Wortlos in Adler (Sotschi)

Hallo zusammen,

mal wieder viele neue Fotos, bevor hoffentlich zeitnah auch Worte folgen, diesmal von meiner Reise nach Sotschi Ende Februar/Anfang Maerz.
Es passiert einfach so viel hier, dass es sehr schwierig ist, an dieser Stelle alles aktuell zu dokumentieren, bald trage ich aber einiges nach!

Viel Spass mit den Fotos, Kritik, Anregungen, Fragen, Kommentare gerne hinterlassen!
Viele Gruesse aus St. Petersburg,

Philipp Palm

Neues Terminal Flughafen Pulkovo in St. Petersburg

Neues Terminal Flughafen Pulkovo in St. Petersburg

Philipp ist 2 min zu spaet und faehrt alleine zum Flugzeug!

Philipp ist 2 min zu spaet und faehrt alleine zum Flugzeug!

Noch am Boden geht die Sonne auf - Flug nach Sotschi sehr leer

Noch am Boden geht die Sonne auf – Flug nach Sotschi sehr leer

Pushkin (Kirche und Katharinen Palast)

Pushkin (Kirche und Katharinen Palast)

Eine der Landschaften zwischen Piter und Sotschi

Eine der Landschaften zwischen Piter und Sotschi

Schwarzer Mann am schwarzen Meer in Adler, (Sotschi Region) bei Sotschi

Schwarzer Mann am schwarzen Meer in Adler, (Sotschi Region) bei Sotschi

Promenade in Adler

Promenade in Adler

Adler in der Daemmerung

Adler in der Daemmerung

Mein riesen Gaestezimmer bei Vanya zuhause in Adler

Mein riesen Gaestezimmer bei Vanya zuhause in Adler

Blick Richtung Sotschi vom neuen Bahnhof Adler

Blick Richtung Sotschi vom neuen Bahnhof Adler

Die Paralympics sollten bald beginnen

Die Paralympics sollten bald beginnen

Die Olympischen Ringe sind bereits demontiert

Die Olympischen Ringe sind bereits demontiert

Auf dem Weg in die Berge von Krasnaya Polyana

Auf dem Weg in die Berge von Krasnaya Polyana

Olympia Bus auf der teuersten Autobahn (Kosten/Meter) der Welt

Olympia Bus auf der teuersten Autobahn (Kosten/Meter) der Welt

Olympische Skisprungschanze, ebenfalls recht kostspielig

Olympische Skisprungschanze, ebenfalls recht kostspielig

Auffahrt in das touristische Skigebiet in Gornaya Karusel' bei Krasnaya Polyana

Auffahrt in das touristische Skigebiet in Gornaya Karusel‘ bei Krasnaya Polyana

Mit Vanya (neben mir) und zwei ukrainischen Freunden im Schnee auf halber Hoehe in Gornaya Karusel'

Mit Vanya (neben mir) und zwei ukrainischen Freunden im Schnee auf halber Hoehe in Gornaya Karusel‘

Olympischer Volunteer Philipp ;)

Olympischer Volunteer Philipp 😉

Mit Tanya und Kolya

Mit Tanya und Kolya

Neue Hotels und Bahnstrecke zwischen Adler (Sotschi) und Krasnaya Polyana

Neue Hotels und Bahnstrecke zwischen Adler (Sotschi) und Krasnaya Polyana

In Krasnaya Polyana

In Krasnaya Polyana

Krasnaya Polyana

Krasnaya Polyana

Krasnaya Polyana

Krasnaya Polyana

Alles neu in Krasnaya Polyana

Alles neu in Krasnaya Polyana

Alles neu in Krasnaya Polyana

Alles neu in Krasnaya Polyana

Mit den Paralympics Maskottchen in Krasnaya Polyana

Mit den Paralympics Maskottchen in Krasnaya Polyana

Alles neu in Krasnaya Polyana

Alles neu in Krasnaya Polyana

Philipp, Mascha und Medved - sehr beruehmte Figuren in Russland

Philipp, Mascha und Medved – sehr beruehmte Figuren in Russland

Regionen Russlands in einem "Dorf" fuer Touristen zusammengestellt, schoen gemacht!

Regionen Russlands in einem „Dorf“ fuer Touristen zusammengestellt, schoen gemacht!

Regionen Russlands in einem "Dorf" fuer Touristen zusammengestellt, schoen gemacht!

Regionen Russlands in einem „Dorf“ fuer Touristen zusammengestellt, schoen gemacht!

Eines der neuen Hotels in Krasnaya Polyana

Eines der neuen Hotels in Krasnaya Polyana

Der urspruengliche Ort Krasnaya Polyana

Der urspruengliche Ort Krasnaya Polyana

Olympische Spuren nur fuer offizielle Fahrzeuge

Olympische Spuren nur fuer offizielle Fahrzeuge

Blick in Nachbars Gartn aus meinem Zimmer

Blick in Nachbars Gartn aus meinem Zimmer

Zentraler Platz in Adler, zur Zeit mit 80% Olympia-Souveniers

Zentraler Platz in Adler, zur Zeit mit 80% Olympia-Souveniers

Ein Markt in Adler - herrlich!

Ein Markt in Adler – herrlich!

Leckereien auf dem Markt

Leckereien auf dem Markt

Blumen auf dem Markt

Blumen auf dem Markt

Voll funktionsfaehig und in Benutzung

Voll funktionsfaehig und in Benutzung

Sichtschutz in Adler an der Hauptstrasse zum Olympoischen Dorf in Adler

Sichtschutz in Adler an der Hauptstrasse zum Olympoischen Dorf in Adler

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Heilbronner in Sotschi

Heilbronner in Sotschi

Mit Vanya und Mascha

Mit Vanya und Mascha

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Sotschi

Symbiose aus Natur und grossen Hotels in Sotschi

Symbiose aus Natur und grossen Hotels in Sotschi

Das gelbe Haus im Hintergrund soll ein Schwulen-Cafe sein, interessant. Vorne Pushkin

Das gelbe Haus im Hintergrund soll ein Schwulen-Cafe sein, interessant. Vorne Pushkin

Sotschi

Sotschi

Vanyas Uni links und rechts das Rathaus von Sotschi

Vanyas Uni links und rechts das Rathaus von Sotschi

Naechtlicher Blick auf den Olympiapark in Adler

Naechtlicher Blick auf den Olympiapark in Adler

Blick auf den Olympiapark in Adler bei Tag

Blick auf den Olympiapark in Adler bei Tag

Haltestelle in Adler

Haltestelle in Adler

Willkuerliches Bild in Adler aus dem Zug

Willkuerliches Bild in Adler aus dem Zug

Blick aus dem Olympischen Zug "Lastotshka" (dt. "Schwalbe") auf dem Weg nach Iskra, wo Ilya, ein Russischer Freund aus Heilbronner Zeiten wohnt

Blick aus dem Olympischen Zug „Lastotshka“ (dt. „Schwalbe“) auf dem Weg nach Iskra, wo Ilya, ein Russischer Freund aus Heilbronner Zeiten wohnt

Iskra, Mazesta, Sotschi (zwischen Adler und Sotschi)

Iskra, Mazesta, Sotschi (zwischen Adler und Sotschi)

Bruecke in Mazesta

Bruecke in Mazesta

Herrlicher Samstag in Ilyas Garten in Iskra

Herrlicher Samstag in Ilyas Garten in Iskra

Fackelmann

Fackelmann

Adler und der Olympiapark

Adler und der Olympiapark

Olympiapark und Olympisches Dorf in Adler

Olympiapark und Olympisches Dorf in Adler

Adler

Adler

Gemeinsam mit Vanya nach Moskau (Zwischenstopp fuer mich)

Gemeinsam mit Vanya nach Moskau (Zwischenstopp fuer mich)

Wohnungen kurz vor dem St. Petersburger Flughafen Pulkovo

Wohnungen kurz vor dem St. Petersburger Flughafen Pulkovo

Fotos von vor der Reise in St. Petersburg:

Ansicht vom Eingang meiner Uni bei Tag

Ansicht vom Eingang meiner Uni bei Tag

Kickern im "Bermudy"

Kickern im „Bermudy“

Kanal Griboyedova an der meine Uni liegt

Kanal Griboyedova an der meine Uni liegt

Platz in St. Petersburg

Platz in St. Petersburg

Vorlesungssaal

Vorlesungssaal

Grammatik und Sprachpraxis

Ziemlich genau nach einer Woche in St. Petersburg melde ich mich zum ersten Mal zu Wort.

Zuerst einmal: Ich bin gut angekommen, fühle mich sehr wohl und habe mich schon gut eingelebt. Die erste Woche verging wie im Flug, oder, besser gesagt, wie im Schlaf. Oder noch besser gesagt, im Schlaf.
Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt kaum etwas von der Stadt gesehen, auf der andere Seite aber doch schon Dinge, die sonst wohl nur sehr wenige zu Gesicht bekommen werden. Auf diese Weise kann ich mich trösten, dass die erste Woche hauptsächlich Willkommens-Partys zum Opfer viel.

Aber nun der Reihe nach.

Ich bin also am 03. Februar in St. Petersburg, Flughafen Pulkovo, gelandet. Dort wurde ich von einer Tutorien (selber auch Studentin), welche sich um ankommende Studenten kümmert, erwartet und mit einigen anderen Deutschen zum Unigelände gebracht. So gab es im Taxi bereits Gelegenheit sich kennenzulernen. Es ist ja doch nett, auch entgegen seiner Vorsätze, sich durch deutsch und deutsche Gewohnheiten etwas heimischer zu fühlen. Es macht vieles einfacher. Nach kurzer Einführung erhielten wir mit dem Ausfüllen eines Formulars unsere Zimmerschlüssel. Mir wurde zwar zunächst ein Doppelzimmer zugeteilt, dieses wurde aber umgehend gegen ein Einzelzimmer getauscht, da ich dies auch so angegeben hatte. Weiter ging es gleich, weiterhin in Begleitung der Tutorin, in ein günstiges Russisches Restaurant zum Abendessen und zu einem Supermarkt. So waren bereits einige Anlaufpunkte bekannt, die Zeit in St. Petersburg konnte also beginnen.

Ich wohne in einem im vergangenen November fertiggestellten Wohnheim in der 1. Etage (welche in Russland allerdings als 2. Etage bezeichnet wird) auf einem Flur mit mittlerweile etwa 10 weiteren Austauschstudenten. Ein Großteil aller Studenten kommt aus Finnland, Frankreich und Deutschland. Es gibt allerdings auch Ungaren, Tschechen, Südkoreaner, Italiener und einige Vertreter anderer Nationen, im Gegensatz zu Russen.

Wie die Bilder schon zeigen, besteht jedes Zimmer in meinem Wohnheim aus einem Schlafraum mit Bett, Schränken und Schreibtisch sowie einem eigenen Bad mit Toilette und Dusche. Diesen Luxus genießen die Studenten im alten Wohnheim mit Bädern auf dem Gang nicht.

Dass es hier keine Russischen Studenten gibt, hat einige nachhaltige Folgen, die auch meine erste Woche bestimmt haben. Statt Russisch verbessert sich maximal die Kenntnis der englischen Sprache, außerdem lernt man von Tag zu Tag weitere Übersetzungen für „Prost!“ in anderen Sprachen. Das alles ist ehrlich gesagt sehr angenehm, interessant und einfach. Es wird nie langweilig, jeden Tag kommen neue Studenten an und ständig ist irgendetwas los. Jeden Abend gab es eine Gruppe in der Studentenkneipe „Bermudy“, welche sich an die Wohnheime angrenzend an deren Rückseite befindet. Dort befindet sich auch ein Kicker, der gegen 10 Rubel (ca. 21 Euro-Cent) 6 Bälle auswirft. Aber auch andere Lokalitäten wurden getestet. Kicker sind grundsätzlich vorhanden.

Durch lange Nächte wurden die Tage kürzer. Die Zeitverschiebung lud zusätzlich dazu ein, den Rhythmus gar nicht erst umzustellen (St. Petersburg ist Mitteleuropa zeitlich drei Stunden voraus). So war nicht allzu viel Zeit um im Hellen die Stadt zu erkunden, obwohl sich die Uni und die Wohnheime unmittelbar im Zentrum, beim „Nevski-Prospekt“ befinden. Dafür lernt man sich in der Gemeinschaftsküche der Etage besser kennen, untereinander, bis 22 Uhr auch mit bis zu zwei Gästen pro Zimmer, z.B. aus dem andern, alten Wohnheim. Danach muss man sich gut mit der Frau verstehen, die am Eingang sitzt, oder sie mit Russisch oder kleinen Aufmerksamkeiten beeindrucken um Gäste zu empfangen oder Gast zu sein. Wenn man geschickt ist, ist das kein Problem. Ich bin soweit geschickt.

24-Stunden Läden die „Produktej“ (Lebensmittel) verkaufen gibt es zu Genüge, doch 22 Uhr ist auch die magische Grenze, ab welcher kein Alkohol mehr verkauft werden darf. Hier sind die Ausnahmen mit voranschreitender Zeit erheblich schwieriger zu verhandeln, bis sie ab 00h fast unmöglich werden. Ein Bier in einer Kneipe, welche jederzeit Alkohol ausschenken darf, kostete etwa 120 Rubel (ca. 2,55 Euro). Der Wechselkurs liegt aktuell bei 1 Euro = 47,4 Rubel.

Mir kommt mein Eintrag bislang sehr trocken vor, rein objektiv-informierend, das ist eigentlich nicht so mein Ding. Aber genau wie bei einer Sprache, die man beginnt zu lernen, zunächst die trockene Grammatik aus dem Buch notwendig ist um später durch Sprechen weiter zu lernen, komme ich nicht umhin, hiermit eine eher trockene Grundlage für spätere Einträge zu schaffen.

Zuletzt berichte ich über  einige tiefere Erlebnisse, die ich hier bereits gemacht habe, welche in genau die Richtung gehen, in die ich im Vorfeld gehofft hatte, gehen zu können.

Gleich am Ankunftsabend, nachdem wir im Supermarkt fertig waren, traf ich mich mit einem guten Freund, den ich seit seinen beiden Auslandssemestern in Heilbronn kenne: Roma. Nachdem ich ihn auf etlichen Umwegen und Hilfe einer Gruppe St. Petersburger in einer verabredeten Metrostation gefunden hatten, fuhren wir mit seiner Freundin Polina zur Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin, Mascha, die aus St. Petersburg kommt, und nun in Heilbronn studiert. In einem Café „Shokoladniza“ auf dem „Nevski Prospekt“ wartete die Gesellschaft gegen 23:30h auf uns, war aber noch hellwach. So hatte ich nach Aufbruch aus Mülheim gegen 7:45h Russischer Zeit also am selben Tag schon das Glück, einen authentischen Blick auf das Leben in St. Petersburg  werfen zu können. So wie es ist, wenn man dort immer wohnt. Und das ist mir wichtig. Ich will wissen, wie dieses Land, diese Stadt, und das Leben dort wirklich ist. Auch wenn ich schon vorher wusste, dass es nicht daraus besteht, jeden Abend in internationalen Gruppen Feiern zu gehen.

Ich hatte also einen schönen ersten Abend. Zwar habe ich mich aus sprachlichen Gründen etwas zurückgehalten, mich aber gleich integriert gefühlt. Nach Ende der Feier wurde ich sogar von zwei von Maschas Freunden nach Hause gefahren, wie selbstverständlich.

Glück heißt hier übrigens nicht Zufall, denn es gab viel und lange Planung um diesen Abend, vielmehr glücklich sein.

 

Einmal habe ich es dann aber doch in die Stadt geschafft, in Begleitung von Mina, einer äußerst freudigen Koreanerin. Zusammen haben wir auf dem Weg zur Blut-Kirche und der Eremitage zahlreiche Innenhöfe durchstöbert, und dabei teils erstaunliche Entdeckungen gemacht. Hinter den Eingangstoren zwischen den Häusern verbergen sich oft verblüffend große Freiflächen, komplett umgeben von Häusern. Oft sind diese sogar noch mit weiteren Innenhöfen verbunden, die man von der Straße niemals vermutet hätte, und die auf keiner Karte eingezeichnet sind. Mal finden sich in ihnen Geschäfte und Büros, vielfach Bars, Cafés und Clubs, manchmal auch nur das wahre Gesicht der Großstadt, nämlich Eingänge zu den vielen Wohnhäusern, deren Dimensionen hinter den Fassaden auf den Straßen absolut nicht ersichtlich sind. Dazu kommen typisch Russische Spielplätze, mit vielen bunten Eisenkonstrukten zum Klettern und Spielen. Es ist dort oft so ruhig, dass man fast vergisst, im Zentrum der 5-Millionen-Metropole unterwegs zu sein. Es wirkt russischer als St. Petersburg. Ein gewisses Etwas von Abenteuer ist auch dabei.

Dann aber noch schnell zur Eremitage, ein paar Fotos machen, bevor der Akku der Kamera leer ist. Von da an nur noch mit den Augen genießen, herrlich.

 

Zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sochi, Russland, habe ich mich wieder mit Roma getroffen. Er hatte mich für den Abend zum Essen eingeladen, bzw. Polina bekochte uns hervorragend bei ihnen zuhause. Mir gefällt ihr zuhause sehr. Ein Apartment im 10. Stock eines großen Wohnhauses, das von außen Richtung westlicher Vorstellungen über russische Wohnblöcke geht. So schätze ich die Vorstellung jedenfalls ein. Roma und Polina wohnen im einem Schlaf- und Wohnviertel von St. Petersburg, dem „Krasnoselsky Rayon“, etwa 30 Minuten mit der Metro inkl. Fußweg vom Prachtboulevard „Nevski Prospekt“ entfernt. Dieses Viertel, am süd-westlichen Ende der mit der Metro zu erschließenden Stadt ist ein sehr lebhaftes Viertel, grade zur Rushhour. Volle Busse, Metros, Trams und etwas weniger Glanz und Schein als in der Stadtmitte. Sämtliche Hauser sind hier höher als im Zentrum und machen auf mich einen praktischeren Eindruck. Trotzdem sind sehr viele Gebäude so prächtig, elegant und schön wie in der Innenstadt. Durch leichten Schneefall war die Atmosphäre besonders warm. Die Aussicht aus den großzügigen Fenstern des Apartments hat mich als höhenliebenden Menschen besonders glücklich gemacht. Die Übersicht auf die Lichter des Viertels und das orangefarbene Leuten des Himmels über dem Zentrum – klasse! Aus der gemütlichen Wohnung ging es wieder zurück Richtung „Nevski Prospekt“, wo Polina, Roma und ich mit vier oder fünf von Romas Freunden, in deren WG, die Eröffnungszeremonie sahen. Dabei lag der Fokus natürlich nicht auf Reden, sondern dem Verfolgen des Geschehens in Sochi. Auf Russisch wurden Fehler vom Sofa aus ein wenig schadenfroh kommentiert, ich war dabei allerdings so oder so nur Zuschauer. Ich glaube die Jungs waren auch etwas schüchtern mir gegenüber, als einzigem fremden in der vertrauten Runde. Nach Ende der Zeremonie ging es recht schnell wieder nach Hause, denn am nächsten Tag stand für die Jungs Arbeit an.

Allgemein sind Russische Wohnungen meinen bisherigen Erfahrungen nach viel prächtiger und schöner als deutsche. Die Decken sind in der Regel höher, die Einrichtung klassisch-edler, Verzierungen und Stuck sind keine Besonderheit. Auch nicht in der WG von Romas Freunden. Wohnlichere, gemütlicher und wärmer. Das sind meine Eindrücke Russischer Wohnungen, im Vergleich zu den deutschen, auf ähnlichem Standard. Allerdings nie in einem Ein- oder Mehrfamilienhaus, sondern in großen Wohngebäuden. Und nicht so modern und unbedingt perfekt. Nicht besser oder schlechter, aber einfach anders.

 

Als bisher letzte besondere Erfahrung möchte ich vom heutigen Abend erzählen, den ich mit Nastja verbracht habe, die ich ebenfalls in Heilbronn, während ihres Auslandssemesters kennengelernt habe. Sie hatte ich nach nicht-touristischen und besonderen Orten gefragt, und genau so hat sie mich durch den alten Stadtkern geführt (Metrostation „Chernyshevskaya“). Allein der Weg zur ersten Station ist, wie überall in St. Petersburg, ein Erlebnis. Wunderschöne Architektur, elegante Menschen mit Pelzmänteln und Strumpfhosen, viele bunte Lichter und wieder eine so lebendige Atmosphäre.

Mit ein bisschen Glück konnten wir in ein ehemals von wohlhabenden Besitzern bewohntes (natürlich hohes, großes) Haus gelangen, das mittlerweile ein wenig verfallen, aber immer noch sehr beeindruckend war. Die Wandfarbe war etwa im Türkise-Ton des Juweliers Tiffany gehalten, der Stil passte ebenfalls. Eine Mischung aus altem Schick und fälliger Aufbesserung vermischten sich zu einem einzigartigen Erlebnis, besonders in den nachträglich angebrachten Übergängen über den Innenhof, zur gegenüberliegenden Seite des Hauses, in der 2. sowie 4. Russischen Etage. Diese waren ihrer Zeit auch ein Trick gewesen, um die (Miet-) Preise in die Höhe zu treiben. Nastja erzählte mir, dass heute nur noch arme Menschen dort wohnen, die eine Wohnung in diesem tollen Haus geerbt hatten. Blicke durch die Fenster aus dem Innenhof in die Wohnungen ließen darauf schließen, dass sie Recht hat.

Weiter ging es zur Neva, die durch schneebedecktes, tauendes Eis grade in weiß getaucht ist, vorbei an kleinen Museen und Cafés zu einem Punkt, an dem eine Art Mahnmal gegen politische Inhaftierungen errichtet ist. Genau auf der gegenüberliegenden Nevaseite befindet sich ein noch aktives Gefängnis für politische Häftlinge, das Gerüchten zu Folge nach unterirdisch mit einem KGB-, heute FSB-Gebäude, verbunden sein soll. Dort, so munkelt man, habe Putin zu seiner Zeit bei der Sowjetischen Staatssicherheit gearbeitet. Immerhin der Ausblick, den die Häftlinge dort auf die Neva haben, ist nicht übel.

Zum Aufwärmen und Unterhalten hatten wir dann noch in einem Café einer der vielen starbucksähnlichen Russischen Kaffeehausketten Gelegenheit. Diese hieß passenderweise „Кофе Хауз” (Coffee House).

Das sind die Erfahrungen meiner ersten Woche, nach der Grammatik dann doch noch etwas Sprachpraxis.

Um nicht auch die letzten drei Leser, die bis hierhin durchgehalten haben, abzuschrecken, verweise ich auf den nächsten Eintrag, in dem ich von allem weitern berichte und zeige. Und das ist noch einiges.

Auf eine neue spannende Woche (die noch vorlesungsfrei ist)!

 

Philipp Palm

 

Platz vor der Eremitage

Platz vor der Eremitage

Eremitage

Eremitage

Kazaner Kathedrale, direkt bei unserem Wohnheim

Kazaner Kathedrale, direkt bei unserem Wohnheim

Kazaner Kathedrale von unserem Platz im Cafe

Kazaner Kathedrale von unserem Platz im Cafe

Blut-Kirche

Blut-Kirche

Blut-Kirche

Blut-Kirche

Mit Mina vor der Blut-Kirche

Mit Mina vor der Blut-Kirche

Uni bei Nacht

Uni bei Nacht

Roma und Polina

Roma und Polina

 

Metro Station Avtovo

Metro Station Avtovo

Unglaublich lange Rolltreppen zur Metro

Unglaublich lange Rolltreppen zur Metro

DSCN3361

Blutkirche auch aus Innenhof zu sehen

Blutkirche auch aus Innenhof zu sehen

In einem Innenhof

In einem Innenhof

Blick nach rechts auf dem Weg zum Supermarkt (Peter und Paul Festung)

Blick nach rechts auf dem Weg zum Supermarkt  (Gebaeude der Russischen Marine)

Vernetzte Innenhoefe

Vernetzte Innenhoefe

Nevski Prospekt auf Hoehe des Wohnheims

Nevski Prospekt auf Hoehe des Wohnheims

Haus des Buchs. Oben hat der Gruender des Russischen facebooks "www.vk.ru" (frueher vkontakte) sein Buero

Haus des Buchs. Oben hat der Gruender des Russischen facebooks „www.vk.ru“ (frueher vkontakte) sein Buero

Alter Hausdurchgang in Tiffany Farben

Alter Hausdurchgang in Tiffany Farben

Treppenhaus im selben Gebaeude

Treppenhaus im selben Gebaeude

Blick aus dem Durchgang im 4. Stock

Blick aus dem Durchgang im 4. Stock

In der Mitte: Gefaengnis fuer politische Gefangene

In der Mitte: Gefaengnis fuer politische Gefangene

Mahnmal gegen Inhaftierung politischer Gegner

Mahnmal gegen Inhaftierung politischer Gegner

DSCN3379

Erstes Kochen im Wohnheim

Erstes Kochen im Wohnheim

Besonderer Kakao Genuss

Besonderer Kakao Genuss

Mina und ich im Bermudy

Mina und ich im Bermudy

Unsere Etagenkueche

Unsere Etagenkueche

Bermudy

Bermudy

Zurück in die Zukunft

Mit diesem Eintrag möchte ich zurückblicken auf einige Schritte, die ich bislang gegangen bin um mein Auslandssemester zu ermöglichen und vorzubereiten.

Heute bin ich soweit, die Dinge gelassen Revue passieren lassen zu können, da alles in trockenen Tüchern ist. Alles? Naja, fast alles. Jedenfalls begann alles, genau gesehen, in meinem 3. Studiensemester mit der Überlegung, sechs Monate an der German University Cairo, in Ägypten, zu studieren. Die Aussichten waren hervorragend, Aufenthalte in Nordafrika hatten gerade keine Konjunktur, sodass der Platz und ein Stipendium so gut wie sicher waren. Also informierte ich mich, bereitete mich zur Bewerbung vor, aber entschied mich dann nach einigen konstruktiven Gesprächen mit Eltern und Freundin doch dagegen. Eine gute Entscheidung. Zwar muss ich mich noch immer gelegentlich rechtfertigen, wie ich eine „solch absurde“ Idee hatte haben können, aber für mich war der gesamte Prozess sehr hilfreich – als Art ungeplante Generalprobe.

So wusste ich was ich zu tun hatte, als ich mir sicher war, nach St. Petersburg gehen zu wollen. Als kurze Einleitung bietet sich aber zunächst ein weiterer Rückblick an. Denn von der Finec habe ich schon sehr früh erfahren. Im Rahmen der „Russland Tage“ 2012, während derer Partnerhochschulen, Kultur und Kost der Russischen Föderation zur Schau gestellt wurden, sollte auch diese Universität an einem der Stände im Hochschulfoyer vorgestellt werden. Ich hatte mich freiwillig gemeldet mitzuhelfen und bekam, nach Tausch der ursprünglich für mich geplanten Lehrstätte, die Finec in St. Petersburg zugeteilt. Ich hatte noch nie davon gehört. Damals, in meinem 2. Semester, bin ich bei der Erstellung des Info-Plakats zum ersten Mal in Kontakt gekommen mit der Universität, an welcher ich bald studieren werde. Insgeheim war ich begeistert, allerdings ohne den Gedanken an das noch allzu weit entfernte Auslandssemester. Auch hier stellte ich die Schritte zur Bewerbung zusammen, für interessierte Studenten.

Durch mein Engagement in Richtung Russisch und Russland, hatte ich keine Zweifel mich für St. Petersburg zu entscheiden. Drei freiwillige Semester in Russischer Sprache und Kultur, meine bezaubernde Freundin aus Kazan (die in München an der LMU studiert), viele deutsch-russische Kommilitonen und vor allem zwei besondere Semester mit russischen Austauschstudenten, durch die ich ein blühendes Russland-Bild erhalten habe, ließen keinen Grund zu zweifeln. Vieles des Erlebten wurde unbewusst kritisch hinterfragt (nicht verurteilt), sodass das Interesse und Bedürfnis, einiges selbst herauszufinden, stetig wuchs.

Meine Zweit- und Drittwahl als Wunsch-Studienort fiel auf Christchurch in Neuseeland und Sofia in Bulgarien. Interessante Alternativen, auf die ich allerding nicht gehofft habe.

Nach einem Vorgespräch mit der Finec-Betreuerin an meiner Hochschule reichte ich Mitte 2013 dementsprechend den Bewerbungsantrag mit Lebenslauf, Motivationsschreiben und einem DAAD-Englischnachweis beim International Office der Hochschule ein und wartete auf Antwort.
Einige Wochen später erhielt ich positive Antwort von meiner Hochschule mit dem Hinweis, dass ich an der Finec mit ca. 10 weiteren Kandidaten der HHN vorgeschlagen würde. Wiederum ein paar Wochen später sagte auch die russische Uni all den Bewerbern zu, die weiterhin Interesse hatten, baten aber erneut um ein Motivationsschreiben. Nachdem dieses eingereicht war, hörte ich lange nichts. Ungewissheit. Unverständnis. Mitte Dezember dann eine Mail mit dem Scan einer offiziellen russischen Einladung, welche zum Erhalt des Visums erforderlich ist. Das deutete ich als finale Zusage, die so ein wenig unkonventionell eintraf. Zwischenzeitlich fertigte ich ein „Learning-Agreement“ an, ein Dokument das mir die Anerkennung russischer Fächer für Äquivalente an meiner Heilbronner Hochschule zusichert. Hierbei müssen sich die Inhalte der beiden Fächer mehr oder weniger ähneln, wobei der Spielraum bei der Professorin liegt, die für die jeweilige Partnerhochschule zuständig ist. Ich finde ich habe ein freundliches „Learning Agreement“, mir aber dennoch ehrgeizige Ziele gesetzt. Viel trockene Heilbronner Wirtschaft weicht Wirtschaft in Bezug auf Russland, die Bevölkerung, Kultur und Geschichte – dem, was mich so sehr interessiert.

Zu guter Letzt stand ein Besuch meines Reisepasses im Russischen Konsulat an, um mit einem Visums-Aufkleber geziert zu werden. Um dies zu erreichen, gibt es die Möglichkeit ein Reisebüro damit zu beauftragen und es dafür zu bezahlen. Oder man erkauft sich die Dienste einer Visa-Agentur, welche ähnlich verfährt. Eine weitere Option ist, sich direkt zu einem Russischen Konsulat zu begeben und den Pass dort einzureichen. In jedem Fall aber bedarf es weiterer Unterlagen. Einladung, Visum-Antrag, Reisepass, Auslandsreiseversicherungs-Nachweis. Das war auch schon alles.
Ich endschied mich zum Konsulat in Frankfurt zu fahren, wo ich bei einem großzügigen Kommilitonen übernachtete und mir Kosten für Reisebüro oder Agentur sparte und auch noch Freunde traf. Nun warte ich darauf, am 24.01. meinen Pass zurück zu erhalten, damit es gewiss losgehen kann.

Nachdem mein Zimmer nun auch zwischenvermiete ist, denke ich langsam an das Packen meiner Sachen, was sicherlich noch ein riesen Spaß werden wird.

 

Bis dahin wünsche ich eine erlebnisreiche Zeit!
Kommentare oder Fragen gerne unten hinterlassen.
Philipp

 

 

 

Endlich war alles da, Auslandsversicherung, Antrag, Einladung und Pass. Dazu hier noch die Immatrikulationsbescheinigung der Finec

Endlich war alles da, Auslandsversicherung, Antrag, Einladung und Pass. Dazu hier noch die Immatrikulationsbescheinigung der Finec

 

 

Das ist ein Teil meines Learning Agreements, links die deutschen, rechts die russischen Fächer mit jeweiliger ECTS-Punkte Wertigkeit

Das ist ein Teil meines Learning Agreements, links die deutschen, rechts die russischen Fächer mit jeweiliger ECTS-Punkte Wertigkeit

 

 

Russische Einladung - Deutscher Pass

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