How To Get A Mongolian Visa

Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, meinen Freiwilligendienst zu verlängern, muste ich mich auch um ein neues Visum und die Verlängerung meines mongolischen Personalausweises kümmern. Und soetwas ist ja bekanntlich ein Abenteuer…Ich weiß ja nicht, wie schwierig es ist, solche Genehmigungen in Deutschland oder anderswo zu bekommen, in der Mongolei jedenfalls muss ich mich durch einen Bürokratiedschungel kämpfen. Und selbst für Mongolen, die nicht wie ich als stummer Fisch vor dem Schalter stehen und auf Übersetzungen angewiesen sind, sind solche Gänge zu Ämtern und Behörden eine Irrfahrt. Alle Mongolen, denen ich erzähle, dass ich jetzt seit fünf Tagen in der Hauptstadt bin, um Visumsangelegenheiten zu klären, begegnen mir mit einem verständnisvollen Nicken und erzählen, dass selbst sie als Einheimische jedes Mal von den Regelungen und Vorschriften überrascht werden.

Leider sind solche Angelegenheiten nur in der Hauptstadt zu klären, sodass ich jedes Mal von Erdenet nach UB pendeln muss. Vielen Dank Svenja, dass du mich immer und immer wieder aufnimmst, ich deinen Kühlschrank leer futtern kann und du dir sogar mein Gejammer anhörst!! 🙂

Ich machte mich also letzte Woche Freitag auf den Weg nach UB, um pünktlich am Montag bei der Ausländerbehörde zu stehen und mein neues Visum zu erbitten. Seit September 2014 ist die Deutsche Botschaft nicht mehr für die Visa-Angelegenheiten von kulturweit-Freiwilligen zuständig, sodass ich überhaupt nicht wusste, welche Dokumente eigentlich von mir verlangt wurden. Es gibt zwar eine Infomationsmappe, die mir aber leider nichts darüber verrät, was ich tun muss, wenn ich ein schon bestehendes Langzeitvisum verlängern will. Es ist zwar eine Telefonnummer des Immigration office angegeben, diese ist aber bloß wohl Zierde. Chantsal und ich probierten zwei Wochen lang, dort jemanden zu ereichen – vergeblich. Nun ja, no risk no fun also…. ich fahre also mal auf gut Glück hin!

Montagmorgen mache ich mich mit meiner mongolischen Freundin Tseegii, die mir mit der Sprache helfen wird, auf den Weg zur Ausländerbehörde. Diese liegt außerhalb der Stadt, auf dem Weg zum Flughafen, mitten in der Pampa (Ich weiß nicht genau, wer auf die glorreiche Idee kam, die Behörde dort zu bauen. Denn als Ausländer ohne Mongolischkenntnisse dorthin zu finden, ist mehr als kompliziert). Die Sachbearbeiter dort jedenfalls sind sehr freundlich und teilen uns auch Recht schnell und ohne dreimaligem Nachfragen mit, dass ich noch ein Dokument von der Bildungsbehörde brauche (ich schätze, dass ist so etwas wie eine Arbeitsgenehmigung), ansonsten hätte ich alle Papiere zusammen. Grrrmmmpf!

Wir machen uns wieder auf den Weg in die Stadt zur Bildungsbehörde und erleben dort eine Odysee, die ich hier jetzt einfach mal beschreiben muss. Sie war so surreal und abgedreht, dass ich die ganze Zeit vor mich hin grinsen musste. Als erstes werden wir von der Rezeption zu Raum 104 geschickt. Diese sind aber nicht für uns zuständig und erklären, erst sollen wir unsere Sachen an der Garderobe abgeben und dann zu Raum 515 in den 5. Stock fahren. Von Raum 515 („Nein, dafür sind wir nicht zuständig.“) geht es zu Raum 505. In diesem Raum wird gerade umgeräumt, sodass wir zwischen Kisten und Aktenordnern stehen und fragen, ob wir denn jetzt richtig seien. Nein, lautet die Antwort, bitte eine Etage tiefer zu Raum 404. In Raum 404 sitzen ein paar sichtlich gelangweilte Damen und Herren, die uns misstrauisch anschauen und dann wieder nach oben zu Raum 505 schicken. Wir stehen also wieder zwischen Aktenbergen und werden schließlich von einer sehr bemühten Dame zu Raum 104 geschickt (merke, dort waren wir vor knapp 15 Minuten gestartet!). Dort schließlich treffen wir auf eine Dame, die sich unserer annimmt. Sie ist dabei aber recht unfreundlich und wird, je länger wir fragen und reden und schon vorhandene Dokumente vorzeigen (ich besitze einen milimeterdicken Hefter mit lauter Dokumenten auf Mongolisch, Deutsch, Englisch, Original und Kopie etcetcetc), immer ungehaltener und unhöflicher. Schließlich gehen wir erneut zu Raum 505, wo uns die freundliche Dame von vorhin einmal in Ruhe erklärt, was ich alles noch brauche und in welcher Sprache. Das Ergebnis: Einen neuen HIV-Test, einen Vertrag mit der Schule auf Englisch sowie ein Anschreiben an die Bildungsbehörde. Nachdem wir diese Information hatten, verlassen wir fast fluchtartig das Gebaude. Also mich erinnert das ganze Spektakel an die eine Szene im Asterix-Comic, wo es um ein irres Verwaltungshaus geht und man auch nur von A nach B geschickt wird und irgendwie niemand so Recht einen Plan hat…  🙂

Nach diesem Chaos aber klappt das Beschaffen der Dokumente sehr gut. Bereits Dienstagmorgen gehe ich mit Tseegii ins Krankenhaus, um den HIV-Test machen zu lassen und kann das Ergebnis sogar noch am selben Nachmittag abholen! Ich bin begeistert. Jetzt fehlen noch die zwei Unterlagen mit der Unterschrift der Direktorin aus Erdenet. Doch auch die Beschaffung dieser zwei Papiere klappt problemlos und sehr, sehr schnell. Vielen, vielen Dank Chantsal, dass das so super geklappt hat!! Du bist ein Schatz!!

So kommt es, dass ich Freitagnachmittag erneut mit Tseegii zur Bildungsbehörde laufe und dort die angeforderten Unterlagen abgeben kann. Die Dame in Raum 104 ist dieses Mal sehr freundlich und kooperativ: In 5-10 Tage könne ich das Schreiben für die Ausländerbehörde vom Bildunsamt abholen, ich solle dann bitte meinen Ausweis und etwas Geld mitnehmen. Ich bin sehr zufrieden und erleichtert, dass ich den ersten Teil abgeklärt habe und ich mich jetzt um nichts mehr kümmern muss, als abzuwarten, bis das Schreiben ausgestellt ist. Yeah!!

Im Rückblick muss ich sagen, dass einiges an Arbeit erleichtert worden wäre, wenn ich gewusst hätte, dass ich ein Schreiben von der Bildungsbehörde brauche. Insgesamt hat aber das Zusammensuchen der benötigten Dokumente nur vier Tage gedauert, und das ist wirklich eine super kurze Zeit, gerade fur ärztliche Unterlagen. Ich glaube, ich muss mich an dieser Stelle korrigieren: Visumsbeschaffung ist kein Bürokratiedschungel, sondern ein Bürokratiewald, und ich stehe gerade auf einer Lichtung. Wobei, ich muss ja auch noch das Schreiben abholen und zur Ausländerbehörde fahren….Aber fürs erste will ich mich jetzt mal nicht weiter beklagen, es geht weitaus schlimmer, nicht?!

Also, vielen Dank nochmal Tseegii und Chantsal, dass ihr mir mich so unterstützt habt und wir das so schnell organisiert bekommen haben!!! Ihr seid toll! 🙂