Da bin ich nun gerade fast erst geboren und schon sitze ich in Shanghai in einer Seitenstraße im Internetraum eines Hostels namens „Le Tour Traveler’s Rest“ und schreibe diesen Blogeintrag. Ich kann es immer noch kaum fassen. Vermutlich wird es auch noch einige Zeit brauchen, bis ich das alles vollends relisiert habe.
Aber erstmal zum Flug, welcher, trotz dass es erst mein zweiter Flug in einer Passagiermaschine war, unspektakulär verlief, was bei dieser Art der Fortbewegung ja auch durchaus zu begrüßen ist. Einzig der Takeoff und die Landung waren ganz interessant (hatte sowas von Endgültigkeit). Es war eher das Drumherum, also der Abschied und die ganzen Kontrollen, die ich über mich ergehen lassen musste, welches meine Aufregung schürte. Der Gang durch die Passkontrolle (bin nicht mehr ganz sicher, ob’s die war) und der damit verbundene, endgültige Abschied von meiner Schwester und meiner Mutter, die mich bis zum Flughafen begleitet hatten , war vor allem hinter dem Sichtschutz äußerst unangenehm… um die Zeit bis zur finalen Kontrolle zu überbrücken bin ich dann orientierungslos und gedankenversunken durch den Duty-Free-Bereich umhergeirrt, zusätzlich auf der Suche nach meinem Gate. Mit Hilfe der freundlichen Empfangsdame im Eingangsbereich der Emirates-Lounge habe ich das dann auch sofort gefunden. Die letzte Kontrolle, bei der nochmals Pass und Ticket mit den Daten im Computer abgeglichen wurden (so sah es zumindest aus) verursachte nochmals ‚Herzrasen‘, da die Dame von der Kontrolle für mein Ticket und meinen Pass eine gefühlte (!) Minute länger benötigte als für die Dokumente meines Vordermanns. Nachdem sie mir die Sachen aber mit einem Lächeln zurück gab, war die Welt wieder fast in Ordnung. Und dann ging der eingangs beschriebene, ereignisarme Flug los.
Der Zwischenstopp in Dubai erfüllte, bis auf das kostenfreie Frühstück für alle Emirates-Reisenden, meine Erwartungen nicht. Vonwegen Glanz und Gloria. Ein Geschäft am anderen. Shopping hier, Shopping da. Einfach nur ermüdend. Und außer in den Wartebereichen der verschiedenen Gates auch kaum was zum Hinsetzen und Ausruhen.
Umso erleichterter war ich dann, am Freitag endlich in Shanghai (Pudong International Airport) anzukommen. Ortszeit: 22:00. 25 Minuten früher als geplant, was auch gut so war, denn so konnten Karsten (ein Deutschlehrer, also zukünftiger Kollege an der Suzhou Foreign Language School, der mich freundlicherweise vom Flughafen abholte) und ich noch einen der letzten, preiswerten Busse in die Stadt erwischen. Von da aus ging’s dann mit dem Taxi zum Hostel. Und nach dem Treffen mit den anderen Freiwlligen, die teils schon seit einigen Tagen in China und im Hostel waren, nach dem ersten chinesischen Bier und Baoze (eine Art Hefeklos mit Füllung, die ich jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht genauer identifizieren konnte und wollte) gings endlich ins Bett (das war zwar im wörtlichen Sinne bretthart, aber ich habe überraschend gut und lange, nämlich bis Samstag,13:00 Uhr darin geschlafen).
Am Samstag und Sonntag haben wir uns einen ersten Überblick über die Stadt (diese simple Bezeichnung wird der Größe Shanghais wie ich finde keineswegs gerecht) verschafft. Einmal ohne und einmal mit chinesischer Begleitung.
Was soll ich sagen? Riesig? Gigantisch? Endlos? Naja, endlos sicher nicht, aber das Ende war bis jetzt zumindest noch nicht in Sicht. Menschen wohin man blickt (natürlich auch da, wo man gerade nicht hinschaut, was man spätestens merkt, wenn man von einem Shanghaier auf dem Weg zur Metro unsanft jedoch bestimmt zur Seite bewegt wird). Gebäude von Ausmaßen, die weder von Außen noch von Innen gänzlich zu erfassen sind und die allem Anschein nach hier eher die Regel als die Ausnahme sind. Dagegen ist Jenas ‚Neue Mitte‘ ein Witz (ist sie ohnehin). Aber man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Frage, woher die ganzen Leute kommen und wo sie hingehen beantwortete sich schlagartig, nachdem wir das erste Einkaufszentrum betreten hatten. Einkaufen ist tatsächlich Hobby Nummer eins in China. Trotzdem stellt sich mir bei jedem Anblick der Massen an Waren die Frage, wer das alles kaufen soll, wer diesen ganzen Kram wirklich braucht.
Ähnlich sieht es beim Essen aus. Wer in Shanghai nichts zu Essen findet, was seinem Geschmack und Geldbeutel entspricht, hat wohl zu spezielle Ansprüche. Wir waren bisher glaube ich dreimal richtig Essen und für die Größe der Gerichte, die immer satt gemacht haben und auch gut waren, waren sie wirklich preiswert (3-4 Euro, eine Schale Reis meist nur knapp über 1 Euro, auch wenn ich mich an den nahezu geschmacksneutralen, sprich ungewürzten Klebreis erst noch gewöhnen muss).
Ich werde diesen Eintrag jetzt ersteinmal beenden, es gäbe sicher noch mehr zu erzählen, aber zum jetzigen Zeitpunkt fällt es mir noch schwer, wirklich alles bzw. das, was Euch interessieren könnte, für diesen Blog auszuwählen. Ihr könnt mir ja auch mal schreiben, was Ihr gerne über China bzw. Shanghai und Suzhou wissen würdet, vllt. hilft mir das beim Filtern der unzähligen neuen Eindrücke. Am Freitag und am Wochenende, wenn ich in Suzhou bin gibt’s dann denke ich auch endlich mal ein paar visuelle Eindrücke zu sehen (auch wegen der hoffentlich besseren Internetanbindung).
euer Philipp