Tbilisi – The city that loves you
Die Stadt, die mich liebt. Besser gesagt wäre: Die Stadt, die mich lieben wird, denn wir beide hatten noch keine Bekanntschaft miteinander gemacht. Schließlich war ich vor 20 Minuten in Tbilissi gelandet und hatte auf meinem Weg vom Flugzeug bis zum Schalter des Beamten, wo das Versprechen in großen schwarzen Lettern prangte, noch nicht viel von der georgischen Hauptstadt gesehen. Natürlich konnte ich auch in dieser kurzen Zeit einige Eindrücke sammeln. Die klebrige Wärme, die mir entgegegenschlug, obwohl es schon Mittnacht war, und die einen angenehmen Kontrast zum Regen in Riga darstellte. Die mir fremde georgische Schrift auf den Werbeplakaten für Carlsberg Bier, diese herrlich verspielten und verschlungenen Buchstaben, die mir Rätsel aufzeigten. Die ungewohnten Sprachfetzen Georgisch unter all dem vielen vertrauten Russisch. Lachende, müde, angespannte und aufgeregte Gesichter, meines wahrscheinlich mit letzterem Ausdruck, man ist entweder in der Fremde oder zu Hause. Ich fühlte mich ein bisschen von beidem, die russische Sprache zeigt immer diese Wirkung und als mich Nora hinter der Gepäckausgabe erwartete, konnte ich mich nicht fremd fühlen.
Nun bin ich über eine Woche in Georgien und konnte die unterschiedlichsten Eindrücke sammeln. Tbilissi hat mir nicht zu viel versprochen, die Stadt liebt mich wirklich, verwöhnt mich mit gutem Wetter, leckerem Essen, Läden zum Bummeln, netten Menschen, guten Bars und Clubs und vor allem mit einem, der Sicherheit, mich verständigen zu können und mich trotz der anderen Sprache nicht zu verirren, Russisch und Englisch sei Dank.
Ich habe aber nicht nur in der entspannten Hauptstadt versucht, Georgien kennen zu lernen, sondern bin durch die Dörfer Swanetiens gefahren, die Region der Wehrtürme im Nordwesten Georgiens, immer die Berge vor der Windschutzscheibe und einen reißenden Fluss im Tal, nur einen Abgrund entfernt. Ich war in Batumi am Schwarzen Meer, wo ich gebadet habe und von Plamen gesäumte Alleen entlanggeschlendert bin. Ich war im kleinen Kaukasus und habe mir in Chulo im Trägerkleidchen die netteste kleine Moschee überhaupt angeguckt zusammen mit Nora in ihren kurzen Hosen und gemeinsam haben wir uns auch in die Seilbahn des Todes gewagt, die mit offenen Türen in einer Höhe von 1700 Metern zum gegenübergelegenen Berg geschaukelt ist. Ich war mit einem Jeep im mit 2200 Metern höchsten bewohnten Dorf Europas, Ushguli, wo wir mit wilden Pferden über die Wiesen gelaufen sind und ich kiloweise Swanetisalz, ein besonderes Gewürz, gekauft habe, dass anschließend das Auto vollgeduftet hat.
Nora und ich sind heute mit dem Nachtzug zurück nach Tbilissi gekommen, wo ich meine letzten Tage in Georgien ganz entspannt verbringen will. Es gibt noch viel zu erzählen und viele Bilder zu zeigen, aber das verschiebe ich auf ein andermal. Jetzt konzentriere ich mich lieber auf die Stadt, die mich liebt und erwidere ihre Liebe.
Nachwamdis!
