4 Tage Pucón

Ein sehr schönes Wochenende mit Hilke im Ferienort Pucón liegt hinter mir. Nachdem Hilke schon Freitag in Pucón angekommen war, machte ich mich am Samstagvormittag auf den Weg und kam schließlich, nach ca. 4 Stunden Busfahrt, gegen 16 Uhr in Pucón an. Unser HostelIch brachte mein Gepäck zum Hostel und machte mich sofort zu einem längeren Spaziergang auf, um die Stadt zu erkunden. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Stadt, weshalb man an fast jeder Ecke Agenturen findet, die Adventure-Touren in der Umgebung anbieten (Besteigung des Vulkans, Rafting, Hydrospeed, Hiking, Paragliding, Horse Riding, Hot Spring, Fly-Fishing uvm.). Es werden auch bis zu dreitägige Wandertouren in den Nationalparks angeboten. Natürlich ist alles recht teuer und ich denke, dass man besonders diese Wandertouren auch ganz gut auf eigene Faust unternehmen kann. Trotzdem herrscht in Pucón eine angenehme, gemütliche Atmosphäre, was wohl auch darin gründet, dass die Kommune ein Gesetz erlassen hat, was den zahlreichen Agenturen und Geschäften nur erlaubt, mit Holzschildern zu werben.

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Pucón liegt am See Villarrica und am Fuße des Vulkans Villarrica. Man hat vom schwarzen Sandstrand in Pucón also eine wunderbare Aussicht über den See und sobald man sich um 180° dreht, blickt man auf den schneebedeckten, noch rauchenden Vulkan. Östlich der Stadt liegen außerdem die beiden Nationalparks Villarrica und Huerquehue und es gibt zahlreiche Thermalquellen und Flüsse in der Gegend.

Schwarzer Sandstrand    Blick von der Stadt auf den VillarricaFluss nahe Pucón    Fluss nahe Pucón

Wir konnten natürlich nicht widerstehen und meldeten uns am Samstag noch für die Vulkanbesteigung am Sonntag an. Wir hatten Glück mit dem Wetter, wenig Wind und viel Sonne war vorhergesagt worden. Trotzdem machte man uns klar, dass sich die Wetterverhältnisse in der Höhe schnell ändern können.

Voll ausgerüstet mit Proviant, Schneehose, Schneejacke, Schneestiefel, Plastikschale (für den Abstieg, zum herunterrutschen ;)), Eispickel, Helm, Sonnenbrille und sogar einer Gasmaske (für den Fall, dass der Rauch in der Umgebung des Kraters zu viel werden würde) fuhren wir dann gegen 7 Uhr am Morgen mit dem Bus los, Richtung Vulkan Villarrica.

Auf 1600 Höhenmeter wurde wir schließlich abgesetzt und mit einem traumhaften Blick auf den weißen, sonnenbeschienenen Vulkan und der aus dem Krater entweichenden Rauchfahne konnte die Besteigung beginnen. Die Gruppe bestand aus circa 20 Personen und 5 Guides.

Der Beginn einer 6 stündigen Tour    Der Beginn einer 6 stündigen Tour

Vielleicht werden die Dimensionen hier ein wenig deutlicherLeider werden die Dimensionen auf den Bildern wie immer nicht deutlich. Aber es war enorm. Für den Aufstieg brauchten wir mit 6 – 7 kleinen Pausen von 5 – 15 Min. ca. 6 Stunden. Die brennende Sonne, deren Sonnenstrahlen durch den Schnee überallhin reflektiert wurden, teilweise bis zu 50 cm Tiefschnee und Steigungen von geschätzten 50° machten den Trip zu einem kräftezehrenden Unterfangen für Laien. Einem wird klar, was für eine Herausforderung es für Bergsteiger sein und wie viel es ihnen abverlangen muss 6000er oder gar 8000er Gipfel zu erklimmen (Zum Vergleich: Der Villarrica ist „nur“ 2840 m hoch). Die SteigungNachdem wohl die Meisten während des Aufstiegs voll an ihre Grenzen gegangen sind, war das Gefühl umso erleichternder, als wir auf 2840 m Höhe endlich am Krater standen. Obwohl ein grauer Dunst in der Luft lag (Der Vulkan Puyuhue hat mal wieder Asche „gespuckt“), boten sich uns grandiose Aussichten: Der Lago Villarrica am Fuße des Vulkans, die anderen Gipfel der Anden rundherum, wenn auch ein wenig trüb, und natürlich der eindrucksvolle Krater. Da der Pegel der Magma zurzeit relativ niedrig ist, bekamen wir nur den Rauch zu sehen, dennoch hörte man sie im Inneren des Vulkan bedrohlich vor sich hin brodeln. Ab und zu, wenn der Wind sich kurzzeitig drehte, bekamen wir einen Schwall des Rauches ab, der uns alles husten ließ und in der Lunge brannte. Gasmasken waren nach den Aussagen der Guides aber noch nicht notwendig.

Der Krater    Der KraterWas für eine Aussicht...    Die Asche vom Caulle in der Luft

 

Bereit!Nach 30 Minuten schließlich machten wir uns bereit für den Abstieg: Schneehose und Schneejacke an, Helm auf, Plastikschale raus und noch einen zusätzlichen Schutz für den Hintern angelegt. Man erklärte uns, dass der folgende Teil der gefährlichste der Tour sei, weil dort die meisten Unfälle passieren (Beinbruch, Rippenbruch, Eispickel im Gesicht). Deshalb sollten wir die Anweisungen der Guides uneingeschränkt befolgen; den Pickel zum Beispiel immer mit zwei Händen fest umgreifen.

Dann ging es die meiste Zeit rutschend bergab, was ziemlich spaßig und nach dem anstrengenden Aufstieg recht erholsam war. Der Abstieg, oder auch „Abrutsch“, dauerte „nur“ zwei Stunden.

"Abrutsch"    "Abrutsch"

Auf der DachterrasseTrotzdem waren wir alle völlig erschöpft, als wir mit dem Bulli wieder in Pucón ankamen. Daher kam das Bier zum Abschluss des Tages auf der Dachterrasse der Agentur mit dem Vulkan im Hintergrund gerade recht. Naja, der Tag war noch nicht zu Ende, denn, in der Hoffnung, es würde entspannend wirken, meldete ich mich noch für den gleichen Abend mit Sophie, Philipp und Matthias, die ich an diesem Tag kennengelernt hatte und in Santiago leben, zu einer Fahrt zu den Thermalquellen in der Gegend an.

Ich versprach mir viel. Das Wetter war traumhaft und unter Sternenhimmel und Berge rundherum in 40° warmen Wasser zu liegen, das von der Natur erwärmt wurde, kam mir recht schon entspannt vor. Es wäre sicher auch sehr angenehm gewesen. Aber zugegeben, etwas mehr Ruhe und ausgeglichenere Temperaturen hätte ich besser vertragen können.

Um 20 Uhr fuhr der Bus ab; ich machte mich nach der Terrassen-Aktion also auf zum Hostel, aß etwas, packte meine Sachen und begab mich wieder zur Agentur, wo die anderen schon warteten. Und auf der einstündigen Busfahrt merkte ich es auch schon. Anscheinend hatte ich einen Sonnenstich erlitten, ich bekam Kopfschmerzen und mir wurde unwohl in der Magengegend. Das heiße Wasser der Thermen hat mir dann endgültig „die Latschen ausgezogen“. Bis Mitternacht musste ich dort dann noch mit ekelhaften Kopfschmerzen und Übelkeit verweilen. Endlich im Hostel angekommen, legte ich mich schlafen und am nächsten Tag war auch schon wieder alles in Ordnung. Nur hatte ich trotz Sonnencreme einen leichten Sonnenbrand im Gesicht (über der Antarktis und einem Teil Südamerikas gibt es ein Ozonloch, weshalb die UV-Strahlung hier besonders stark ist.).

Am Montagnachmittag machte ich mir zwei anderen Personen aus unserem Hostel Hydrospeed. Wir wurden mir dem Bus an einen Fluss nahe Pucón gefahren, wo wir uns Neoprenanzug, Schwimmflossen und Helm anlegten. Wir bekamen einen Schwimmkörper aus Schaumstoff, ähnlich wie ein normales Schwimmbrett im Schwimmbad, nur ein wenig größer, und stiegen an einer ruhigen Stelle ins Wasser, wo man uns zeigte, wie man manövriert. Dann ging es im kristallklaren Wasser flussabwärts durch reißende Stromschnellen und Wasserfälle, dabei natürlich, wie immer, von wundervollen Bergen umgeben und manchmal mit Blick auf den Vulkan. Chile ist ein super schönes und verrücktes Land! (Und ich kenne bis jetzt nur einen kleinen Teil des Südens.)

Am Dienstagnachmittag ging es mit dem Bus dann wieder Richtung La Unión und am Mittwoch in die Schule 😉

¡Me gusta Chile!