Nunja, eigentlich wollten wir Sankt Martin dieses Jahr gar nicht begehen, wir haben so viele andere Baustellen im Moment in der Schule. Doch als die Kinder das hoerten, war die Empoerung gross: Kein Laterne, kein Singen, kein Basteln?! Besonders die kleineren Klassen lagen uns in den Ohren, doch bitte, bitte Sankt Martin zu feiern. Nun gut, ein paar Tage vorher wurde entschieden, doch ein Laternenfest zu veranstalten (Wir entschieden es am Freitag und am darauffolgenden Dienstag wollten wir feiern – ich gestehe, ich war ein wenig skeptisch ob des kurzen Zeitraums zur Vorbereitung). Nur im kleinen Rahmen, mit der 6. Klasse, deren Klassenlehrerin eine der Deutschlehrerinnen, Chantsal, ist.
Am Samstag war ein Elterntag, an dem die Eltern eingeweiht wurden. Da zu einem traditionellen Sankt-Martins-Umzug auch eine schoene Bewirtung gehoert, baten wir die Eltern, Punsch zu kochen und Weckmaenner zu backen. Gluecklicherweise arbeitet eine der Muetter in einer Baeckerei, die sich dann um die Weckmaenner kuemmerte.
Basteln wuerden die Kinder die Laternen zu Hause und dann am Dienstag in die Schule mitbringen. Montagabend gab es dann noch eine Singprobe von „Ich geh mit meiner Laterne“ und “ Laterne, Laterne“. Mangels weiterer Lieder wurde dann auch noch „Alle meine Entchen“, „Guten Morgen, guten Morgen“, „Wo sind meine Haende“ und „Komm, wir gehn nach Bethlehem“ geuebt – eine bunte Mischung also. Chantsal erzaehlte kurz die Geschichte von Sankt Martin und die Kinder wurden immer aufgeregter.
Am naechsten Tag empfingen mich die Kinder schon morgens ganz aufgekratzt und praesentierten mir ihre selbstgemachten Laternen. Und diese waren mit so viel Liebe und Ideenreichtum gefertigt, dass ich nur staunen konnte und ein wenig neidisch wurde, mir keine gebastelt zu haben (ich gebe zu, ich wusste nicht genau, wie ich eine fertigen sollte..). Die Laternen bestanden aus Marmeladen- oder Babynahrungsglaeschen, Plastikflaschen, einfach nur viel Papier, dicker Pappe, Transparentpapier, Drahtkoerbchen etc. Sie waren bunt bemalt, Formen war in die Pappe geschnitten, Sterne waren aufgeklebt. Auf einigen prangten Glitzersticker, die „Deutsch“ oder „Laterne“ bildeten, Spitzenborten waren angeklebt, 3D-Aufkleber, Draht, Transparentpapier, Krepp und Stoff waren verwendet worden. Jede der Laternen, die mal klein und rund oder gross und viereckig waren, war ein besonderes Unikat und man konnte sehen, wieviel Gedanken und Arbeit in ihnen steckte. Das Problem der Beleuchtung war vielfach durch echte Kerzen oder Teelichter geloest worden, einige benutzten Taschenlampen oder kleine LED-Lichter. Und das breite Grinsen, das in den Gesichtern der Kinder klebte, kann sich wohl jeder vorstellen.
Offiziell los ging es gegen 18 Uhr auf dem Schulhof. Chantsal hatte eine tragbare Musikbox besorgt und so stimmten wir die ersten Lieder an. Nach einer Begruessung und einem Gedicht meinerseits gab es eine warme Staerkung: Punsch und Weckmaenner! Der Punsch bestand aus Zitronentee, zwei Scheiben Orange und einem kleinen Loeffel Honig – nicht ein Punsch in dem SInne, wie ich ihn kenne, aber sehr, sehr lecker!! Die Weckmaenner waren ungefaehr so gross wie eine Erwachsenenhand und trocken und fest. Eine sehr gelungene Kombination, und die Kinder waren begeistert.
Danach machten wir uns auf den Weg zum „Kulturpalast“, der mitten in Erdenet liegt. Ein Vater schleppte die Musikbox, die Kinder sangen und lachten. Einige aeltere Schueler hatten sich dazu gesellt und halfen bei Problemen wie dem Ausgehen einer Kerze aus. Passanten musterten uns interessiert bis verschreckt und wir alle hatten einen Heidenspass, mit den Laternen durch die Daemmerung zu ziehen. Auf dem Platz angekommen, wurde wieder gesungen, stolze Eltern machten ein paar Fotos. Und zum Abschluss wurde eine Runde „Schnick,Schnack,Schnuck mit Fangen“ gespielt. Nach knapp einer Stunde machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause – ein wenig verfroren, aber mit einem begeisterten Laecheln im Gesicht.
Sankt Martin auf mongolisch – ein wenig anders, als ich es bis jetzt gefeiert habe. Und doch bin ich sehr, sehr froh, dass wir uns von den Kindern haben ueberreden lassen, einen Laternenumzug zu veranstalten. Denn dieses Sankt-Martin werde ich bestimmt nicht so schnell vergessen!
маш их баярлалаа! 🙂





