Nach den ersten 2 Wochen im Gastland ist eine merkwürdige Mischung aus Neugier und Distanz die neue Tagesordnung.
Der erste Eindruck ist eigentlich nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Erlebnissen, die im Schein der Objektivität als besonders intensiv wahrgenommen werden. Somit macht es nicht besonders viel Sinn, ihm zu große Bedeutung zu zumessen. Dennoch weiß ich, dass er mich die nächsten 5 Monate begleiten wird.
So wird mir die Taxifahrt vom Flughafen zur obligatorischen Wohnung ebenso im Gedächtnis verhaften bleiben wie der erste Einblick in das armenische Bildungssystem. Nicht so einfach scheint es hier zu sein. Doch deswegen ist man auch hier.
Sojwetromantik zwischen Ost und West. Yerevan ist eine Stadt, der man ihre sowjetische Vergangenheit ebenso ansieht wie die problematische politische Situation. Hier trifft der verfallene Plattenbau auf den teuren Neubaublock, der 30 Jahre alte Lada auf den Edel-SUV, der wohlgekleidete Geschäftsmann auf den zahnlosen Straßenmusiker. Eine derartige Divergenz ist erstmal undurchschaubar, besonders bei einer außergewöhnlich auffälligen optischen Homogenität: So sind sich doch 98% aller männlichen Stadtbürger einig, dass schwarze, spitz zulaufende Lederschuhe in Kombination mit dunklen Stoffhosen und Lederjacken der modische Trend dieser Tage ist. Bei den Frauen ist die Orientierung nach Europa unverkennbar. So meint man eine sehr gute Versorgung mit Kosmetikartikeln und Stiefeln feststellen zu können.
Gleichzeitig besinnt man sich auf eigene Werte. Besonderes die Gastfreundschaft ist tief im Bewusstsein der Menschen verankert. Die ersten armenischen Bekanntschaften halfen sogleich bei diesem und jenem Problem, ließen die Kontakte spielen und trösteten über sprachliche Differenzen hinweg. Sogar ein Einblick in die Kulturszene des kleinen Landes ist mir bereits ermöglicht worden. Ganz zu meiner Begeisterung scheinen die Yerevaner Bürger eine hohe Affinität für Kultur zu besitzen: ob Theater, Sinfonieorchester oder Rockbühne; hier treffen ausverkaufte Säle auf eine hohe Qualität zum besten Preis. Und dass der Witz der Komödie unter fehlenden Sprachkenntnissen leidet, lässt sich hoffentlich bald beheben…
Ist schwer ein Volk zu finden, das in Jahreszehnten keine Regierung hatte, worüber verschiedene Länder beherrschten, aber es könnte die nationale Einzelnartigkeit bewahren: die Sprache, die Kultur, das Glauben. . .
Ja klar, ich verstehe, dass es besonders für Deutsche total anders hier in Armenien ist. Das, wie die Menschen sich anziehen, die Umgebung die Beziehungen zwischen Menschen. Ich kann nur eine Sache bemerken. Ihr alle Freiwilige sollt daran schon gewönnen und öfter schöneres und interresanterres merken. . .