Az élet szép

Freund_innen der Sonne, es gibt Neuigkeiten: Ich bin da. Es geht mir gut. Az élet szép.

Sa, 01.09.12, vormittags, München Hbf. Es ist kalt, es zieht, es nieselt, es sieht nicht schön aus. Ich kann mir bei weitem nicht vorstellen, dass es normal ist, dass zig Personen in Trachten zwischen Bahnsteig und Brezenständen pendeln.

Sa, 01.09.12, 16:54:20, Hegyeshalom. SMS von VODAFONE HU: „Welcome to VFHU! Stay with us and enjoy the discounts every Tuesday. […] Enjoy your stay!

Sa, 01.09.12, 18:34, Budapest-Kelenföld. Esz iszt varm, esz hát szajt vo[]en ni[]t mer genízelt, esz iszt núr sön, vajl dász veter sön iszt. – Linus und ich treten den letzten Weg der Reise nach Pécs zusammen an und haben beide keine andere Wahl als hinzunehmen, dass es an vielen ungarischen Bahnhöfen keine, nicht mal vorsintflutliche, Fahrstühle oder Rolltreppen gibt. Schade, aber nicht zu ändern. Az élet szép – trotzdem.

So, 02.09.12, ca. 10:45. Keine 500 Meter von „meinem“ Hauseingang entfernt entdecke ich ein großes Werbeplakat: Az élet szép [Punkt] – Im Hintergrund ein bisschen Weltall.  Sag‘ ich doch, Weltretten ist angesagt und das ist der erste Schritt.

Mo, 03.09.12. Erster Schultag. Nichts wirklich Weltbewegendes oder Unerwartetes. Alle nett, alle begeistert, ich verstehe kein Wort, alles schön. Die Vorstellung beim Direktor dauert keine Minute und [Übertreibung Anfang] für meine Jagdtrophäe, eine Schülermonatskarte ernte ich neidische Blicke [Übertreibung Ende].

Di, 04.09.12, mittags. Ich freue mich immer noch, dass ich einen gefüllten Vorratsschrank habe, finde darin unverhofft ein paar Zitronen und beginne Limonade herzustellen. Übrigens habe ich heute frei.

Mi, 05.09.12, nachmittags. Auf dem Weg von der Schule zur Bushaltestelle überrascht mich eine Person des öffentlichen Lebens, indem sie in meiner unmittelbaren Nähe einem Hydranten klarmacht, was Freiheit bedeutet. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, (denke an den Golem) und gehe schnell weiter.

Do, 06.09.12, 6:30. Der Muskelkater (siehe 1.9., 18:34) hat sich verzogen – Prima! Ich habe durchgeschlafen – Prima! Es gibt keinen Sonnenaufgang – Hä? Es ist nicht heiß – Hää?

Do, 06.09.12, 7:30. Nachdem gestern mein  Versuch, Würfelzucker zu zerhacken, scheinbar zum Scheitern verurteilt war, gelingt es mir heute ebenso wenig, mit kriegerischen Methoden ein Glas Marmelade zu öffnen.

Do, 06.09.12, 13:15. Ich habe mich zum 7. Mal einer Sprachgruppe vorgestellt. Das Interesse an Emil steigt ins Unermessliche. Mir wird berichtet, dass man sich noch nach den Stunden nach ihm erkundigt und reges Interesse an Bildmaterial besteht.

Do, 06.09.12, 17:10. Das Glas Marmelade ist auf!! Das Zeug ist aus der Hand Gottes. Ich beginne, es mir löffelweise einzuverleiben.

Do, 06.09.12, 17:57. Ab dem heutigen Tag habe ich eine andere Identität. Ich trage Kleider (ausschließlich versteht sich) und ich bin ordentlich. Ist ja lustig.

Do, 06.09.12, 18:15. Der Elektriker war da. Eine Lampe ging nicht (mehr aus). Ein Perpetuum mobile der Lichttechnik – Dimmen bis dass der Teufel/(Golem) dich holt.

Do, 06.09.12, 18:20. Wie auch die letzten Nachmittage und Abende fläze ich mit Kaffee und Buch im Liegestuhl auf dem Balkon, die Beine auf dem Geländer und überlege, ob es gut ist oder nicht, sich regelmäßig derartige Hyperchillungen zu gönnen. Egal. Ich mag Fledermäuse und Schwalben – auf Augenhöhe.

 

Nu reicht’s aber.

Ich hoffe, all diejenigen, die verzweifelt auf ein Lebenszeichen von mir gewartet haben, mögen mir verzeihen. Vielleicht habe ich übernächste Woche Internet in Nagy Imre út 27 hinter der Tür mit der Nummer 17 im 5. Stock. Und wenn nicht, dann nicht. Dann ist das Leben trotzdem schön.

Ahoj!

 

Glossar für Uneingeweihte:

Az élet szép: Das Leben ist schön.

Emil: der Miezer; der Rächer aller Katzenfeinde.

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