„Weihnachten“ löst nicht nur bei deutschen oder europäischen oder christlich-sozialisierten Kindern ein Leuchten in den Augen aus, sondern auch bei meinen mongolischen Schülerinnen und Schülern. Denn nachdem ich ihnen berichtet hatte, was für Traditionen es in der Advents- und Weihnachtszeit gibt und wie wichtig dieses Fest für viele Menschen ist, wollten sie immer mehr davon wissen – und vor allem eins: Auch Weihnachten feiern!!!Nun ist es ja auch eine meiner Aufgaben, Projekte anzuregen und durchzuführen und so ein mongolisches Weihnachtsfest mit deutschen Bräuchen war eine Sache, um die ich mich liebend gerne kümmern wollte. Nun ist es so, dass ich mit der Organisation einer solchen Veranstaltung leider keine Erfahrung hatte und es somit einfach auf mich habe zukommen lassen. Dazu kommt, dass Organisation in der Mongolei das Talent beschreibt, etwas in letzter Minute auf die Beine zu stellen- meist innerhalb einiger Tage.
Als erste Vorbereitung begann ich mit den Kindern Ende Oktober (jaja, ich weiß, eigentlich viel zu früh, aber ich hatte mir was dabei gedacht!) deutsche Weihnachtslieder zu üben – was erstaunlich gut klappte. Hut ab vor den Gesangskünsten auf Deutsch! In der Mongolei wird im Unterricht, so jedenfalls stelle ich es fest, sehr viel Wert auf das Auswendiglernen und Nachsprechen gelernt. Das ist etwas, was mich sonst nicht so begeistert, beim Lernen eines Liedes aber sehr von Vorteil sein kann. Lieder lernen geht also folgendermaßen: Ich suche den Text raus, schreibe ihn an die Tafel. Die Kinder schreiben ihn ins Heft und ich korrigiere die Fehler. Dann hören wir uns das Lied ein paar Mal auf der CD an, die ich aus Deutschland mitgebracht habe, lesen zusammen den Text und singen mit. So einfach! Und so schafften wir es dann auch, innerhalb einer Woche mit 3-4 Stunden Deutsch 1-2 Lieder so zu lernen, dass die Kinder sie auch a cappella vorsingen konnten. Ich war und bin immer noch begeistert, dass die Schülerinnen und Schüler so gut mitgemacht und den Text gelernt haben. Zumal viele „traditionelle“ Weihnachtslieder recht alt sind und schwer verständlich („Mädchen hört und Bübchen, macht mir auf das Stübchen“ oder „Wisst ihr noch mein Räderpferdchen, Heinrichs bunten Harlekin…“). Doch auch solche Aussprachehürden wurden durch wiederholtes Vor- und Nachsprechen gemeistert.
Anfang Dezember fand dann ein gemeinsamer Weihnachtsbasar in der Schule Nr.1 in Ulaanbaatar statt. Dazu werde ich nicht viele Worte verlieren, denn es gibt bereits zwei sehr schöne Artikel von Svenja und Kathrin dazu.
Nach diesem Weihnachtsbasar war ich richtig in Festtagslaune und stürzte mich voller neuer Energie in die Planung unserer eigenen Weihnachtsfeier in Erdenet, die ich vorher ein wenig vernachlässigt hatte. Doch ganz so einfach wurde es nicht, denn die Klassen waren alle damit beschäftigt, sich auf die Neu-Jahrs-Feiern, die hier in der Mongolei fast den gleichen Stellenwert wie bei uns Weihnachtsfeiern besitzen, vorzubereiten und es gab keine Zeit und keinen Ort, meine Projetidee zu verwirklichen. Schließlich, nachdem ich schon ein wenig befürchtet hatte, die Weihnachtsfeier ausfallen zu lassen oder zumindest deutlich verkleinern zu müssen, erfuhr ich am Montag, dass für Donnerstagabend, den 25.12., die Aula der Schule für unsere Weihnachtsfeier frei sei. Was mich am Anfang meines Freiwilligendienstes noch in Schockstarre versetzt hätte, ließ mich jetzt, nach knapp 4 Monaten, nicht mit der Wimper zucken: 3,5 Tage, um eine Feier in der Mongolei vorzubereiten – das ist ja massig Zeit. Und so übte ich fröhlich den Rest der verbleibenden Woche mit den Kindern die Weihnachtslieder und stellte ein kleines Programm auf, was wir so alles machen könnten. Heraus kam ein gemischtes Programm mit Gesang und Theater, zwischendurch eine Pause, in der die Kinder an kleinen Ständen Süßigkeiten verkaufen und die Basteleien des Weihnachtsbasars in der Schule Nr. 1 ausstellen können – also ein ähnliches Programm wie vor knapp 2 Wochen in UB. Was leider nicht klappte, war das Aufführen eines Krippenspiels, das ich eigentlich mit der 9. Klasse geplant hatte. Es tut mir jetzt noch sehr Leid, dass ich mich da nicht genug hintergeklemmt habe. Aber vielleicht gibt es ja auch noch eine andere Gelegenheit, Theater zu spielen.
Donnerstagnachmittag wurde es dann doch noch etwas stressig (Süßigkeiten kaufen, Plakate gestalten, Fotos ausdrucken, Liedzettel arrangieren), doch „pünktlich“ um halb sechs konnte die Feier starten. DIe Schülerinnen und Schüler hatten sich fein gemacht – vor allem die unteren Klassen hatten Kleider und Anzüge aus dem Schrank gekramt. Es wurde gesungen, gelacht, verkauft, und ich sah in leuchtende Kinderaugen.
Kurz vor Schluss wichtelten dann noch die 4. und 6. Klasse, und auch habe mitgemacht und mich sehr über eine große Tüte mit Süßkram gefreut! Dann ging es ans Aufräumen, doch auch hier bewiesen die Kinder viel Einsatz und innerhalb von kürzester Zeit sah die Aula wieder wie neu aus.
Am Ende des Abends war ich ein wenig erschöpft vom vielen Herumsausen in der Schule, aber sehr, sehr glücklich und zufrieden und auch die Kinder erklärten mir am selben Abend und auch noch am Tag darauf, wie schön die Feier gewesen war. Um es mit den Worten einer 7Klässlerin zusammenzufassen: „Frau Sarah, ich finde Weihnachten ist super!“