Naadam is in the air

Auch wenn Naadam noch gute 4 Monate entfernt ist, freue ich mich jetzt schon sehr darauf: Das Nationalfest der Mongolen, bei dem alle Welt (oder besser gesagt, 3 Mio. Einwohner) zusammenkommt, um Wettkaempfen der traditionellen drei Sportarten Ringen, Bogenschiessen und Pferderennen beizuwohnen. Seit gestern freue ich mich noch mehr darauf: Gestern habe ich das erste Mal einen mongolischen Ringkampf „live und in Farbe“ erlebt. 

Bis jetzt habe ich diese Wettkaempfe, die Mongolen jeder Atersklasse begeistern, immer nur im Fernsehen oder in Filmen beobachten koennen. Gestern jedoch war ich bei einem ersten, „echten“ Ringkampf vor Ort dabei. Der Mann meiner Freundin und Arbeitskollegin Nagi ringt seit knapp 8 Jahren und sie hat mich eingeladen, zu dem Wettkampf mitzukommen. Dieser fand gestern abend, zu Ehren des heute (18. Maerz) gefeierten Maennertags, in einer Sporthalle mitten in Erdenet statt.

Dazu erstmal ein paar Fakten:

-Ausschliesslich Maenner duerfen ringen. Das ist auch einer der Gruende, wie ich erzaehlt bekommen habe, warum sie mit nacktem Oberkoerper (bzw. mit vorne offenem Trikot) kaempfen. Frauen duerfen auch das Spielfeld (gestern bestehend aus einem gruenen Teppich) nicht betreten.

-Die Farbe der Ringkleidung (rot, rosa, blau) hat keine Bedeutung. Der Hut dagegen schon, von ihm kann man ablesen, wie gut der Ringer ist. Gute Ringer haben an ihrem Hut ein breites rotes Band befestigt, auf dem manchmal silberne oder goldenen Applikationen zu sehen sind. Diese Applikationen verraten gewonnene Wettkaempfe.

-Gekaempft wird nach dem K.O.- Prinzip: Nur der Sieger eines Zweikampfes darf weiterkaempfen, der Verlierer scheidet aus. Am Anfang starten 64 Ringer, nach dem 7. Durchgang steht dann der Gesamtsieger fest. Verloren hat ein Ringer, wenn ein anderes Koerperteil als Hand oder Fuss den Boden beruehrt. Steht der Sieger im Zweikampf fest, knotet der Verlierer sein Oberteil auf und beugt sich dem Gewinner, indem er unter dessen erhobenen Arm hindurchgeht. Der Gewinner praesentiert sich mit aufgesetztem Hut dem Publikum.

-Es gibt anscheinend keine Gewichtsklasseneinteilung. Gestern jedenfalls traten junge und schmale Maenner gegen sehr grosse und dicke Rivalen an. Vielleicht liegt das daran, dass es nur ein kleiner Wettbewerb war.

– Jedes Ringpaerchen wird von einem Schiedrichter beaufsichtigt. Dieser haelt die Huete der beiden Kontrahenten und sorgt fuer Einhaltung der Regeln. Dazu gehoert, dass die Ringpaerchen sich gegenseitig nicht umrennen, den Wettbewerbsboden verlassen oder im Eifer des Gefaechts ins Publikum fallen.

– Gerungen wird, wenn es Platz und einen freien Schiedsrichter gibt. Das fuehrt dazu, dass viele Maenner gleichzeitig kaempfen und- zumindest fuer meine Augen – ein ziemliches Chaos herrscht. Und es kann natuerlich auch passieren, dass sich die Ringpaerchen gegenseitig umrennen. Dafuer sind die einzelnen Durchgaenge recht schnell vorbei.

Als Nagi und ich gestern eine doch recht kleine Turnhalle betraten, war noch nicht viel los. Doch innerhalb einer halben Stunde fuellte sich der Saal, sodass wir froh sein konnten, Sitzplaetze zu haben. Mongolische Musik dudelte aus zwei grossen Boxen und an einem Tisch nahmen die Schriftfuehrer Platz. Die Ringer wurden schliesslich dazu aufgefordert, sich umzuziehen. Eine kleine Marschkapelle gab einige Stuecke zum Besten, dann praesentierten sich die Schiedrichter und Ringer in einer kleinen Prozession dem Publikum. Ihre Namen wurden schnell genannt, dann ging es auch schon los. Die antretenden Ringer gehen zu einem Schiedrichter, legen die Hand erst auf die linke, dann rechte Schulter und umrunden ihn im Halbkreis. Dann geben sie ihm den Hut und laufen in einem Huepfeschritt zu einem Podest, das von der mongolischen Fahne geziert wird. Sie drehen sich davor, gehen in die Knie und wedeln mit den Armen (Wie Nagi mir erklaert, ahmen die Ringer so einen Adler nach). Schliesslich schlagen sie sich auf die Oberschenkel, strecken und dehnen sich ein wenig vor der Fahne und wenden sich dann dem Kontrahenten zu. Der eigentliche Kampf ist in den ersten Durchlaeufen recht schnell beendet, spaeter dauert er jedoch bedeutend laenger. Steht ein Verlierer fest und hat sich dieser dem Gewinner gebeugt, verlaesst er den Ringplatz. Der Gewinner jedoch huepft mit aufgesetzem Hut nocheinmal einem Adler gleich um das Podest mit der mongolischen Fahne herum und nimmt den Applaus des Publikums entgegen.

Nagi und ich sind gestern nicht bis ganz zum Ende geblieben, da bei so vielen antretenden Ringern die Wettkaempfe bis in den spaeten Abend dauern koennen. Doch die 1,5 Stunden in dieser kleinen, stickigen Turnhalle, beschallt mit mongolischer Musik haben mir Lust auf mehr gemacht, und ich freue mich schon sehr auf die grossen Wettkaempfe im Juli! 🙂

(Bitte entschuldigt, dass ich keine Fotos fuer diesen Beitrag habe. Ich hoffe, ihr koennt es auch trotzdem gut vorstellen. Und wenn nicht, oder wenn ihr das auch live erleben wollt, kommt doch einfach zum Naadafest vom 10. bis 13. Juli!! 🙂  )

 

2 Gedanken zu „Naadam is in the air

  1. Mariam

    huuu, huuuu Naadam ist super spannend und einfach nur zu empfehlen!!!! Alleine die Stimmung ist atemberaubend…nur ein kleiner Tip von mir: Wenn du zur Eröffnungszeremonie gehen möchtest (wahnsinnig toll) und großartig organisiert (mit fabehlhaften Tänzen und Inszenierungen) dann solltest du dich definitiv frühzeitig erkundigen wann der Kauf losgeht….Wir hatten damals einige Schwierigkeiten noch Karten zu bekommen, da sie bereits nach 2 Tagen ausverkauft waren.
    Ansonsten viel Spaß und Freude noch in UB!
    Liebe Grüße!!!
    Mariam

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