Sprachkultur

Hallo Welt,

es tut mir sehr Leid, dass ich mich jetzt erst melde, doch das mit Internet ist so eine Sache für sich (und die, die mich kennen, kennen auch meine Beziehung zu Computern und ähnlichem).

Vor ziemlich genau drei Wochen bin ich in der Mongolei gelandet und nach einem kurzen Auftritt in der Immigrationsbehörde weiter zu einem Zuhause auf Zeit – Erdenet – gefahren. Allein die Fahrt dahin ist einen eigenen Text wert, doch das erst später.

Erdenet ist – wie fast alle neueren Städte der Mongolei – ein Prachtbeispiel für sowjetische Architekturleistung und lässt den Neuling erstmal ein wenig erschauern, doch nach einiger Zeit legt sich dieses Gefühl. Denn es heißt: Außen pfui, innen hui. Und während draußen der Putz brökelt oder die Straße neuen Asphalt benötigt, sind die kleinen Eigenheime im Inneren sehr gepflegt und liebevoll eingerichtet. Es gilt: My home is my castle. Und dieses Castle wird auch mit allen möglichen Bekannten und Unbekannten geteilt. Nicht selten kam und kommt es vor, dass ich morgens schlaftrunken in die Küche tapse und dort auf andere Mongolen treffe, die mich gleichzeitig freundlich und verwirrt betrachten (ob es an meiner Person oder meinem Schlafanzug liegt, ist schwer zu sagen). Doch wenn ich einmal vorgestellt bin, verfliegt die erste Skepsis und nicht häufig wird dann über meine Person geredet (das weiß ich nur, weil ich immer wieder ‚Sarah‘ und ‚German‘ höre, zu mehr reichen meine Mongolisch-Kenntnisse nicht wirklich). Überhaupt sind die meisten Menschen, denen ich begegne, sehr interessiert an mir und warum es mich in die Mongolei verschlagen hat. Viele haben Kinder und/oder Verwandte, die Deutsch lernen bzw. studieren und nicht selten erzählt man mir auch, dass es Verwandte in Deutschland gibt. Dann werden – wenn möglich – Fotos hervorgeholt, mir gezeigt und erklärt. Ich freue mich sehr darüber, doch leider klappt das mit der Kommunikation nicht immer. Macht aber nichts.

Haustüranblick

Haustüranblick

Für meine sechs Monate in Erdenet lebe ich bei einer Gastfamilie, die schon jetzt eine richtige Familie für mich geworden ist. Bestehend aus einer schwangeren Mama, Papa, kleinem Bruder und kleiner Schwester – und mir. Schon nach ein paar Tagen fühle ich mich nicht als Gast, sondern als Familienangehöriger, der einen etwas längeren Besuch abstattet. Und auch die Kommunikation klappt hervorragend, Bewaffnet mit einem kleinen Kauderwelsch-Wörterbuch werden erste Gespräche initiiert und lauthals über meine offensichtlich grottenfalsche Aussprache gelachtet. Doch wir reden. Für Außenstehende und Sprachliebhaber grenzen die Sätze, die wir zwecks Verständigung von uns geben („Eetsch Hok, I am dsam home“ – frei übersetzt als „Mama Hok, ich komme jetzt nach Hause“), an Körperverletzung, doch das stört nicht. Beide Seiten verstehen sich.