Das wird der erste Artikel, seit langem. Ein bisschen mehr als fünf Monate bin ich nun nicht zum Schreiben gekommen. Und es ist soo viel passiert. Ich werde versuchen die Geschehnisse hier so kurz und prägnant, wie möglich, zu reflektieren, nicht zu weit auszuschweifen und das Ganze durch einige Fotos zu untermalen. Denn Fotos sagen ja, wie alle wissen, mehr als 1000 Worte.
Nach den ersten drei Monaten am Colegio Alemán machte ich mich am 08. Dezember auf den Weg zum 5-tägigen Zwischenseminar nach Argentinien. Nach dem ersten Teil der Anreise (12 Std. Busfahrt) traf ich mich in Santiago de Chile mit Hilke, eine Freiwillige aus Los Angeles, und Mona, aus Puerto Varas.

Wir verbrachten 2 Tage in der Hauptstadt Chiles, bevor wir uns zum zweiten Teil der Reise, der Andenüberquerung, in den Bus setzen. Nach einer 8-stündigen Busfahrt kamen wir dann in Mendoza in Argentinien auf der anderen Seite der Anden an.

Von dort ging dann der letzte Teil der Reise (12 Std.) quer durch Argentinien nach Córdoba weiter. Nach mehr als 30 Stunden Busfahrt kamen wir schließlich am 12. Dezember in Villa General Belgrano in der Nähe von Córdoba an. Villa General Belgrano ist ein kleines, von den deutschen Einwanderern stark geprägtes Dorf, inmitten dicht bewaldeter Berge gelegen. Dort verbrachten wir mit circa 30 anderen Freiwilligen aus Bolivien, Chile, Argentinien, Paraguay und Uruguay die Zeit vom 12. bis zum 16. Dezember auf dem Gelände einer Jugendherberge, die von einem Holländer betrieben wird. Die Seminareinheiten wurden täglich im Schatten eines Pavillons mitten in der Natur abgehalten. Bei strahlendem Sonnenschein, 40°C und Pool nebenan vergingen die 5 Tage also wie im Flug.
Das Seminar war hauptsächlich dazu da, über Unstimmigkeiten zu sprechen, die vielleicht bei Einigen in den Einsatzstellen aufgetreten waren, die ersten Monate im Einsatzland zu reflektieren und über eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren. Und es war sehr interessant, zu hören, wie es anderen in ihren Einsatzstellen erging, oder sich einfach nur mit ihnen, mehr als drei Monate nach dem Vorbereitungsseminar, über allgemeine Dinge zu unterhalten.
Da in Chile und auch den anderen Ländern am 21. Dezember außerdem die Sommerferien anfingen, hatten sich viele Freiwillige freigenommen und wollten die Zeit nach dem Zwischenseminar dazu nutzen, ein bisschen in Südamerika rum zukommen. Deshalb wurde sich beim Seminar auch fleißig über Reisepläne unterhalten.
Ich fuhr schließlich mit einer Gruppe von 7 Freiwilligen über Mendoza nach San Juan in der Wüste im äußersten Nordosten Argentiniens, um dort den Nationalpark Ischigualasto zu besuchen.Wegen seiner vollkommenen Trockenheit wird er auch „Valle de la Luna“ (Mondtal) genannt. Und tatsächlich ähnelt die Landschaft erstaunlich der, auf dem Mond. Diesem Ort entstammen außerdem einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde und er zeichnet sich durch guterhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien aus. 2000 wurde der Park von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
Bei knapp 45°C und sengender Sonne wurden wir von einem Guide durch den Nationalpark gefahren und stoppten an den interessanten Stellen.
Mit der gleichen Gruppe von Freiwilligen verbrachten wir Weihnachten in einem gemütlichen Ferienhaus außerhalb von Mendoza in den Weinbergen. Das Klima war dort schon ein bisschen angenehmer. Aber Weihnachtsgefühle kamen bei 30°C, unterm Sonnenschirm und am Pool trotzdem nicht auf.

Die Tage zwischen Weihnachten und Sylvester verbrachten wir bei ebenso gutem Wetter auf der anderen Seite der Anden in der chilenischen Hauptstadt.
Das neue Jahr wurde dann in Valparaíso am Pazifik mit einem gigantischen Feuerwerk eingeläutet.
Valparaíso ist eine Hafenstadt am Pazifik mit besonderem Flair. Unmittelbar hinter der Küste erheben sich die Berge des Küstengebirges, auf die bunte Häuser an jeder freien und noch so ungeeigneten Stelle gebaut wurden.
Dort blieben wir die ersten 4 Tage des Jahres 2012, bevor sich unsere Gruppe, in der wir nun fast einen Monat zusammen waren, trennte.
Ich setze dann mit Leo, einem anderen Freiwilligen, von der Pazifikküste Südamerikas nach Buenos Aires an der Atlantikküste Südamerikas über. Nach 24 Stunden Busfahrt am Stück kamen wir schließlich an der anderen Seite in der Hauptstadt Argentiniens an.
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In dieser Riesenmetropole am Rio de la Plata mit knapp 13 Millionen Einwohnern verweilte ich 2 Wochen und erlebte, inklusive einem Überfall am eigenen Leibe, so einige „interessante Sachen“. Das Eindrucksvollste war für mich die Größe und Vielfalt der Stadt – so unvorstellbar viele Menschen aller möglichen sozialen Schichten auf einem Haufen. In der U-Bahn findet man vom ärmsten Obdachlosen oder Straßenkind bis zum reichen Geschäftsmann im schnieken Anzug alles.
Abgesehen von den sozialen Unterschieden hat die Stadt für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die Multikulturalität bekommt man ebenfalls zu spüren, man trifft Leute aller möglichen Kulturen der Erde. Und 2 Wochen sind nicht annähernd genug, um Buenos Aires „zu entdecken“.
Nach dem Buenos Aires – Trip ging es dann erst einmal wieder zurück nach La Unión, um noch ein bisschen in der Schule zu arbeiten. Es gab nicht viel zu tun am Colegio und außer dem Schulleiter, einer Sekretärin und einigen Hausmeistern war in der dort nicht viel los. In den Ferien, habe ich festgestellt, ist La Unión recht langweilig. Es geht nicht viel und es scheint so, als wenn jeder in den Ferien irgendwohin in den Urlaub gefahren ist.
Trotzdem bin ich noch für ein Wochenende mit Thomas, der gerade die PSU (Chilenisches Abitur) abgelegt hatte, und einigen anderen Schülern nach Hueicolla gefahren. Das ist ein Strand auf der Höhe von La Unión am Pazifik. Für die ca. 80 km lange Strecke brauchten wir mit dem Geländewagen (und nur mit einem Geländewagen und Allrad ist es möglich) fast 3 1/2 Stunden. Sie besteht nur aus einem Sandweg, der als Serpentine über das Küstengebirge führt und den Ur- bzw. Regenwald kreuzt. Irgendwann erreicht man schließlich den Pazifikstrand, der von der restlichen Welt abgeschnitten zu sein scheint.


Es gibt dort weder Elektrizität, noch fließend Wasser, geschweige denn Handyempfang. Nur der Ozean mit riesigen Wellen, der Strand und du. Ein Fluss mündet am Strand in den Pazifik, in dessen Süßwasser wir uns wuschen. Das Wasser des Pazifiks ist aufgrund des Humboldt-Stroms, der aus dem antarktischen Meer kommend nördlich fließt, übrigens eiskalt.
Zum Ende der Ferien kamen mein Vater und Heinz endlich in Santiago am Flughafen an und der lang ersehnte und geplante Urlaub konnte beginnen. Die ersten Tage verbrachten wir in der Hauptstadt. Dann liehen wir uns ein Auto aus und fuhren gen Süden, um 2 weitere Tage in La Unión zu verbringen, bevor wir dann Richtung Patagonien aufbrachen. Wir entschieden uns, auf der Hinfahrt den einfacheren Weg Richtung Süden durch die Pampa Argentiniens zu nehmen. Die argentinische Seite Patagonien ist trocken, windig und weit…

Die Straßen führen dort hunderte von Kilometern nur geradeaus. Das wird auf Dauer recht uninteressant, dafür kann man aber in kurzer Zeit relativ viele Kilometer zurücklegen. Über Bariloche, El Bolson und Esquel fuhren wir dann weiter südlich, bevor wir dann bei Futaleufú (Chile) die Grenze nach Chile überquerten.
Auf dieser Seite sieht die Landschaft schon wieder ganz anders aus. Das chilenische Patagonien ist im Unterschied zum östlichen, argentinischen Patagonien durchgehend von Regenwald bewachsen und ist eine der regenreichsten Regionen der Erde, aber trotzdem atemberaubend schön und in weiten Teilen noch unberührte Natur. Die vom Pazifik aufsteigende Feuchtigkeit regnet sich auf der Westseite der Kordillere ab, ideal für den kalten Regenwald des chilenischen Südens.
Nach 70 weiteren Kilometern erreichten wir mit unserem geliehenen Bulli endlich die berühmte Carretera Austral. Eine Schotterstraße (1200 km in Nord-Süd-Richtung), die erst in den 70er Jahren gebaut wurde und den unwegsamen und wilden Süden Chiles besser an den restlichen Teil des Landes anbinden sollte. Unter dem Diktator Pinochet frästen Rekruten-Bauarbeiter die Carretera Austral, immer den natürlichen Gegebenheiten folgend, durch die Wildnis. Die Straße schlängelt sich an Fjorden, Seen, Vulkanen und Gletschern entlang, begleitet den abenteuerlichen Verlauf wild schäumender Flüsse, klettert Berge hinauf und durchkreuzt Weidelandschaften, Sumpfgebiete und riesige Urwälder.

Auf ihr begaben wir uns immer weiter Richtung Süden ins „Nichts“. Nur selten gab es Handyempfang; Supermärkte sind ebenfalls Mangelware und es sollte jede Tankgelegenheit, Ersatzkanister inklusive, genutzt werden. Stopps machten wir in den Dörfern La Junta und Puyuhuapi. Wir kamen in sogenannten Cabañas, kleine Holzhütten für mehrere Personen, unter. Bei Gelegenheit angelten wir und durften dabei die atemberaubende Natur bewundern!


Für den Rückweg entschieden wir uns für eine andere Strecke. Wir fuhren die Carretera Austral Richtung Norden bis Chaitén, eine Stadt, die 2008 durch einen Vulkanausbruch und nachfolgende Überschwemmungen fast vollständig zerstört wurde und immer noch in Schutt und Asche liegt. Von dort nahmen wir dann eine Fähre nach Castro, eine Stadt auf Chiloé, die größte Insel Chiles.
Danach kehrten wir schließlich zurück nach La Unión. Am 1. März machten sich Heinz und Papa schließlich auf nach Santiago zum Flughafen und am gleichen Tag fing auch offiziell wieder die Schule an.































