Weil das Büro gerade Sommerpause hat und ich nicht mehr arbeiten muss, nutze ich die Zeit, Seiten on Riga zu entdecken, die ich noch nicht kenne, die man aber unbedingt gesehen haben muss. Den Anfang meiner Touren bildete die Mole von Mangaļsala, das Tor nach Riga. Es ist das Erste, was Schiffe vom Meer aus passieren müssen, um in die Stadt zu kommen. Die Mole liegt genau an der Stelle, an der die Daugava in die Rigaer Bucht mündet. Wenn man den Damm entlang läuft, fühlt es sich ein wenig so an als würde man auf dem Wasser gehen.
Gestern erkundete ich gemeinsam mit meiner Kollegin Ieva die Moskauer Vorstadt. Ich war zwar schon einige Male dort, aber immer nur am Rand, nie wirklich richtig drin. Auch wenn sie als zwielichtige Gegend der Stadt gilt, hat die Moskauer Vorstadt, die auch liebevoll „Maskačka“ genannt wird, wunderschöne Seiten. Vor allem wegen ihrer Holzarchitektur ist sie einen Besuch wert. Außerdem ist es der einzige Teil Rigas, in dem man Kirchen von fünf verschiedenen Konfessionen findet: katholisch, russisch-orthodox, lutherisch, armenisch-apostolisch und altgläubig. In der Maskačka befindet sich auch der Latgalīte-Markt, sozusagen der Schwarzmarkt Rigas. Den haben wir natürlich genauer unter die Lupe genommen. Es ist ein faszinierender, chaotischer Ort, an dem Antikes genauso wie Bücher, Fahrräder, diverse Autoteile, Fernbedienungen etc. verkauft werden. Leider habe ich kein Foto gemacht, aus Angst um meine Kamera.
Heute fuhr ich zum Bruderfriedhof (Brāļu kapi), der neben dem Freiheitsdenkmal die bedeutendste lettische Gedenkstätte ist, entstanden zwischen 1924 und 1936. Mehr als 2.000 gefallene lettische Soldaten des Ersten Weltkriegs und des Unabhängigkeitskampfes (1918-1920) sind dort bestattet. Nach dem Zweiten Weltkrieg beerdigten die Sowjets auf dem Friedhof Gefallene der Roten Armee, später auch Funktionäre, und schliffen von den Grabsteinen die Namenszüge lettischer Gefallener ab. Im Zuge der Restaurierung in 90er-Jahren wurden die Rotarmisten auf einen anderen Friedhof umgebettet und die Grabsteine wieder hergestellt. Eine wirklich beeindruckende Anlage: Ein riesiges Eingangsportal führt in den „diesseitigen“ Mahnmalsbereich, der dem Leben gewidmet ist. Rechts und links der Hauptachse versinnbildlicht eine Lindenallee die Mütter, Schwestern und Bräute bzw. Witwen der Gefallenen. Die Allee führt zu einem erhöhten Hain von 100 Eichen, die eine Ehrenwache smybolisieren. In der Mitte des Ehrenhains brennt ein Ewiges Feuer. An den Ehrenhain schließt das tieferliegende, den Tod verkörpernde „Jenseits“ an. Das zentrale Gräberfeld umfasst 315 Grabstellen von namentlich bekannten sowie eine Grabstelle für 87 namenlose Kämpfer.