Mein Magen-Darm-Trakt hat gestern Abend seinen Stahl-Status aufgegeben. Nachdem ich heute meine erste Hindi-Stunde nehmen durfte und angefangen habe, die Facebook-Seite des Instituts etwas zu renovieren, bin ich mittags doch schon wieder zurück (nach Hause) gefahren.
Zuhause wird gerade zu einem spannenden Begriff. Mein Zimmer ist ein absoluter Rückzugsort, an dem ich mich sortieren und wieder auftanken kann. Noch hadere ich damit, es zuhause zu nennen. Aber das Hadern fängt wohl genau dann an, wenn der Prozess des Ankommes losgeht.
Gestern bin ich nach einem absolut eindrucksvollen Wochenende in Mumbai, einem kurzen Arbeitstag mit anschließendem Polizeibesuch (die für die Visumsregistrierung nötigen Behördengänge sind wirklich kein Spaß) einmal quer durch die ganze Stadt gefahren. Wie so häufig mit sämtlichen Verkehrsmitteln: Motoroller, Bus und Riksha. Eine gute Stunde, um Pune an mir vorbeiziehen zu lassen.
Dabei beobachte ich, wie einfache, postiv-negativ-dichotome Einschätzungen unter den Tisch fallen. Wie bewerte ich meine Eindrücke? Wie fühle ich mich überhaupt gerade?
Und ich bin ich auf den Trichter gekommen, dass ich jetzt wohl seid gut zwei Wochen unter (Kultur-)Schock stehe.
Der Verkehr flasht mich total. Ich habe noch nichts vergleichbares erlebt und kann nicht anders, als diesem mal besser mal schlechter funktionieredem Abfluss meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Gleichzeitig wird mein Augenmerk knallhart von dem Geschehen am Straßenrand umgekämpft. All die Menschen und Tiere (ja, mittlerweile auch Kühe), klein-zusammengesbastelten bis gigantisch-verglasten Läden, die schattenspendenden Bäume und staubigen Müllhaufen fesseln mein Interesse (eingehüllt in eine ekelerregende Abgaswolke, ab und zu dominiert von einem Geruch nach Kot oder süßem Rauch aus den Tempeln) und fordern meinen Verstand immer wieder aufs neue heraus. Meinem Bedürfnis nach Einordnung wird von keiner Seite nachgegeben. Und solange diese ganzen Eindrücke tagtäglich auf mich einprasseln, gebe ich mich dieser Sinnflut erst einmal ergeben hin und versuche peu à peu anzukommen.
Dabei hilft mein Zimmer, der Kontakt zu Mitmenschen in Nähe und Ferne, mein neuer Yogakurs, eine frische Kokusnuss oder einfach mal eine Portion Schlaf.