Ein Tagesausflug zum Vulkan Casablanca

Der Sportlehrer Javier Jimenéz bietet für die Schüler des Colegio Alemáns eine Arbeitsgemeinschaft an, mit der er an 2 oder 3 Samstagen im Monat Wandertouren hier in der Umgebung macht. Manchmal länger, manchmal kürzer. Am Samstag, den 8.10. stand eine längere Tour nach Antillanca an. Das ist eine Gruppe von Schichtvulkanen, die südöstlich des Lago Puyehue und nordöstlich des Lago Rupanco im Puyehue Nationalpark liegt (siehe Link unterhalb).

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Schotterpiste in den BergenUm 8 Uhr am Samstagmorgen fuhr ich mit dem Bus mit Javier und einer Gruppe von Schülern zu der Vulkanregion, die wir circa 2 Stunden später erreichten. Die zweite Hälfte der Hinfahrt legten wir auf einer holprigen, kurvigen Schotterpiste zurück und ab und zu überquerten wir Gebirgsbäche auf zum Teil sehr unsicher aussehenden Holzbrücken.

Einige waren auch mitgefahren, um skizufahren, während wir den Vulkan erklimmen würden. Als wir unser Ziel auf 1200 Meter Höhe mit dem Bus erreichten, hatten wir die Schneegrenze bereits überschritten, denn alles war weiß, und ich sah mit einem unguten Gefühl dabei zu, wie sich die Schüler ihre Bergstiefel, Regenhosen und Skijacken anzogen.

 

Blick auf das Tal, woher wir kamenUm geeignetes Schuhwerk hatte ich mich ja gekümmert, eine einigermaßen gute Jacke hatte ich auch, aber mit meiner Jeanshose fühlte ich mich nun wirklich nicht gut ausgestattet 😉 Naja, nun bekam noch jeder einen Eispickel und mir wurde erklärt, wie ich damit umgehen musste. Dann begannen wir mit dem Aufstieg von 1200 Metern auf eine Höhe von 2000 Metern.

Nach circa 45 Minuten erreichten wir den Krater Raihuen, einer von vielen in dieser Region. Die Aussicht war herrlich, so weit das Auge reichte schneebedeckte Gipfel und keine Wolke am Himmel (naja, ein paar Wolken schon):

Der Krater Raihuen    Der Krater Raihuen

Wir stiegen am Kraterrand weiter empor und nach ca. 1 1/2 Stunden erreichten wir den nächsten Gipfel. Es wurde immer schöner. Auf der einen Seite befand sich der Krater mit dem dahinterliegenden Vulkan Casablanca…

Volcán Casablanca    Der Krater

…und auf der anderen Seite offenbarte sich uns ein atemberaubender Blick auf die Argentinischen Anden.

Argentinische Anden    Argentinische AndenUnd nochmal...

Als ob das noch nicht genug wäre, fragte mich Javier später, ob ich den Casablanca hinauf wollte. Ich würde mit zwei anderen älteren Schülern, die diese Wanderungen schon länger machten, hinaufsteigen. Außerdem würde sich das Wetter dafür gerade anbieten; aber trotzdem machte er uns eindringlich darauf aufmerksam, sofort umzukehren, sobald Wolken aufziehen, oder wir in rufen hören würden. Javier wollte mit den Anderen unten warten.

 

Ausblick vom Hang des VulkansNaja, ich sagte nicht „nein“ und so machten Juan Pablo, Sergio und ich uns, mit GPS und Kompass ausgestattet, auf den Weg. Es ging in Zick-Zack-Linien und hintereinander laufend empor. Immer mal wieder wechselten wir unsere Positionen. Aber es war anstrengend – Die Sonne brannte und wurde vom Schnee sehr stark reflektiert (ohne Sonnenbrille wäre man gestorben ;)), man fing an zu schwitzen, während es an den Füßen langsam aber sicher kalt wurde. Dennoch war es ein tolles Erlebnis; nicht zuletzt weil wir mit sehr schönen Ausblicken belohnt wurden.

Als wir den Gipfel auf fast 2000 Meter Höhe nach 2 1/2 Stunden Aufstieg beinahe erreicht hatten, zogen Wolken auf. Kurze Zeit später hörten wir Javier von weit unten her rufen. Ohne Zögern machte unser Anführer kehrt und wir begannen mit einem zügigen Abstieg. Ein paar Augenblicke später war alles weiß. Blitzartig war Nebel aufgezogen und man konnte keine 10 Meter weit mehr sehen.

Wolken ziehen auf...    Ein paar Minuten später - Nebel...

Ab jetzt mussten wir uns also vollkommen auf das GPS verlassen, wobei wir weiterhin hintereinander in einer Linien liefen. Zusätzlich schrie Javier uns in regelmäßigen Abständen etwas zu, um uns die Orientierung im Nebel zu erleichtern. An einem steileren Hang setzten wir uns in den Schnee und rutschten hinunter, um schneller zu sein. Dabei hielten wir die Pickel mit beiden Händen quer vorm Körper, um bremsen zu können. Circa 5 Minuten dauerte die Rutschpartie, wofür meine Jeans natürlich nicht geeignet war; aber irgendwann hatte ich kein Gefühl mehr im „Hintern“ und es wurde erträglicher. Nach fast 30 Minuten (für den Aufstieg hatten wir, wie gesagt, 2 1/2 Stunden gebraucht) erreichten wir die wartende Gruppe am Fuße des Vulkans. Diese Wetterumschwünge, so hatte ich mir sagen lassen, treten in den Anden, und wahrscheinlich in jedem Gebirge, oft auf. Manchmal werden sie auch von starken Winden begleitet, die die Berge „hinuntergefallen“ kommen.

Es war immer noch nebelig und so machten wir uns auf den Rückweg zum Bus, den wir nach einer weiteren Stunde erreichten. Ich war völlig durchnässt, hatte keine Ersatzkleidung mit und vor uns lag noch die 2 stündige Rückfahrt. Trotzdem war es eine sehr interessante Erfahrung. Fürs nächste Mal bin ich schlauer.

Die komplette Gruppe

Weiter unten war der Nebel verzogen, die Sonne kam noch einmal heraus und ich fing mit meiner Kamera noch den schönen Anblick eines Blumenfeldes mit dem Vulkan Osorno im Hintergrund ein…

Blumenfeld mit dem Vulkan Osorno im Hintergund

3 Gedanken zu „Ein Tagesausflug zum Vulkan Casablanca

  1. philipp, altes haus!
    vor zwei monaten lagen wir noch im gleichen zimmer relativ nah beieinander, also in verschiedenen betten natürlich, und jetzt rutschst du die anden runter. mensch meier. echt abgefahren, was du da so machst. schön 🙂
    die weihnachtskarte ist quasi in arbeit 😉
    grüße aus der wüste,
    vincent

  2. Super interessanter Blog, den du hier aufgebaut hast. Hab noch nicht alles gelesen aber es ist schön zu hören, dass du inzwischen deinen „Rhythmus“ in Chile gefunden hast. Ich hoffe du sammelst noch nen paar geile Erfahrungen und lässt uns über diesen Blog teilhaben 😉

    GL & HF 🙂

  3. Wunderschöne Aufnahmen, jetzt sieht man erst wie dringend die Schneehose gewesen wäre. Dann mal toi toi toi für den 30.10.. Ganz liebe Grüße Mama

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