Mein Abschlussbericht
Abschließen. Womit schließe ich ab? Die Quintessenz des Ganzen, die Idee war, Erfahrungen zu sammeln, Menschen zu treffen, mich zu entwickeln, mich herauszufordern, mir selbst zu begegnen. Damit schließe ich nicht ab. Ich schließe nicht mit Russland ab, nicht mit meinen Freunden, nicht mit mir, wie ich in Russland war, eben nicht mit Lina und Linas Leben. Womit ich abschieße, ist schlicht und einfach damit: Zu sagen, dass ich Lina heiße, dass ich in Nowosibirsk wohne und an einem Gymnasium Deutsch unterrichte. Diese Dinge kann ich nicht mehr sagen. Aber ich schließe nicht damit ab, dass sie zu mir gehören. Denn ich bin diese Person. Die Person, die das alles mal sagen konnte, als die Zeit noch nicht so schnell gerannt war.
Ich bin mächtig stolz auf das Projekt „weltweit lecker“, das außer den Projektwettbewerb zu gewinnen auch vom PAD den Titel „Projekt des Monats“ im März 2012 verliehen bekommen hat.
Die Preisübergabe des Projektwettbewerbs fand feierlich am 18. Februar in meinem Gymnasium statt. Ich berichte später im Zusammenhang mit dem Projekt des Monats mehr, wenn ich auch Bilder zur Untermalung habe.
Hier also erstmal nur mein Abschlussbericht, geschrieben als Abschließen eigentlich noch fern schien.
Welche Ihrer Erwartungen an den Freiwilligendienst haben sich erfüllt und welche nicht?
Eigentlich haben sich alle meine Erwartungen erfüllt. Ich habe meine Russischkenntnisse massiv verbessert, ich habe das Gefühl den Schülern an meinem Gymnasium nützlich gewesen zu sein und auch die Lehrerinnen entlastet zu haben, ich war also eine Hilfe. Außerdem konnte ich in meiner Einsatzstelle eigene Ideen anbringen und umsetzen. Ich habe soziale Kontakte aufgebaut (sowohl zu Leuten hier als auch zu kulturweit-Freiwilligen), ich bin etwas gereist und habe Russland besser kennen gelernt.
Ich habe mich weiterentwickelt und kann sagen, dass ich schöne 6 Monate verbracht habe, obwohl ich wie erwartet natürlich auch einige negative Erfahrungen gemacht hab.
Was ist für Sie der größte Gewinn Ihres Freiwilligendienstes?
Ganz besonders freue ich mich über meine verbesserten Sprachkenntnisse und darüber, dass ich mich der russischen Kultur jetzt so nahe fühle. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich mich sehr freue, dass ich meinen Aufenthalt im Ganzen als sehr positive Erfahrung wahrnehme.
Wie haben Sie selber auch einen Gewinn für Ihre Einsatzstelle dargestellt?
Ich denke, meine Projektarbeit mit dem erfolgreichen Projekt „weltweit lecker“ hat sowohl Schülern als auch den Lehrern Spaß gemacht, sie inspiriert und ist eine gut Basis für weitere Projektarbeit auf diesem Gebiet. Da ich mehrmals während meiner Einsatzzeit eine der beiden Deutschlehrerinnen bei Krankheitsausfall oder sonstigen Verhinderungen vertreten habe, war ich auch so ein Gewinn. Dabei waren meine Russischkenntnisse natürlich von großem Vorteil, besonders in den unteren Klassen, die gerade erste begonnen haben, Deutsch zu lernen.
Außerdem war ich bei vielen schulischen Anlässen, zum Beispiel Konzerten, aktiv beteiligt, habe mit den Schülern gespielt und gelernt und bin der Meinung, dass viele von ihnen traurig sind, dass ich gehe, weil ich zur Ansprechperson und Lehrerfigur geworden bin.
Welches war Ihr einprägsamstes Erlebnis?
Ich kann hier keine konkrete Situation benennen, dazu war dieses halbe Jahr zu angefüllt von verschiedensten Eindrücken.
Dazu gehören meine Reisen nach Moskau, Sankt Petersburg und Shanghai; dazu gehören die fünf Tage, die ich im sibirischen Krankenhaus lag; dazu gehören die vielen Stunden Arbeit mit meinen Schülern, die jeden Tag aufs Neue kleine Kämpfe waren, obwohl ich von den Kindern mehr und mehr respektiert und gemocht wurde; dazu gehören die vielen Unternehmungen mit meinen neuen Freunden, deutschen und russischen.
Lesen Sie noch einmal Ihren Zwischenbericht – welche Aspekte haben sich seither geändert oder werden von Ihnen nun anders beurteilt?
Im Zwischenbericht schrieb ich, dass ich meinem Wohnplatzwechsel mit gemischten Gefühlen entgegenblicke, weil es mir bei meiner ersten Gastdame sehr gut gefallen hatte. Wie sich herausstellte, war der Wechsel aber ein sehr poitives Erlebnis, da ich mich mit meiner Gastschwester sehr gut verstanden habe und gerne bei ihr und ihrer Familie gewohnt habe, sie waren sehr freundlich zu mir. Ich hatte Gesellschaft in meinem Alter, wenn ich das wollte, das war ein großer Vorteil.
Mittlerweile wohne ich nun in der dritten Wohnung seit meiner Ankunft, aber ich habe es geschafft, dass sich jeder dieser Orte wie zu Hause anfühlt.
Beim Schreiben des Zwischenberichts befand ich mich außerdem in der Situation, dass sich meine Freundschaften nur sehr langsam aufbauten. Mittlerweile habe ich einige gute Freunde (was nicht zuletzt mit den Wohnungswechseln einherging) und fühle mich damit sehr wohl.
