„Curanto“ im Fischerdorf Calbuco

Am vergangenen Mittwoch wurde ich von der neuen Englischlehrerin unserer Schule, Carmen, für das Wochenende nach Calbuco zu ihrem Elternhaus eingeladen.
Am Freitag ging es sofort nach dem Unterricht um 13:15 Uhr los. Mit dem ersten Bus ging es nach Osorno. Dort aßen wir auch zu Mittag. Danach musste Carmen, die gerade mit dem Studium fertig ist, noch was mit ihrem Professor an der Universität für ihre Abschlussarbeit regeln. Nachdem das erledigt war, machten wir uns schließlich mit dem zweiten Bus auf nach Puerto Montt und von da aus mit dem dritten endlich nach Calbuco. Die Reise ohne Pausen dauert insgesamt ungefähr 4 Stunden und ist recht anstrengend. Die Busse, vor allem der letzte, sind ungemütlich, laut und klein. Für mich, als Riese unter den Chilenen, der sich nicht vernünftig hinsetzen kann, weil die Sitzplätze zu eng sind, ist das noch einmal eine Nummer härter.
Naja, am Freitagabend sind wir aber gegen 22 Uhr in Calbuco im Haus ihrer Eltern angekommen.
Von denen wurden wir sehr lieb mit einem fertig gedeckten Tisch empfangen.
Calbuco ist eine kleine Hafenstadt im Pazifik, die sehr stark von der Fischerei geprägt ist. Sie liegt auf einer Insel im Golf von Ancud circa 50 km südlich von Puerto Montt.
Jeden Samstag gibt es dort eine riesige „Feria“ (Markt), auf der die Bewohner der Region, Bauern und Fischer, alle möglichen landwirtschaftlichen Produkte, handgestrickte Kleidung, Meeresfrüchte, Fisch uvm. verkaufen. Viele Fischer stehen neben regelrechten Bergen von Muscheln und offerieren schreiend ihr Ware.

Am Samstag standen wir früh auf und fuhren zu viert genau dort hin, um alle Zutaten für unser Mittagessen, einem „Curanto“, zu kaufen.
Feria in Calbuco  Feria in Calbuco  Feria in Calbuco  Feria in CalbucoFeria in Calbuco  Feria in Calbuco  Gekauft! Carmen und ihre Mutter  Hafen Calbuco
„Curanto“, auch „Pulmay“ genannt, ist eines der typischsten Gerichte des Süden Chiles und eigentlich noch typischer für die Insel Chiloé. Dort wird das Gericht in einem Loch in der Erde auf heißen Steinen gegart. Es wird ein großes Loch in die Erde gegraben und heiße, glühende Stein hineingeworfen. Auf diese Steine werden dann Muscheln, „Milcao“, „Chapalele“, Schweinefleisch, Würstchen, Kartoffeln gelegt. Es kann auch noch einiges mehr hinzugegeben werden. Das ganze wird dann mit großen „Nalca“-Bättern zugedeckt und mit Sand überschüttet. Dann wird es wie in einem Ofen garen gelassen. Das ist die traditionelle Art der Zubereitung eines „Curantos“. Man kann es aber auch in einem großen Topf zubereiten, so wie wir es gemacht haben.

Auf dem Markt kauften wir also drei verschiedene Arten von Muscheln, Würstchen, geräucherte Schweinekotelett und Kartoffeln. Aus den Kartoffeln werden „Chapaleles“ und „Milcaos“ gemacht. „Chapalele“ sind wie kleine Kartoffelpuffer aus gestampften gekochten Kartoffeln, Mehl und Milch. „Milcao“ ist eine Masse aus zur hälfte rohen, gestampften Kartoffeln und zur Hälfte gekochten, gestampften Kartoffeln.
Die Muscheln waschenMit ein bisschen Wasser werden zuerst die gewaschenen Muscheln in den Topf gegeben. Darüber wird das Fleisch und die Würstchen, eventuell auch Kartoffeln gelegt. Das ganze Spektakel mit einer Plastiktüte zudecken und darüber dann die „Chapaleles“ und die „Milcaos“ legen. Das wird dann wiederum mit einem Trockentuch oder etwas anderem zugedeckt, damit sich die Hitze im Topf hält. Deckel drauf und dann circa 1 1/2 Stunden garen lassen.
Wir haben das dann mit „Pebre“, einem chilenischen Salat, und einem Weißwein gegessen.
Muscheln, geräucherte Schweinekoteletts, Würstchen, Kartoffeln    Mit Plastiktüten zudecken und darüber die Chapaleles und die Milcaos legen    Das Ganze mit einem Trockentuch zudecken und schließlich Deckel drauflegen...  Eine gute Stunde später    Fertig!
Das war eines der leckersten Mittagessen, die ich hier in Chile hatte. Nach dem „Cazuela“ von meiner Nachbarin natürlich. 😉

Am Nachmittag fuhren wir dann wieder mit einem der klapprigen Busse nach Puerto Montt, um da „Madagascar 3“ im Kino zu schauen.
Am Sonntag gab es dann noch Lachs zum Mittagessen. Ja, nach einem „fischigen“ Wochenende ging es dann am frühen Sonntagnachmittag wieder in Richtung La Unión.
Die Anden von Calbuco aus gesehen