Der Umwelt zuliebe…

Im Durchschnitt verwendet jeder deutsche Bürger jährlich 65 Plastiktüten. Diese Zahl könnte man in Armenien in der Woche erreichen. Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, gab es etwas auf die Ohren.

Ob Super- oder Gemüsemarkt, Drogerie oder Apotheke, Bäckerei oder Tante-Emma-Laden: Überall hält das einstige „Wundermaterial“ Einzug und überzeugt mit seinen Eigenschaften, denn es ist leicht, praktisch und vor allem billig. Wer umweltfreundliche Alternativen wie Stoffbeutel oder Korb wählt, erhält oft nur verständnislose Blicke. Dass die beliebte Plastiktüte jedoch auch viele Probleme zur Folge hat, wird in vielen Ländern der Erde weder anerkannt noch wahrgenommen. Somit liegt es auch in der Verantwortung der Bildungsarbeit, Jugendliche über die ökologischen Probleme der nächsten Jahrzehnte aufzuklären, um zumindest in kleinen Schritten eine Besserung der Situation zu ermöglichen.

Fluss bei Goris, Armenien

Fluss bei Goris, Armenien

Dabei sind die Probleme so offensichtlich, dass es wenig Ausreden gibt. Da Mülltrennung, Recycling, Nachhaltigkeit oder Umweltschutz in vielen Ländern entweder Fremdwörter oder schlichtweg zu teuer sind, landet der Müll zwangsläufig in der Landschaft, um sich von dort seinen Weg über Regen, Flüsse und Seen bis hin zum Meer zu bannen. Sobald Plastik erstmal im Meer angelangt ist, richtet er nahezu unsichtbar einen immensen Schaden an: erodierte Teilchen werden von Vögeln, Fischen und Meeressäugern gefressen, um dann das Ökosystem nachhaltig zu beschädigen, indem sie in die Nahrungskette und damit schließlich auch auf unsere Teller gelangen. Man geht davon aus, dass jedes Jahr etwa 1 000 000 Seevögel und über 100 000 Meeressäuger an den Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Weltmeeren zu Tode kommen.

Müllkippe am Rande der Stadt

Müllkippe am Rande der Stadt

Auch wenn Armenien keinen direkten Zugang zum Meer hat, verliert das Problem nicht an Brisanz, da außerhalb von Yerevan eine funktionierende Abfallwirtschaft häufig nicht garantiert ist. Und sobald der einfache Bürger nicht mehr weiß, wohin mit seinem Müll, entsorgt er ihn eben in der nächsten Ecke. Da sich jedoch niemand für die bunten Landschaftsdekorationen interessiert, bleiben sie vorerst an Ort und Stelle. Zumindest bis zum nächsten Regen oder Sturm.

Da sich vor allem die Jüngeren unter uns noch von schlichten Fakten beeindrucken lassen, wurde in der armenischen Hauptstadt für 20 ausgewählte Schüler eine Aufklärungskampagne über die Kunststoffproblematik veranstaltet. Der Workshop bestand aus 2 Teilen: zuerst sollten in Gruppen die Möglichkeiten, Gefahren und Probleme von Kunststoff kennengelernt und erörtert werden, um im Anschluss eine Alternative zur Plastiktüte kreativ zu gestalten. Eine freundliche Spende aus Deutschland ermöglichte es den Teilnehmern, am Ende des Tages einen individuell-bunten Stoffbeutel mit nach Hause nehmen zu können, der nun hoffentlich hilft, hunderte Plastiktüten jährlich in Armenien einzusparen. Vielen Dank allen Beteiligten!

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3 Antworten zu Der Umwelt zuliebe…

  1. roberner sagt:

    hey felicito!
    danke für diesen eintrag & das video dazu! könnte man ja auf allen kulturweit-vorbereitungsseminaren als einstiegsfilm zeigen 😉
    hoffe, dir gehts gut! sehen uns ja ooch schon in eener woche, wa!

    grütze aus balin,
    r

  2. Ela Reith sagt:

    Das Problem kann ich auch leider sehr oft in Uganda beobachten. Beim täglichen Supermarkteinkauf gibt es dann nicht nur einen dieser Plastiktüten, sondern je nach Kategorie (Nahrungsmittel, Kosmetika, Schreibartikel ect.) gleich drei, vier, fünf. Was für eine Verschwendung… deshalb: Weiter solche tollen Projekte machen! Distanzen kann man auch mit vielen kleinen Schritten zurücklegen.

  3. Pingback: Das Leben einer Plastiktüte | radio-yerevan

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