Mit dem internationalen kulturellen Freiwilligendienst
Es kommt mir vor, als wäre es erst wenige Wochen her, als ich Ende August letzten Jahres meine Bachelorarbeit zum Prüfungsamt brachte, stolz wie Oskar den Abschluss in der Tasche. Zwischen meinen Kommilitonen und mir gab es in der Zeit viele der üblichen „was-wohl-aus-uns-allen-werden-wird-Gespräche“ und Phantasien darüber, wo wir uns wohl in einem Jahr um die Zeit rumtreiben würden. Für mich waren diese Gedankenspiele halb so aufregend wie für meine Studienkollegen, die sich all ihre Möglichkeiten noch offen hielten. Da ich sowieso grade erst innerhalb Kölns umgezogen war und mit dem Masterangebot meiner Uni zufrieden, sah ich meine Weg für den nächsten zwei Jahre langweilig feststehend vor mir liege.
Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Jetzt sitze hier auf meinen zwei Koffern, meine Wohnung hat für sechs Monate einen netten Zwischenmieter gefunden, in der Uni habe ich ein Urlaubssemester beantragt, meine Abschiedsparty ist bis ins Detail geplant, gerade habe ich mir meine letzte Impfungen spritzen lassen und mein Visum liegt druckfrisch neben mir.
Was passiert ist? Irgendwann, als sich der Studentenalltag wieder voll in mein Leben eingeschlichen hatte, hörte ich zufällig von dem neuen internationalen Freiwilligendienst »kulturweit«, die zwei mal im ausgewählte Bewerber ins Ausland schicken. Dieses Angebot ist keineswegs nur für Studenten, sondern für alle interessierten jungen Menschen zwischen 18 und 26 Jahren. Der Freiwilligendienst basiert auf dem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ (FSJ) für wahlweise sechs oder 12 Monate und bietet die Gelegenheit, sich im Ausland für Kultur- und Bildungspolitik zu engagieren und den Teilnehmern Begegnungen zu fremden Kulturen und Menschen zu ermöglichen. Da sich dieses Programm nicht nur mit meiner Reiseaffinität deckt, sondern auch mit den Inhalten meines kulturwissenschaftlichen Studiums, war ich von kulturweit direkt total begeistert.
In einem umfangreichen Bewerbungsverfahren stellt man nicht nur sich und seine Motivationen vor, sondern kann außerdem seine Präferenzen bezüglich des Einsatzortes und der Tätigkeit angeben. Dabei muss man sich auch auf eine der vielen Partnerorganisationen festlegen, die mit dem Freiwilligendienst »kulturweit« zusammenarbeiten, wie dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD), das Goethe-Institut (GI), den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) oder der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. (DUK).
Nach unendlicher lange Bewerbungsphase wurde von kulturweit ein Stichtag festgelegt, an dem die angenommenen Bewerber von ihrem Glück erfahren würden. Ich konnte meine Chancen absolut nicht einschätzen und wartete ziemlich nüchtern und erwartungslos ab. Schon ganze zwei Wochen vor dem Tag der Tage erreichte mich eine E-Mail mit unbekannten Absender. Als ich diese öffnete, stockte mir der Atmen die Hände wurden nass. Ich las:
„Xin Chao bzw. Guten Tag Frau Feyh,
Wir freuen uns sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für einen Einsatzplatz im Rahmen des Freiwilligendienstes »kulturweit« ausgewählt wurden. Ihre angegebene Präferenzen für Einsatzstelle und -region konnten berücksichtigt werden. Wir freuen uns, sie ab März 2009 in Hanoi/Vietnam am Goethe Institut für sechs Monate begrüßen zu dürfen.“
Diese E-Mail kam direkt von dem Sprachleiter des Gothe Instituts in Hanoi. Ich weiß nicht wie lange ich gebraucht habe, bis ich verstanden habe, was das für mich bedeutet. Ich bin mir eigentlich auch nichts sicher, ob ich es jetzt mittlerweile komplett realisiert habe.
Von über 1600 Bewerbern wurden ca. 200 angenommen, die von »kulturweit« an die verschiedenen Einsatzstellen weltweit verschickt werden. In weniger als 2 Wochen beginnt mein Arbeitsalltag in der Hauptstadt Vietnams. Ich werde an Schulen und Universität den Deutschunterricht und diverse Kulturprojekte mitgestalten und dabei von »kulturweit« mit einem profitablen Taschengeld pro Monat unterstützt. Während ich meine Hochsommerklamotten aus den Tiefen meines Kleiderschrankes hervorhole und meine Reisevorbereitungen abarbeite, gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Natürlich habe ich Angst vor dem bevorstehenden Kulturschocks in Asien, den Herausforderung und Anstrengungen Vietnams. Alles wird anders sein. Aber genau das wollte ich ja: die heimatliche Komfortzone verlassen, den alltäglichen Blues aus meinem Lebensrhythmus abdrehen und den Sound der Exotik aufsaugen. Die Welt ist einfach zu groß und ich zu neugierig, um zu Hause zu bleiben. Ich bin gespannt was mich erwartet und werde euch aus der Ferne berichten!
super pai!
Hmmm… klingt als wird das ein sehr interessanter Blog. 😉 Weiter so und einen guten Start in Vietnam!