„Weltweit lecker“ – ein köstliches Projekt
Es ist ja schön und gut, täglich Montag bis Samstag Unterricht zu haben bzw. zu geben, aber was so richtig Spaß bringt, sind doch die Sachen, die außerhalb des normalen Rahmens stattfinden.
Wir sind die erste Generation von kulturweit-Freiwilligen, die während ihres Aufenthalts im Gastland ein Projekt eigenständig planen und durchführen soll. Das wurde uns auf dem Vorbereitungsseminar mitgeteilt und wir wurden auch mit allerhand Broschüren und Infomaterial ausstaffiert. Ich hätte es nicht gedacht, aber den Leitfaden „Projektmanagement leicht gemacht“ lese ich jetzt abends im Bett, denn ich will, dass „mein“ Projekt ein voller Erfolg wird.
Die Idee dazu kam eigentlich wie von selbst, als ich mich nach meiner Ankunft einige Tage durch die Leckereien der russischen Küche gefuttert hatte. Ich wollte mit meinen Schülern kochen, aber nicht unbedingt nur russisch. Überhaupt, was essen die kulturweit-Freiwillige in Mexico denn so? Und in China? Und in Chile?
Was sagt schließlich mehr über eine Kultur aus als ihre Küche?
Aus diesen Überlegungen und meiner natürlichen Veranlagung zum Naschkatzen-Dasein enstand folgendes Projektkonzept:
Alle kulturweit-Freiwillige, die Lust und entsprechend kochwütige Kinder, Jugendliche oder Erwachsene aus ihrem Gastland zur Verfügung haben, kochen gemeinsam mit dieser Gruppe Feinschmecker ein landestypisches Gericht. Das Rezept wird zusammen mit Fotos und einem erklärenden Text, in dem die Kochenden, das Land und seine Kultur sowie das Essen vorgestellt werden, an mich geschickt. Dann ist der erste Projektteil erledigt.
Ich sammle alle Texte, Bilder und Rezepte und erstelle daraus zusammen mit einem Mädchen aus der 11. Klasse, das superfit im Layouten ist, das große „weltweit lecker“-Rezeptbuch. Dieses wird dann als pdf-Datei an alle teilnehmenden Kochgruppen verschickt. Im Vorfeld hatte jeder einen Kochpartner aus einem anderen Land bekommen, woraus sich der zweite Projektteil ergibt, nämlich, das Partnergericht zu kochen und sich auch mit diesem Land zu beschäftigen. Die Kochpartner nehmen per E-Mail Kontakt zueinander auf und schreiben sich ihre Eindrücke von dem fremden Gericht. Vielleicht entsteht daraus sogar regelmäßige Kommunikation?
Das ganze Projekt wird natürlich im Rahmen des Deutsch- oder DSD-Unterrichts stattfinden und demnach auch auf Deutsch ablaufen. Ziel ist, Deutsch in einem anderem Umfeld und bei einer spaßigen Tätigkeit zu lernen, außerdem natürlich andere Länder kennen zu lernen und Bilder von Stereotypen zu überdenken. Dadurch, dass die Deutschlernende ihre eigene Kultur für so viele Menschen aus anderen Ländern auf Deutsch präsentieren, merken sie, dass sie die Sprache im wirklichen Leben zur Kommunikation einsetzten können. So viele Leute aus so vielen Ländern – eine Sprache und zwar Deutsch. Außerdem finde ich es schön, dass wir Freillige etwas zusammen auf die Beine stellen, das stärkt unser Gemeinschaftsgefühl sicher noch mehr.
Ansonsten ist es jedem Frewilligen selbst überlassen, was mit dem Rezeptbuch geschieht. Man kann es als Broschüre drucken lassen (das haben wir vor), noch mehr Rezepte aus verschiedenen Ländern nachkochen, es privat nutzen oder Unterrichtseinheiten zu fremden Ländern und deren Esskulturen vorbereiten. Es gibt viel Raum für Ideen und Fanatsie, eine weitere Möglichkeit wäre auch, einen Kochwettbwerb unter den Schülern zu veranstalten, vielleicht haben die Freiwilligen, die 12 Monate im Gastland bleiben, dazu die Gelegenheit.
So viel zur Theorie. In der Praxis war ich dann positiv überrascht, denn das Projekt ist wirklich auf viel Motivation und Begeisterung gestoßen.
34 Freiwillige aus 22 Ländern sind jetzt daran beteiligt und alle kulturweit-Kontinente sind vertreten. Es ist sehr gut angelaufen. Ich habe mit meiner Kochgruppe, der DSD-Gruppe der Klasse 8 i, eine Show veranstaltet, in der wir die Kochpartner stilvoll ausgelost haben. Weil es uns viel zu langweilig war, dann einfach nur eine Liste mit den Namen der Partner als Mail zu verschicken, haben wir das Ganze gefilmt und die Videos bei youtube hochgeladen.
Hier sieht man das Ergebnis, auf das ich mächtig stolz bin. Ich finde es auch toll, dass manche Mädchen das Wort „GlücksFEE“ wörtlich genommen haben. Allen hat es Spaß gemacht und ich freue mich auch immer, wenn mir die anderen Freiwilligen in Mails über die Freude der teilnehmenden Kinder berichten. Unser Partnerland hier in Akademgorodok ist übrigens Armenien und wir werden Blinis, die russischen Eierkuchen, zubereiten.
Die große \“weltweit lecker\“-Kochpartner-Auslosungsshow, Teil 1: Anmoderation
Die große \“weltweit lecker\“-Kochpartner-Auslosungsshow, Teil 2: Auslosung

Privet Caroline!
Ich finde deine Projektidee toll und habe sehr großes Interesse an dem Rezeptbuch. Wäre es möglich, dass du es mir zuschickst, wenn es fertig ist?
Kurz zu meiner Person: Ich arbeite als Lehrerin an einer Grundschule in Bremen. Ich bin 26 Jahre alt, komme aus Kasachstan und lebe nun seit 17 Jahren in Deutschland.
Deinen Blog habe ich ganz zufällig entdeckt, als ich nach dem Tag des Lehrers gegoogelt habe. (Ich finde es auch sehr schade, dass es so einen Feiertag in Deutschland nicht gibt! Denn der Lehrerberuf ist schon sehr besonders!)
Seitdem verfolge ich deine Beiträge regelmäßig. Besonders spannend finde ich die Kuriositäten, die eine Deutsche in Russland entdeckt. Es erinnert mich an die ersten Jahre in Deutschland, wo mir viele der deutschen Bräuche und Sitten auch sehr kuriös vorkamen – über manche Dinge wundere ich mich auch heute noch!
Liebe Grüße
Tatjana
Привет, Tatjana!
Ich freue mich sehr, dass mein Blog auch von Leuten gelesen wird, die mich nicht kennen! Natürlich kann ich dir gerne das Rezeptbuch zukommen lassen, deine Emailadresse sehe ich ja. Heute war der erste Tag des Layoutens und ich hoffe, dass es ganz toll werden wird. Ich habe eine sehr begabte Schülerin aus der 11. Klasse, die das Layout zusammen mit mir erstellt. Vielleicht kannst du das Rezeptbuch ja an deiner Schule populär machen und an Lehrerkollginnen weiterempfehlen, falls es so gut wird, wie ich mir das im Moment vorstelle. Ich würde mich darüber wahnsinnig freuen. =)
Ja, das mit den Kuriositäten ist so eine Sache. ich fühle mich hier schon so zu Hause, auch in der Sprache, aber man entdeckt eben doch immer wieder ungewöhnliche Dinge. das macht es ja so spannend und wundervoll.
Dann hoffe ich, dass du weiterhin viel Spaß beim Lesen meines Blogs haben wirst.
Alles Liebe
von Caroline