Die ersten Wochen…

Naja, was gibt es über die ersten Wochen zu berichten…?

Nach der Ankunft in meiner Wohnung (die sich direkt neben der Schule befindet) wurde ich sofort herzlich von meinen Nachbarn, den Gonzalez, zum Essen eingeladen. Manuel, der Vater von Diego, grillte und da ich nach der Reise sehr hungrig war, war ich sehr dankbar für die Einladung. Lizzie und Manuel haben drei Kinder: Diego, 17 Jahre alt; Christian, 20 Jahre alt, studiert in Santiago und Sebastian 21 Jahre alt, studiert in Valdivia. Nach dem Essen zeigte Diego mir, bei einem Spaziergang, die Stadt La Unión. Hier gibt es alles, was man braucht: Supermärkte, Banken, Apotheken, ein Krankenhaus, ein Busterminal usw… . Aber leider kein Kino oder Schwimmbad. Das Zentrum der Stadt bildet die „Plaza de Armas“, ein gemütlicher Park, der sich in circa 500 Meter Entfernung von meiner Wohnung befindet.

Plaza de Armas

Die ersten Tage in der Schule verliefen sehr locker und waren deshalb angenehm. Der Schulleiter und meine Mentorin „befahlen“ mir, ich solle mir die ersten Tage hier keinen Stress machen, mich erstmal eingewöhnen und alles ruhig angehen lassen. So begleitete ich in dieser Zeit einige Lehrer in die eine oder andere Unterrichtsstunde und schaute erst einmal nur zu. Ich bekam erste kleine Einblicke in die Methoden der Lehrer in der Grundschule, der 5.,6. und 12. Klasse, jeweils im Deutsch- und im Sportunterricht. Einmal auch in den Matheunterricht der 12. Klasse, was aber aufgrund meiner mangelnden Spanischkenntnisse noch wenig Sinn ergibt.

Das mit dem Eingewöhnen ist alles leichter gesagt, als getan. Ich musste nun schon des Öfteren feststellen, dass es doch ein größere Schritt ist, als ich gedacht hatte, vom Elternhaus ans andere Ende der Erde zu ziehen und dort alleine in einer eigenen Wohnung zu leben. Ich bin also oft alleine. Das empfinde ich als die größte Herausforderung hier in Chile. Aber ich denke, ich werde damit klarkommen 😉 .

Um 8 Uhr beginnt die Schule. Der Unterricht findet bis zum Ende der 6. Stunde um 13:15 Uhr statt, es folgen 1 1/2 Stunden Mittagspause. Die letzten Unterrichtsstunden werden dann von 14:45 Uhr bis 17:15 abgehalten. Danach haben die meisten Schüler frei. Manchmal finden noch Arbeitsgemeinschaften statt und für einen Teil der Schüler der 11. Klasse (Tercero Medio werden die hier genannt), die in den Sommerferien einen 3 monatigen Austausch nach Deutschland machen werden, gibt es jeden Montag nach der Schule noch eine Vorbereitungsstunde. Die Schüler in meinem Alter (12. Klasse/Cuatro Medio) hier am Colegio Alemán haben sehr wenig Zeit. Wenn sie abends gegen 17 Uhr nach Hause kommen, müssen sie lernen, weil sie jetzt im Dezember ihr Abschlussprüfungen haben. Das nennt sich hier PSU und ist in Deutschland die allgemeine Hochschulreife. Hier hat also fast jeder einen strammen Tagesablauf. Außer ich, zumindest im Moment noch nicht. Denn es kommt mir noch so vor, als ob ich kommen und gehen kann, wann ich möchte.

Die zweite Woche verlief ähnlich wie die erste. Ich hospitierte im Unterricht und durfte hier und da auch schon mal die Lehrer unterstützen und die ein oder andere Aufgabe übernehmen. Zweimal musste ich sogar eine Deutsch- und eine Sportlehrerin in der dritte Klasse vertreten, was sich nicht so schwierig darstellte, weil die Schüler in der Deutschstunde Aufgaben hatten und ich sie im Sportunterricht Fußball spielen lassen habe.

Zu meiner Freude hatte Mona sich für das kommende Wochenende angemeldet. Zudem waren wir am Samstag auf den Geburtstag von Francisca, der Freundin von Sebastian, eingeladen. ValdiviaDen Samstag verbrachten wir in Valdivia, um uns die Stadt anzusehen und ein Geschenk für sie zu besorgen. Es ist eine sehr attraktive Stadt, die sich circa 2 Stunden Busfahrt nördlich von La Unión und in der Nähe des Pazifiks befindet. Sie ist die Hauptstadt der Región de Los Ríos und hat ca. 150.000 Einwohner. Hier befindet sich außerdem der Sitz der  „Universidad Austral de Chile“.
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ValdiviaValdivia

Seehunde in Valdivia

Abends gegen 23 Uhr ging es dann los zum Geburtstag. Getränke mussten von jedem selbst mitgebracht werden und man hatte sehr, sehr wenig Platz; 50 Menschen in einem ungefähr 40 Quadratmeter kleinen Raum. Es wurde nur Piscola (Pisco, Nationalgetränk in Chile, mit Cola) getrunken und jeder rauchte auf einmal. In dem kleinen Raum wurde es deshalb irgendwann ziemlich unangenehm, aber es war trotzdem eine sehr gelungene Party. Außerdem hatte man die Gelegenheit andere Leute kennenzulernen.

Sonntag war also Ruhetag und abends machte Mona sich wieder auf dem Weg nach Puerto Varas.

3 Gedanken zu „Die ersten Wochen…

  1. Philipp, die Problematik mit der Einsamkeit kenne ich nur zu gut. In den Nächten der Verzweiflung klopft dann auch mal öfters eine Pizza bei mir…echt schlimm.

    Aber schön zu hören, dass es dir gut geht und das auch bei dir langsam alles in Rollen kommt!

    Grüzzi aus Tirana!

  2. Da es im Süden Chiles keine Zugverbindungen gibt, wird fast alles mit dem Bus erledigt. Die Busse sind gut, fahren regelmäßig überall hin und man kann damit sehr günstig reisen. Für eine Fahrt nach Osorno (nächstgrößere Stadt, Fahrzeit: ca.1 h) bezahle ich 1000 Pesos (~ 1,40 €). Eine Fahrt nach Santiago (950 km und 12 Stunden Fahrzeit) würde circa 15 € kosten. Die Busse fahren auch nachts sodass man schlafen kann. Man kann zudem zwischen einem „Cama-Platz“ (liegend) und einem „Semicama-Platz“ (halbliegend) unterscheiden. Einziger Nachteil, ich bin etwas zu groß für die Sitze.

  3. wow, hört sich spannend an – brauchst du da n auto oder so zum fortbewegen oder wirst du immer „gebracht“ oder kriegst du sonst anderweitige möglichkeiten irgendwo hinzukommen?
    ps: ich habe auch ein kulturweit-angebot bekommen, gestern vormittag kam der anruf… 🙂

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