Du erzählst mir, du seist an Silvester in Berlin, und fragst mich, ob ich da auch in Town wäre. Verlockend, denke ich mir, du und Berlin. Ich könnte nicht sagen, wen ich mehr liebe, wer mich mehr an den jeweils anderen erinnert. Gibt es ein Berlin ohne dich? Gibt es dich ohne Berlin? Ich muss mir das Papier nochmal zu Hand nehmen, deine Schnörkelschrift, deine unverwechselbar hochgestochene, unaufdringliche Sprache, um dich mir in Erinnerung zu rufen. „Du […] von Zweifeln über die große Zukunft geplagt […] ich dagegen ebenfalls aufgeregt […], glücklich, weil ich das Gefühl hatte, dass nach langem Zögern mein Plan endlich aufgegangen war.“, schreibst du. Ich sehe dich neben mir, wie wir auf Fahrrädern durch die Münchener Sommernacht schlittern, damals liegt Berlin schon mehrere Monate hinter uns. Du versuchst mich davon zu überzeugen, dass München doch viel mehr ist, als die saubere, hygienische, schicke Spießerstadt, die als Berlinkontrast schon immer in meinem Kopf existiert hat. In den Münchener Nachthimmel rufe ich meine Zukunft, als hätte auch diese schon immer existiert.
Ich sehne mich nach dem Dielenboden. Nach dem penetranten Rauchgeruch im Treppenhaus. Nach Lichtermeer, das die Gleise beleuchtet und Berlinreisende schon vor Ankunft im Hauptbahnhof empfängt. Nach versteckten, in dunklen Gassen liegenden Jazzkellern. Nach Winter, beißender Berlinerkälte. Nach unserem Zuhause