmal der lettischen Schützen vor dem Museum

Gestern Nachmittag und Abend war ich mal auf der anderen Flussseite unterwegs, denn Amélie wohnt im Stadtteil Āgenskalns. Dort stehen noch viele alte Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, wegen derer Riga auch zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde. Allerdings habe ich sie nicht fotografiert, weil es geregnet hat. Ihr müsst euch also noch etwas gedulden!

Am Freitag war ich das erste Mal in der deutschen Botschaft hier in Riga, weil ich gemeinsam mit anderen Freiwilligen von »kulturweit« oder dem Europäischen Freiwilligendienst an den von der Botschaft ins Leben gerufenen Tagen der deutschen Sprache teilnehmen werde. Wir (Botschaft, DAAD, evtl. Goethe-Institut, Zentrum für Auslandsschulwesen etc.) werden in verschiedene Städte Lettlands fahren und dort quasi Werbung für Deutschland bzw. Deutsch als Fremdsprache machen. Das bedeutet also, dass ich demnächst öfter mal auf Dienstreise sein werde, denn fünf Termine sind schon fix. Ich freu mich drauf und werde euch dann fein berichten. Los geht es am 22. März in Talsi, also in anderthalb Wochen.

Hier noch einige Fotos vom heutigen Sonntag:

Die Bremer Stadtmusikanten, gestiftet von Rigas Partnerstadt BremenPetrikirche und Roland-Statue - Symbol einer Freien HansestadtRussisch-orthodoxe Christi-Geburt-Kathedrale

Auf dem Rückweg aus der Stadt bin ich noch meine ab morgen wahrscheinlich reguläre Fahrradstrecke abgelaufen. Und siehe da, es gibt tatsächlich in Riga EINEN Fahrradweg – rot und auf der Straße aufgemalt, mit eigenen Schildern und Ampeln. Wenn ich den benutze, ist es zwar ein kleiner Umweg, andererseits ist das bestimmt sicherer als auf der Straße und nicht so nervig wie eine Slalomfahrt zwischen den Fußgängern.